Schlagwort-Archive: Florenz

Rusovce und Banska Stiavnica

Der Blick vom Berg ins Tal – Landschaft so weit das Auge reicht

So, es geht weiter. Ohne Stress komm ich auch wieder regelmäßig zum Schreiben…

Letzte Woche habe ich ihn entdeckt: den FKK-Badesee von Bratislava. Na ja, nicht 100% FKK, aber das Nacktbaden ist dort ausdrücklich erwünscht, wobei die etwas scheueren Menschen dort auch in Badeklamotten anzufinden sind. Nachdem ich am Donnerstag endlich erfahren hatte, welcher der vielen Seen um Bratislava derjenige welcher ist, packte ich ein Picknick ein, und fuhr mit dem Auto los in Richtung ungarische Grenze. Dort ließ ich mein Auto am Rande des Dorfes Rusovce, etwa 10km südlich von Bratislava, und machte mich zu Fuß auf ins Naturschutzgebiet der Donau-Auen, wo ich denn auch den kleinen ehemaligen Baggersee fand. Ich wollte gleich ein paar Fotos schießen, aber leider ließ mich der Akku meines Handys im Stich. Na ja, vielleicht bin ich morgen nochmal dort, dann kann ich das nachholen.

Dort unten liegen Rusovce und der FKK-See

Ich verbrachte dort also einen sonnigen Nachmittag inmitten der etwa 20 anderen nackigen Sonnenanbeter, die aus dem normalen FKK-Publikum bestanden. Also der Großteil über 60, ein paar Schwule und Lesben und der Rest gestreut durch Geschlecht und Alter. Aber ich denke schon, dass ich einer der Jüngsten dort war, während man in Deutschland ja doch öfter Familien antrifft. Egal…

Wir fahren auf Klassenfahrt

Von Freitag bis Sonntag bin ich dann mal wieder mit dem ISN (International Student Network), die auch schon den Ski-Trip organisiert hatten, auf Tour gewesen. Diesmal ging es in die ehemalige Bergbaustadt Banska Stiavnica, bzw. in eine Hütte an einen benachbarten See namens Pocuvadlo. Wir waren knapp 20 Leute aus diesmal nicht ganz so vielen Nationen wie letztes Mal. Auch waren diesmal 9, also etwa die Hälfte Slowaken dabei. Aber das war auch nicht so schlimm…

Blick vom Zimmer in Richtung See (direkt hinter den Bäumen)

Nach 3,5 Stunden Busfahrt belegten wir erst mal die Zimmer. Die slowakischen Pärchen bekamen Doppelzimmer, der Rest wurde Klassenfahrtsmäßig in Mädchen- und Jungenzimmer aufgeteilt. Ging aber auch genau auf… Danach ging die Grillparty los, aber was war mit mir? Ich fühlte mich irgendwie nicht so gut, und machte lieber ein kleines Nickerchen vor dem Feiern. Als ich eine Stunde später am Grillplatz ankam, war alles schon im Gange. Ich gesellte mich also zu den Leuten, merkte aber schnell, dass es mir zu kalt wurde, obwohl ich direkt am Feuer saß. Egal, ich hatte ja noch ne Jacke dabei… Der ganze Abend wurde noch sehr lustig, Jernej hatte mal wieder eine Magic Box mit hausgebranntem dabei, wir sangen Lieder am Feuer, aßen Würstchen am Spieß und gegrillte Steaks mit selbstgemachten Soßen und tranken in Maßen. Die Gespräche wurden in vier Sprachen geführt: Slowakisch, Englisch, Deutsch und Italienisch. Ja wirklich! Wir hatten einen echten Italiener namens Alessandro dabei, und da drei Slowakinnen und ich auch Italienisch konnten, wechselten wir immer mal wieder dazu. Es war schon lustig, wie die Sprachen generell wechselten, und plötzlich redete ich mit dem Dominik Englisch… 😀 Als Jernej irgendwann merkte, dass ich schwächelte, fing er an, mich fürsorglich zu bemuttern, so dass ich in regelmäßigen Abständen ein Glas seines (übrigens sehr guten) Slivovickas trinken musste, um die Bakterien abzutöten…

Der Biker… (ach ne, ist nur ein Fake) links Petra, hinter mir Nolff, unten Eva

In der Nacht schlief ich sehr gut, nur als ich am nächsten Morgen geweckt wurde, kam ich nicht so richtig auf Tour. Ich hatte mein Bett total durchgeschwitzt, mein Kopf schien jeden Moment zu platzen und Schüttelfrost hatte ich auch. Aber auf die slowakischen Mädels war natürlich Verlass. Erst bekam ich das Frühstück ans Bett gebracht, dann ein paar Paracetamol dazu, mit der genauen Anweisung, wann die zu nehmen seien und die strikte Order, den Tag über im Bett zu bleiben, damit ich abends wieder Partyfähig wäre. Ja, Tante Stanka… Jernej blieb aus Solidarität (oder doch zu viel Magic Box?) auch mal mit einem dicken Kater im Bett, so dass wir beide eine Bergwanderung mit hinreißender Aussicht (s. ganz oben), Mittagessen auf dem Gipfel und Besuch im Wildgehege verpassten.

Diese liebliche Bergwanderung habe ich leider verpasst

Abends ging es mir dann wirklich wieder soweit ganz gut, so dass ich mit den Anderen erst das Eishockeyspiel Slowakei-Norwegen (3:0) sah, und mich dann auch auf ein oder zwei Bierchen im nahen Pub überreden ließ. Dort war erst einmal gar nichts los, bis irgendwann gegen 23h der lokale DJ mit seiner Clique ankam, und ordentlich Krach machte. Na ja, DJ… aber es reichte für ein so anspruchsloses Publikum wie uns, so dass wir schließlich sogar auf Tischen und Bänken tanzten. Ich spielte mit Jernej und zwei Dorfschönheiten noch ein bisschen Billard, und verabschiedete mich dann aber recht früh, so gegen eins vom Geschehen, um nicht auch den letzten Tag zu verpassen.

Auch exotische Tiere aus Litauen gab es wohl zu sehen

Sonntag ging es dann erst in eine stillgelegte Silber- und Goldmine, durch die wir von einem ehemaligen Kumpel geführt wurden, und mittags schließlich auch nach Banska Stiavnica, wo sinnigerweise sonntags die Schlösser und Museen geschlossen sind. So begnügten wir uns mit einem Spaziergang durch das wirklich schöne Städtchen und einem sehr konfusen aber wie immer äußerst leckerem Mittagessen in einem Biergarten, bis wir nachmittags dann wieder die Heimreise antraten.

hm… Bilder von Sonntag fehlen noch – also erst mal Stanka Samstag Abend

In der Nacht auf Montag schwitzte ich das Fieber dann endlich komplett aus, so dass ich jetzt endlich wieder vollkommen fit bin. Ach ja, einen kleinen Tanz in den Mai hatten wir auch. Wir trafen uns Montag Abend mit ein paar Leuten von der Fahrt erst im Hot Shot (Kneipe) und dann im 80ies (Tanzkneipe). Im letzteren hatte ich meinen ersten Absinth-Cocktail hier in der Slowakei. Ne, sorry… Cocktails können die Slowaken nicht. Der in Florenz war zwar doppelt so teuer, dafür aber mindestens dreimal so gut…

Arrivederci!

Das war’s! Bin wieder zurück…
Fazit: Vier Wochen bella Italia haben mich weder hübscher noch intelligenter gemacht. Italienisch kann ich jetzt besser, ich bin um eine Erfahrung reicher in meinem Leben und ich habe mich euch allen so nah gefühlt wie lange nicht, obwohl ich weit weg war. Das Leben ist schon verrückt, aber normale Dinge sind ja auch langweilig…
Mehr davon, bitte!

Der Tag danach

Wie schon erwähnt, bin ich irgendwann nachmittags aus dem Bett gestiefelt. Mena war schon mittags von der Arbeit zurück, weil sie noch das Essen für den Abend vorbereiten wollte. Küche also besetzt, und ich hatte mächtig Kohldampf. Aber zum Glück gibt es ja „Aurelio – Il re di Lampredotto“ auf der Piazza Tanucci, und so holte ich mir ein Lampredotto-Brötchen und eine kleine Flasche Rotwein dazu. Ja, kein Bier mehr…

Eigentlich wollte ich ins Schwimmbad, aber der Schweinehund hat gesiegt, und die Wäsche wollte auch gewaschen und das Zimmer aufgeräumt werden, also blieb ich zu hause. So konnte ich dann ein bisschen Restalkohol abbauen und mich für den Abend ausruhen. (Mena feierte ihren Geburtstag nach) Um Fünf kam dann auch schon die Bruna, um ein bisschen beim Aufbauen zu helfen, und natürlich auch, um den Limoncello zu vollenden! Ja, zwanzig Tage um! Noch einen guten Schuss Zuckerwasser in den Zitronen-Alkohol, und fertig ist das lecker Gesöff. Und ich darf auch was mit nach Hause nehmen, da dürft ihr natürlich auch mal probieren.

Die anderen Gäste trudelten zwischen Sieben und Acht ein. Hauptsächlich meine Familie (Nonna, Tante + Familie, Daddy und Miriam) und ein paar Freunde. Francesco wurde auch eingeladen, und er hat sich sofort prächtig mit meinem Vater verstanden. (Kommen ja auch beide aus Rom) Nach einem typisch üppigen Buffet gab es Live-Musik der „Alt-69er“. Erst spielten mein Vater und Maurizia, dann Maurizia und mein Cousin Andrea, dann Francesco und Andrea, dann Francesco und Maurizia usw… aber immer gute, alte Italienische Schlager, so dass alle außer Miri und mir mitsingen konnten. Na ja, ein paar kannten wir dann doch, zumindest den Refrain. Ich bediente zusammen mit Mario die Percussions (Trommel und Kochtopf) und wir hatten einen lustigen Abend mit Wein, Weib und Gesang… (und einem frisch aus Deutschland importierten Fass Bier)

Um zwei war der Spaß dann vorbei. Die Gäste gingen nach Hause und wir räumten noch auf. War einfach: Es gab mal wieder Plastik-Geschirr und –Besteck. Am Mittwoch sehen wir uns alle auf Maurizias Geburtstag-Party wieder. Francesco darf auch kommen. Lustig…

Und jetzt fahre ich ins Schwimmbad!

Campioni del Mondo

Campioni del Mondo – siamo Campioni del Mondo!

 

Was soll ich noch viel schreiben? Wir sind Weltmeister! Wussten wir doch vorher schon. Und wenn die Italiener dieses Jahr ihre National-Mannschaft nicht sehr geliebt haben, dann tun sie es nach dieser WM eben doppelt so stark wie vorher…

 

Jetzt habe ich auch ein paar Fan-Gesänge lernen können. Mein Liebster war: „La madre di Zidane è’na maiala – la madre di Zidane è’na maiala – la madre di Zidane, la madre di Zidane, la madre di Zidane è’na maiala.“ (Die Mutter von Zidane ist eine Sau) Nur die Italienische Hymne habe ich noch nicht drauf, aber das kann man ja auch noch ändern.

 

Wie ihr euch vorstellen könnt, war hier die Hölle los. Hunderttausende Menschen, die laut singend und jubelnd durch die City von Florenz marschierten, zwischendrin ein paar Vespen und Apen (die kleinen Dreiräder aus der Pizzawerbung) mit so vielen Menschen darauf, wie sie tragen konnten. Überall Italienische oder Azzurri-Fahnen, Menschen mit Trommeln, Trompeten, Kochtöpfen, Rasseln… unglaublich. Bin ich froh, dass ich genau jetzt in Italien bin! Ich habe die ganze Nacht gefeiert, getanzt, getrunken und mich an den Emotionen um mich herum berauscht, bis ich heute Mittag um drei wieder in meinem Bett aufgewacht bin…

 

Es tut mir so leid, dass wir das nicht mit der Deutschen Elf in Deutschland erleben konnten. Was wäre das für ein Ausnahmezustand gewesen. Was wäre bloß in Köln los gewesen, wo das Feiern seinen Ursprung hat. Ich glaube, ich wäre für das Finale schon früher nach Hause geflogen, nur um dabei sein zu können!

Zwei Tage in Florenz

Ich bin Freitag in Arezzo angekommen. Gestern bin ich, nach einem fantastischen Mittagessen bei Nonna, mit der Regionalbahn nach Florenz zu meiner Tante Mena gefahren. Dort ist zurzeit mein Bruder und macht Sprachurlaub bei einem heißen Italiener namens Francesco. Mhh… war der lecker, aber leider 15 Jahre zu alt für mich…

Wir haben das „kleine Finale“ auf einer riesigen PSP gesehen, die an einem alten Stadttor direkt neben dem Arno aufgebaut wurde. Aber vorher mussten wir uns mit einem Stück Pizza stärken und natürlich die Stadt angucken. Vom Piazzale Michelangelo konnte man fast bis nach Bonn gucken, aber die Sonne und Andrés Schönheit haben mich zu sehr geblendet.

3:1, cooles Ergebnis. Obwohl ich 3:0 getippt hatte. Der Japaner hatte nur ein 2:0 für Deutschland vorausgesagt. Und Schweini sah ohne Trikot noch viel besser aus als sonst. Und der doofe Schiri war so neidisch, dass er ihm dafür direkt mal ne gelbe Karte gegeben hat. So ein Doof!

Nachher sind wir feiern gegangen. Es gab ein Straßenfest von Francescos Freundinnen und Freunden mit Live-Band, Longdrinks mit guter Mischung und einem besoffenen DJ, der trotz Alki noch ganz gut tanzen konnte. Francesco wurde erstmal von zwei Spanierinnen geduscht, wo er dachte, dass noch was geht. Aber sie haben ihn nur verarscht… Sehr lustig! Die Polizei hat mal wieder den Spielverderber gemacht und die Veranstaltung gegen halb zwei aufgelöst. Wie hummelig!

Gleich nehm ich den Zug, um in Arezzo mit Babbo Toni und den Rackern das große Finale zu schauen. Ist ja klar, wer Weltmeister wird: Allez les bleus! (Nur Spaß!: Forza Azzurri!)

Arrivederci, Miriam (Schwester)

Der Italiener in mir

Gestern war ein ruhiger Tag. Der bewölkte Himmel hatte mich davon abgehalten, ins Schwimmbad zu fahren. Ich würde gerne ein bisschen mehr Kultur machen, aber die unendlich langen Schlangen vor den Museen und Palästen halten mich davon ab. Teilweise muss man bis zu vier Stunden (Uffizien) warten, bis man hinein kommt und selbst in jeder kleinsten Kirche noch muss man Eintritt zahlen. Und da spielt es auch keine Rolle, ob man morgens schon um acht da ist, oder erst nachmittags um zwei geht. Die Florentiner sagen, dass das wirklich das ganze Jahr über so ist, und man Geduld haben muss, wenn man sich etwas angucken will. Na, ich habe immerhin schon die Boboli-Gärten, ein paar Kirchen und die Villa Stibbert gesehen. Und die anderen Gebäude sind von außen ja auch schon ziemlich beeindruckend.

Gestern bin ich jedenfalls zu Hause geblieben, habe ein bisschen am Computer geschrieben und mein gemütliches Bett ausgiebig mit dem „Rad der Zeit“ und meinem Rollenspiel genossen. Abends waren wir dann wie angekündigt Menas Geburtstag feiern. Wir waren mit ein paar ihrer Freunde außerhalb von Florenz in einem Land-Gasthaus zur Cena. Eigentlich hatten wir draußen einen Tisch mit Florenz-Blick reserviert, aber die Italiener hatten Angst, dass es regnen könnte. Es waren ja auch ein paar Wolken am Himmel. Und Jacken hatten sie angezogen, denn außerhalb der Stadt ist es ja viel kühler, vor allem ein bisschen auf den Hügeln. Wir hatten ja auch nur noch 22 oder 23 Grad, das war schon sehr unangenehm… Ne ne, die Italiener, was soll ich dazu sagen?

Ich merke auf jeden Fall, dass ich immer Italienischer werde! Und woran? Am Essen natürlich. Ich trinke viel eher Wein als Bier, ich esse Brot während der Mahlzeit dazu, und mein Körper verlangt seit neuestem nach einem Teller Nudeln immer nach einem zweiten Gang… Sehr schockierend, das Ganze. Ich bin doch erst drei Wochen hier. Aber sein Blut kann man nicht verleugnen.

Nach der ausgiebigen Cena fuhren mich Mena und Lorenzo noch in die Stadt zum Fest der Associazione von Francesco. Das fand dank des regenfreien Abends diesmal komplett im Freien statt, und so konnten die Bands auch alle auftreten. Sie machten sehr stimmungsvolle Tanzmusik mit spanischen und arabischen Klängen, aber italienischen Texten. Unglaublich aber war: Die Italiener tanzten sogar. Das ist wirklich eher ungewöhnlich hier!

Danach ab ins Bett und heute wohl noch mal ins Schwimmbad. Die Wolken sind weg und wir haben wieder 35 Grad mit Sonnenschein. Sehr schön!

Und heute Abend heißt es wieder: „Auf geht’s Deutschland schieß ein Tor – schieß ein Tor – schieß ein To-o-or…“

Piove

„Piove – senti come piove – Madonna come piove – Senti come viene giù, uh.” (Jovanotti)

Zwei Schlagzeilen heute. Erstens: Es hat geregnet! Und gewittert! Aber frag nicht nach Sonnenschein! Die ganze Nacht durch, und jetzt ist der ganze Himmel noch bewölkt und man hört den fernen Donner-Groll. Dafür hat es sich deutlich abgekühlt. Heute hatten wir nur 32 Grad und einen angenehm kühlen Wind. Wenn jetzt die Sonne wieder rauskommen würde, wäre es das perfekte Alltags-Wetter.

Zweitens: Heute hat meine letzte Woche hier angefangen. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich wieder nach Hause komme. Es ist noch so fern, aber ich bin trotzdem gespannt, euch alle wieder zu sehen. Heute Abend kommen mein Vater und meine Schwester in die Toskana und wahrscheinlich sehen wir uns für die letzten beiden Final-Spiele der WM und natürlich am Mittwoch, wenn die Maurizia ihren Geburtstag feiert.

Ach ja: Heute hat die Mena Geburtstag. Aber sie musste trotzdem zur Arbeit. Sie hat es sich so ausgesucht. Bei ihr kann jeder machen was er will. Sie kann nichts dafür. Der arme Hai. (frei nach Helge Schneider) Wir werden nachher schön essen gehen, und dann werde ich wieder zum Fest von Francescos Verein gehen.

Das Fest. Gestern hat es angefangen. Ich hab vorher den ganzen Tag zu Hause verbracht. Es waren immer noch die Nachwirkungen der durchzechten Nacht. Dann bin ich mit Francesco in den Coop gefahren, um 10 Wassermelonen und allerlei Plastik-Geschirr und Besteck zu kaufen. Also, in diesem Verein sind unter anderem auch sehr alternative Leute. Als wir mit unserer Ware auf der Piazza ankamen, waren zwei von ihnen gerade dabei, von einem möglichen ökologischen Leben in Florenz zu erzählen. Man solle halt nicht nur im Coop einkaufen gehen, sondern die Bio-Bauern in der Toskana unterstützen, um die Natur nachhaltig… usw… Bitte? Was ist das für ein Widerspruch! Wir veranstalten ein Fest, kaufen die Wassermelonen beim Coop garantiert Nicht-Bio und essen unser Essen mit Plastik-Gabeln aus Einweg-Geschirr? Na ja, wenigstens bekam man einen Nachlass auf die Getränke, wenn man seinen Becher noch einmal benutzte…

Das Essen war super. Es waren ca. 40 Leute aus dem Verein da, und jeder hatte was fürs Buffet vorbereitet und mitgebracht. (Francesco hatte zwei Schüsseln kalte Pasta mit Tomaten, frischem Käse und Pesto gemacht) Dazu noch mal so viele Gäste, und wir konnten uns richtig den Bauch voll schlagen. Und dann wurde zu Live-Musik getanzt bis um Mitternacht das Gewitter einsetzte. Schnell räumten wir den Platz, brachten die Elektronik in die Vereinsräume und warteten, bis der erste Schwall vorüber war. Dann beschallten und beleuchteten die DJs (die auch schon bei diesem Aperitivo und beim Halbfinale aufgelegt hatten) die Piazza aus einem Fenster heraus, und wir tanzten auf dem nassen Pflaster. Das schöne war, das es uns nichts ausmachte, dass wir pitschnass waren, weil es ja trotzdem warm war. Selbst um sechs Uhr heute Morgen, als ich zu Hause ankam, hatten wir bestimmt noch 25 Grad. Aber die Klamotten konnte ich sofort in die Waschmaschine schmeißen…

Der große Kater

Was soll ich schreiben? Deutschland spielt nicht im Finale! Und hier war die Hölle los…

Dienstag war ich erst mit Francesco im Schwimmbad. Danach habe ich mich fein gemacht und wir sind nach Sesto Fiorentino – einem Vorort von Florenz – gefahren, wo die Leute von Francescos Verein in einem Park eine Leinwand mit Bar und Sitzen davor aufgebaut hatten. Vor, während und nach dem Spiel gab’s Musik –Swing, Canti Italiani und Ähnliches – und generell war da auch ganz gut was los. Ich hatte erwartet, dass es auch was zu essen gibt und hatte vorher noch nichts im Magen, aber sie hatten dort nur einen kleinen Aperitivo: Nachos, Oliven, saure Gürkchen, eingelegte Tomaten etc. Sehr lecker, aber nicht sehr sättigend, und ich brauchte doch eine Grundlage! Und die Longdrinks hatten es dort auch gut in sich!

Ich hatte mein Italien-Shirt drunter und das Deutschland-Trikot darüber angezogen. Francesco und ich waren dort die einzigen, die für Deutschland hielten. Ich hatte aber immer die guten Aktionen beider Mannschaften beklatscht – was mir das Gelaechter meiner Sitznachbarn einbrachte („Grande Cannavaro“ und „Super-Lehmann“) – während Francesco behauptete, er könne für diese Italienische Mannschaft nicht jubeln (zu viel Juve und Skandal im Spiel – Juve soll wahrscheinlich in die dritte Liga Zwangsabsteigen). Bis zur 119. Minute sah es so aus, als ob das Spiel meinem Empfinden entsprechen würde, und dann: PENG – PENG! Doppel-Klatsche! Grosso, Del Piero – aus! Ich war wirklich schockiert! Kein „It’s your Heimspiel“ mehr und kein 4. WM-Titel für Deutschland! Francesco war außer sich. Er trat einen Plastikstuhl so heftig, dass er bestimmt zwanzig Meter weit flog. Die Italiener konnten sich auch nicht mehr halten. Die DJs legten auf und wirklich alle (außer Francesco – selbst Giuglia konnte den armen Mann nicht trösten) tanzten wie verrückt auf dem Rasen herum und betranken sich an ihren Gefühlen.

Francesco montierte später seine Fahne trotzig an seinem Dachgepäckträger und fuhr mit uns in die Stadt. Das brachte uns in mehrere brenzlige Situationen, als alkoholisierte Italiener versuchten diese zu klauen und zu verbrennen. Zum Glück hatte ich mein Italien-Shirt an! Francesco fuhr erst Giuglia und ihre Cousinen nach Hause und ließ sich dann von mir überreden, noch ins Zentrum mitzukommen und den Italienischen Sieg zu feiern. Wir trafen uns mit den anderen Deutschen in einem Pub, tranken ein paar Longdrinks und zogen mit zig-tausenden jubelnden und grölenden Italienern durch die Straßen von Florenz. Francesco verabschiedete sich gegen halb drei (glaube ich), weil er gestern trotz allem arbeiten ging. Ich „musste“ bis 7 Uhr durchfeiern, weil um acht Handwerker zu uns kamen. Mit weiteren zwei Flaschen Weiß-Wein und genug feierfreudigen Menschen in der Stadt war das auch kein Problem.

Stark alkoholisiert trat ich gegen halb acht meinen Heimweg an. In den Bars frühstückte die arbeitende Bevölkerung und schüttelte nur den Kopf über einen mit glasigen Augen im Zickzack laufenden Tifoso, der – weil es schon so warm war – sein Italien-Shirt geschultert hatte und früh am Morgen seinen prächtigen Bauch der Öffentlichkeit präsentierte… Im Bus traf ich Marianna, unsere Putzfrau, die auch nur lachte, als ich ihr erzählte, warum ich so früh noch unterwegs war. Zu hause warteten auch schon die Handwerker auf mich. Ich ließ sie rein und legte mich auf die Couch, auf der ich innerhalb kürzester Zeit friedlich einschlummerte. Zum Glück schaute unser Nachbar ab und zu nach dem Rechten – ich war dazu nicht mehr in der Lage. Ach ja, und Mena rief gegen 9 an. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil ich noch nicht zurück war, als sie aus dem Haus ging. Sie hatte schon bei Bruna im Büro angerufen, und gefragt, ob der Francesco bei der Arbeit wär – sie arbeiten ja zusammen – und der hatte ihr zum Glück gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen solle, mir würde es gut gehen.

Gegen 12 kam dann Marianna und ich konnte endlich ins Bett. Die Handwerker hauten um eins ab, ich schlief nur bis um zwei, und traf mich dann mit Francesco wieder im Schwimmbad, wo ich noch ein bisschen in der Sonne ratzte. Mir ging es den ganzen Tag lang so übel! Ich hatte einen Riesen-Kater und konnte bis zum Nachmittag keine feste Nahrung zu mir nehmen. Selbst der Konsum von kaltem, klaren Wasser bereitete mir ein flaues Gefühl im Magen. Aber ich hatte ja auch gut gebechert: Einen halben Liter Bier, insgesamt vier ganz schön ordentlich gemixte Wodka-Lemon und zum Schluss ungefähr noch eine Flasche Wein. Eine ungesunde Kombination!

Viel mehr war nicht. Doch! Ich hab endlich meine Fotos abholen können nach dem Schwimmbad. Sie waren tatsächlich fertig! Ich hab sie auch direkt eingescannt und stell sie gleich auch in die Galerie… Danach noch ein Abendessen bei Bruna und Mario mit interessanten Meeresfrüchten in der Pasta und Muscheln hinterher – ich weiß nicht, wieso mir da nicht wieder schlecht wurde, aber ich konnte das Alles ohne Probleme essen – und das zweite Halbfinalspiel auf Großleinwand. Schade, ich hätte gerne Portugal im Finale gesehen. Wer weiß jetzt, wie die WM ausgeht? Vorher war klar: Wir sind Weltmeister, aber jetzt? Kommt immer Alles anders als man denkt…

Jetzt sind wieder die Handwerker da, aber ich war ja früh im Bett und konnte ohne Probleme um 8 die Tür aufmachen. Ist erstmal nix mit innerem Wecker. Morgen vielleicht wieder…

So, eine Woche noch, Jungs und Mädels! Dann geht’s wieder zurück in die Heimat. Kein Lampredotto und kein dolce Vita mehr. Dann gibt’s wieder gute deutsche Kost und deutsche Ordnung. So wie ich nun einmal bin und ihr mich kennt 😉 Aber eins muss ich sagen: Die Italienische Bahn ist pünktlich. Trotz dolce Vita und akademischer Viertelstunde! Nicht so wie unsere DB…

Das große Spiel

Oh Gott, heute ist das große Spiel! Deutschland gegen Italien. Das wird eine Achterbahnfahrt für meine Nerven! Na, wenigstens kommt eins der beiden Teams ins Finale. Ich werd wieder zur Leinwand fahren, nur welches Hemd soll ich anziehen? Am besten neutral…

Gestern bin ich wieder mittags mit Francesco ins Schwimmbad gefahren. Diesmal in das am Stadion. Das hat mir bisher am besten gefallen. Bellariva ist auch schön, aber bei dem gestern gab es neben einer riesigen Liegewiese auch ein Springerbecken, mit bis zu 10m hohem Sprungturm. Leider war nur der Fünfer offen, aber das war auch schon ganz in Ordnung. Komischerweise liegen die Italiener lieber am Beckenrand als auf der Wiese. Ist doch viel zu hart!

Francesco ist dann so gegen fünf abgehauen, weil sie das Vereinsfest vorbereiten wollten, was ab Donnerstag stattfindet. Ich bin noch ein bisschen geblieben und dann zum Abendessen nach Hause. Mena kocht wirklich fantastisch! Danach bin ich noch mit ein paar Leuten ein paar Cocktails trinken gewesen. Erdeer-Caipiroska, was sonst! Aber wir haben nicht so ewig lang gemacht…

Gestern war ich noch mal im Fotoladen. Was glaubt ihr? Richtig – keine Fotos da! Vielleicht heute Nachmittag… Und danach: Auf geht’s Deutschland schieß ein Tor – schieß ein Tor – schieß ein To-o-or… Und Lukas Podolski!

Ein volles Wochenende

Was für ein Wochenende! Ich bin kaum zur Ruhe gekommen. Aber es war ja auch voller Erlebnisse! Und ich musste euch leider ein bisschen im Stich lassen. Aber ich habe gehört, dass der Sommer sich in Deutschland endlich breit gemacht hat, und da hattet ihr an diesem Super-Sonne-Wochenende sicherlich auch besseres zu tun, als vor dem Computer zu hocken und von der Sonne in Italien zu lesen…

Am Freitag hat es sich also bewahrheitet: Wir fahren nach Berlin. Also Italien oder Deutschland, das steht schon mal fest. Und wo wir schon so gut spielen, werden wir auch Weltmeister! Aber ich muss ja ganz ehrlich sagen, ich glaube Deutschland macht es. Auch wenn sie sich gegen Argentinien so ausgepowert haben, und Italien frisch aufgespielt hat gegen die Ukraine; „wir“ haben den Heimvorteil. Ja, und so habe ich also erst mit den Leuten von der Sprachschule das Deutschland-Spiel von einem schattigen Plätzchen aus auf meiner geliebten Großleinwand angeschaut und habe fast einen Herzinfarkt erlitten, so spannend war die Partie. Um uns herum lauter Argentinien-Sympathisanten, die nach dem 1:0 laut Stimmung gegen Deutschland gemacht haben, und die anderen Deutschen in der prallen Sonne, die lautstark dagegen gehalten haben. Dann das 1:1, wunderschön durch Klose, und es war totenstill um uns herum. (Ich hatte vorher noch zu meiner Nachbarin gesagt: „Die wissen halt noch nicht, dass sie verlieren werden.“) Und dann Super-Lehmann mit zwei gehaltenen Elfmetern! Was für eine Spannung auf dem Feld. Danach gab’s leider nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch bei uns ein paar randalierende Argentinier, die sich aber zum Glück recht schnell beruhigten. Dafür aber umso größere Freude auf unserer Seite. Mit Fahnen und Tröten und Gesang! Lukas Podolski! Und Deutschland – Deutschland! Sind doch einige Deutsche hier in Florenz…

Plötzlich merkten wir, dass um uns herum Decken ausgebreitet und Plätze reserviert wurden. Na klar, war ja auch schon fast acht, und das Italien-Spiel fing um neun an. Ich hatte zum Glück auch zwei Handtücher dabei, und so reservierten wir auch unseren Platz, während ich mit einer Süd-deutschen Pizza und Bier holen ging. Es gesellten sich noch ein paar Florentinische Bekannte von mir dazu, und wir sahen ein schönes Spiel auf Italienischer Seite. Danach ging hier richtig die Post ab! So viele Menschen! Ich weiß gar nicht, wo die alle herkamen. Die ganze Stadt war voll von feiernden Menschen. Wir zogen dann noch in ein Pub und tranken bis in den frühen Morgen auf unsere beiden erfolgreichen Teams. (Ich glaube, die Kirsten hat auch ein bisschen was fürs Internet-Radio aufgenommen. Vielleicht kann man uns ja jubeln hören… Wie gesagt: www.kiza.de)

Samstag holte mich dann Francesco aus meinem wohlverdienten Schlaf. Er rief gegen Elf an und fragte, ob ich Lust auf Schwimmbad hätte. Er wär gegen eins da. Ok, ich schmiss mich noch mal ins Bett und erwachte um eins. Mist, wollte doch schon da sein… Also schnell Tasche packen und ab in den Bus. Dort erhielt ich dann eine SMS von Francesco, dass es etwas später werden würde, er wär so gegen zwei erst da… Sehr sympathisch dieser Mann! So war ich sogar kurz vor ihm da und konnte mir noch ein Panino und ein Bier an der Bar holen. Wir waren zur Abwechslung mal wieder nur zu zweit, und so konnten wir ganz ungestört ein paar Männergespräche führen. Die wichtigen Dinge halt: Politik, Der Sinn des Lebens, Trinken, Frauen, Autos usw… und Giuglia natürlich! Was für eine Tele-Novelle! Jeden Tag hört es spannend auf, und man muss am nächsten Tag wieder einschalten, um nichts zu verpassen!

Ich musste schon relativ früh wieder nach Haus, denn wir hatten noch eine zweite Überraschung für meine Nonna. Sie hatte uns alle am Samstag zur Cena eingeladen (wegen ihrem Geburtstag), aber wir haben alle gesagt, wir hätten was zu tun und könnten leider nicht. Und dann als sie Samstag in der Abendmesse war, sind wir mit dem Abendessen aus Florenz gekommen, haben alles bei der Maurizia aufgebaut und ihr eine Überraschungs-Cena bereitet. So ist sie, meine Familie. Immer für einen Spaß zu haben. Dadurch habe ich leider den schönen Sieg der Portugiesen verpasst. Na wenigstens haben wir uns noch anschauen können, wie Henry die Brasilianer aus der WM geschossen hat! Andrea und ich haben das Spiel auf der Playstation nachgespielt, und haben mit Frankreich im Elfmeterschießen gewonnen. Also eine eindeutige Sache! Ich tippe auf das Final-Spiel Deutschland gegen Frankreich, und da wird es 2:0 für Deutschland ausgehen. (Mein erster WM-Tipp)

Danach (wieder in Florenz) bin ich mit ein paar Leuten in eine Tanzbar namens „Slowly“ gegangen. Endlich mal House-Musik und Cocktails! Sogar zu einem moderaten Preis (je 7Euro) – für Florentiner Verhältnisse. Hier in Florenz machen sie angeblich den besten Erdbeer-Caipiroska. Er ist wirklich gut. Nicht zu süß und nicht zu bitter. Eine gute Mischung. Da war dann noch ein Florentiner dabei, der Buch über die Mädchen führt, die er schon im Bett hatte. Mit Foto, Beschreibung und Sätzen wie „Die Beste“ oder „Konnte gut blasen“ Und dieses Buch zeigt er dann den Mädchen, die er kennen lernt… Ein sehr verrückter Kerl! Und da sag noch jemand, ich wäre durchgedreht!

Heute hab ich wieder lang geschlafen. Wie ihr vielleicht gemerkt habt, schaffe ich es wenigstens am Wochenende meinen inneren Wecker zu ignorieren, und bis mittags zu schlafen. Mena und Lorenzo waren wieder bei seiner Mutter, und ich hab wie letzte Woche einen Gammel-Sonntag gemacht. Dachte ich erst! Ich war keine Stunde mit Musik, Buch und Schreibblock im Garten der Villa Stibbert, da klingelte mein Handy. Ich hatte irgendwann mal erwähnt, dass ich das Ding loswerden wollte, oder? Ja, ich will immer noch! Es war – wer sonst? – Francesco, und fragte, ob ich mit ihm, Giuglia – wem sonst? – und ihren beiden Cousinen aus Kanada auf ein Jazz-Konzert in einem Amphitheater in Fiesole fahren möchte. Ein schöner Mix: Zwei Italiener, die Italienisch, Deutsch und ein bisschen Englisch können, ein Halb-Italiener, der Deutsch, Englisch und Italienisch kann, und zwei Kanadierinnen, die Englisch, Französisch und ein bisschen Italienisch können. Es gab dann immer so schöne Sätze wie: „Andiamo in una Gelateria, um ein Ice-Cream zu holen.“

Ach so, das Konzert war fantastisch! Fiesole liegt in den Bergen über Florenz mit 1A-Panoramablick über die Stadt! Der Klang im Amphitheater war einzigartig, und die Musiker – eine Dreier-Combo bestehend aus einem italienischen Pianisten und zwei Dänen an Kontrabass und Schlagzeug – waren verdammt gut, mit klasse Musik und lustiger Show. Vor allem wenn der Italiener versuchte, einen Dänischen Titel anzusagen… Danach holten wir uns noch ein Eis in Florenz. Leider nicht bei De Medici – dort gibt es das beste Eis Florenzes, aber die hatten schon zu – sondern hier bei mir um die Ecke. Francesco brachte erst mich und dann die beiden Cousinen nach Hause. Was jetzt gerade passiert werde ich dann morgen erfahren. Die Tele-Novelle geht weiter!

So far – gute Nacht und eine sonnige Woche. Hab euch alle lieb!