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Rusovce und Banska Stiavnica

Der Blick vom Berg ins Tal – Landschaft so weit das Auge reicht

So, es geht weiter. Ohne Stress komm ich auch wieder regelmäßig zum Schreiben…

Letzte Woche habe ich ihn entdeckt: den FKK-Badesee von Bratislava. Na ja, nicht 100% FKK, aber das Nacktbaden ist dort ausdrücklich erwünscht, wobei die etwas scheueren Menschen dort auch in Badeklamotten anzufinden sind. Nachdem ich am Donnerstag endlich erfahren hatte, welcher der vielen Seen um Bratislava derjenige welcher ist, packte ich ein Picknick ein, und fuhr mit dem Auto los in Richtung ungarische Grenze. Dort ließ ich mein Auto am Rande des Dorfes Rusovce, etwa 10km südlich von Bratislava, und machte mich zu Fuß auf ins Naturschutzgebiet der Donau-Auen, wo ich denn auch den kleinen ehemaligen Baggersee fand. Ich wollte gleich ein paar Fotos schießen, aber leider ließ mich der Akku meines Handys im Stich. Na ja, vielleicht bin ich morgen nochmal dort, dann kann ich das nachholen.

Dort unten liegen Rusovce und der FKK-See

Ich verbrachte dort also einen sonnigen Nachmittag inmitten der etwa 20 anderen nackigen Sonnenanbeter, die aus dem normalen FKK-Publikum bestanden. Also der Großteil über 60, ein paar Schwule und Lesben und der Rest gestreut durch Geschlecht und Alter. Aber ich denke schon, dass ich einer der Jüngsten dort war, während man in Deutschland ja doch öfter Familien antrifft. Egal…

Wir fahren auf Klassenfahrt

Von Freitag bis Sonntag bin ich dann mal wieder mit dem ISN (International Student Network), die auch schon den Ski-Trip organisiert hatten, auf Tour gewesen. Diesmal ging es in die ehemalige Bergbaustadt Banska Stiavnica, bzw. in eine Hütte an einen benachbarten See namens Pocuvadlo. Wir waren knapp 20 Leute aus diesmal nicht ganz so vielen Nationen wie letztes Mal. Auch waren diesmal 9, also etwa die Hälfte Slowaken dabei. Aber das war auch nicht so schlimm…

Blick vom Zimmer in Richtung See (direkt hinter den Bäumen)

Nach 3,5 Stunden Busfahrt belegten wir erst mal die Zimmer. Die slowakischen Pärchen bekamen Doppelzimmer, der Rest wurde Klassenfahrtsmäßig in Mädchen- und Jungenzimmer aufgeteilt. Ging aber auch genau auf… Danach ging die Grillparty los, aber was war mit mir? Ich fühlte mich irgendwie nicht so gut, und machte lieber ein kleines Nickerchen vor dem Feiern. Als ich eine Stunde später am Grillplatz ankam, war alles schon im Gange. Ich gesellte mich also zu den Leuten, merkte aber schnell, dass es mir zu kalt wurde, obwohl ich direkt am Feuer saß. Egal, ich hatte ja noch ne Jacke dabei… Der ganze Abend wurde noch sehr lustig, Jernej hatte mal wieder eine Magic Box mit hausgebranntem dabei, wir sangen Lieder am Feuer, aßen Würstchen am Spieß und gegrillte Steaks mit selbstgemachten Soßen und tranken in Maßen. Die Gespräche wurden in vier Sprachen geführt: Slowakisch, Englisch, Deutsch und Italienisch. Ja wirklich! Wir hatten einen echten Italiener namens Alessandro dabei, und da drei Slowakinnen und ich auch Italienisch konnten, wechselten wir immer mal wieder dazu. Es war schon lustig, wie die Sprachen generell wechselten, und plötzlich redete ich mit dem Dominik Englisch… 😀 Als Jernej irgendwann merkte, dass ich schwächelte, fing er an, mich fürsorglich zu bemuttern, so dass ich in regelmäßigen Abständen ein Glas seines (übrigens sehr guten) Slivovickas trinken musste, um die Bakterien abzutöten…

Der Biker… (ach ne, ist nur ein Fake) links Petra, hinter mir Nolff, unten Eva

In der Nacht schlief ich sehr gut, nur als ich am nächsten Morgen geweckt wurde, kam ich nicht so richtig auf Tour. Ich hatte mein Bett total durchgeschwitzt, mein Kopf schien jeden Moment zu platzen und Schüttelfrost hatte ich auch. Aber auf die slowakischen Mädels war natürlich Verlass. Erst bekam ich das Frühstück ans Bett gebracht, dann ein paar Paracetamol dazu, mit der genauen Anweisung, wann die zu nehmen seien und die strikte Order, den Tag über im Bett zu bleiben, damit ich abends wieder Partyfähig wäre. Ja, Tante Stanka… Jernej blieb aus Solidarität (oder doch zu viel Magic Box?) auch mal mit einem dicken Kater im Bett, so dass wir beide eine Bergwanderung mit hinreißender Aussicht (s. ganz oben), Mittagessen auf dem Gipfel und Besuch im Wildgehege verpassten.

Diese liebliche Bergwanderung habe ich leider verpasst

Abends ging es mir dann wirklich wieder soweit ganz gut, so dass ich mit den Anderen erst das Eishockeyspiel Slowakei-Norwegen (3:0) sah, und mich dann auch auf ein oder zwei Bierchen im nahen Pub überreden ließ. Dort war erst einmal gar nichts los, bis irgendwann gegen 23h der lokale DJ mit seiner Clique ankam, und ordentlich Krach machte. Na ja, DJ… aber es reichte für ein so anspruchsloses Publikum wie uns, so dass wir schließlich sogar auf Tischen und Bänken tanzten. Ich spielte mit Jernej und zwei Dorfschönheiten noch ein bisschen Billard, und verabschiedete mich dann aber recht früh, so gegen eins vom Geschehen, um nicht auch den letzten Tag zu verpassen.

Auch exotische Tiere aus Litauen gab es wohl zu sehen

Sonntag ging es dann erst in eine stillgelegte Silber- und Goldmine, durch die wir von einem ehemaligen Kumpel geführt wurden, und mittags schließlich auch nach Banska Stiavnica, wo sinnigerweise sonntags die Schlösser und Museen geschlossen sind. So begnügten wir uns mit einem Spaziergang durch das wirklich schöne Städtchen und einem sehr konfusen aber wie immer äußerst leckerem Mittagessen in einem Biergarten, bis wir nachmittags dann wieder die Heimreise antraten.

hm… Bilder von Sonntag fehlen noch – also erst mal Stanka Samstag Abend

In der Nacht auf Montag schwitzte ich das Fieber dann endlich komplett aus, so dass ich jetzt endlich wieder vollkommen fit bin. Ach ja, einen kleinen Tanz in den Mai hatten wir auch. Wir trafen uns Montag Abend mit ein paar Leuten von der Fahrt erst im Hot Shot (Kneipe) und dann im 80ies (Tanzkneipe). Im letzteren hatte ich meinen ersten Absinth-Cocktail hier in der Slowakei. Ne, sorry… Cocktails können die Slowaken nicht. Der in Florenz war zwar doppelt so teuer, dafür aber mindestens dreimal so gut…

Francesco

Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Heute war echt ein erlebnisreicher Tag. Eigentlich wollte ich von den vielen Schwulen in den Cascine erzählen, aber dann saß so einer beim Abendessen direkt neben mir und wird mir in den nächsten vier Wochen Italienisch beibringen! Na gut, ich mach das ganze mal ein bisschen chronologisch!

Gestern Abend habe ich mich also auf den Weg zur versprochenen Großleinwand gemacht. War leider wieder Fehlanzeige. Auf dem Platz vor Santo Spirito gab es nur eine Bühne für Live-Musik. Hm, nicht so ganz, was ich gesucht hatte. Aber auf dem Weg dorthin lief ich an einem Irish Pub vorbei, das das Spiel zeigte. Das war nur ein paar hundert Meter entfernt, direkt zwischen Ponte Vecchio und Santo Spirito und nannte sich verheißungsvoll “Friends“. Das Bier gab es allerdings nicht zum Freundschaftspreis, sondern 0,4 Liter für unsportliche 4,50€. Da musste ich erst einmal schlucken. Ich stellte mich an einen Tisch zu einem Pärchen so um die dreißig, die, wie sich herausstellte, aus Polen kamen und gut deutsch sprachen. Im Laufe des Spiels merkte ich schnell, dass die anderen Trinkgenossen alle fast ausschließlich aus Deutschland kamen. Selbst das Pärchen an meinem Tisch wohnt in Hannover. Na ja, die Armen mussten in der letzten Minute alle WM-Hoffnungen der Polen platzen sehen. Und das obwohl der polnische Torwart doch so gut gehalten hatte und so ein drei oder sogar vier zu null verhindert hatte. Nach dem Spiel war dann leider mein Kleingeld ausgegeben. Ich nehme immer nur ein paar Euro mit in die Stadt, weil ich doch ein bisschen Respekt vor Taschendieben hab. Die Stadt ist schon ziemlich voll von Menschen – ist schließlich gerade Hauptsaison – und da muss man ein wenig vorsichtig sein. Von den anderen Deutschen hab ich erfahren, dass auf dem Piazzale Michelangelo hoch über der Stadt wohl tatsächlich eine Großleinwand stehen soll. Na, ich bin gespannt!

Mena und Lorenzo waren gestern Abend im Theater und kamen erst recht spät, sogar nach mir zurück, obwohl heute in Italien kein Feiertag war. Die Mücke hat gestern aus dem Waffenstillstand scheinbar eine bedingungslose Kapitulation gemacht. In der Nacht gab es jedenfalls keine Zwischenfälle mehr. Erst heute Abend auf der Terrasse wurde ich erneut gestochen. Mein innerer Wecker funktioniert prima. Obwohl die Sonne schon ziemlich früh von der Terrasse in mein Zimmer scheint, weckt er mich erst so gegen zehn, halb elf. Eine perfekte Zeit, um aufzustehen. Heute hab ich mir zum Mittagessen ein paar Tortiglioni mit Menas leckerer Tomatensoße von gestern Abend gemacht und auf der Terrasse mit angenehmem Chill- House verdrückt. Lorenzo kam schon so gegen zwei von der Arbeit und fuhr kurz darauf weiter zu seiner Mutter, die schon 93 Jahre alt ist (!) und ab und zu ein bisschen Hilfe gebrauchen kann. Die Mittagshitze hier ist einfach unerbärmlich, und so blieb ich dann auch bis kurz vor vier in der Verhältnismäßig kühlen Wohnung und schrieb ein bisschen für unser Rollenspiel.

Ich hatte mir vorgenommen, heute eine Prepaid-Karte von der italienischen Telekom für mein Handy zu kaufen, weil meine Eltern die auch von denen haben, aber das war leider nicht so ganz einfach. Die kleinen Läden hatten alle von eins bis um vier Mittagspause, aber so genau mit der Zeit nimmt das hier niemand, und so hatten die Geschäfte alle um kurz nach vier noch geschlossen. Da es aber noch viel zu heiß zum draußen warten war, ging ich in den großen Oviesse an der Piazza hier im Viertel, der keine Mittagspause macht, und schaute mir ein paar Oberteile an. Eigentlich wollte ich mir noch nichts kaufen, weil ich ja noch ein bisschen hier bin, aber da gab es ein Hemd, das musste ich einfach anprobieren, und so bin ich froh, dass ich mit zwei nicht ganz vollen Taschen angereist bin. Da wird sicherlich noch mehr folgen. Um viertel nach Vier hatten dann die Läden auf, nur leider verkaufte der eine Telefonladen nur Vodafone und der zweite nur Wind, aber die Dame sagte mir zum Glück, wo ich einen Laden finden würde, der auch TIM (Telecom Italia Mobile oder so ähnlich heißt das) verkauft. Aber der hatte leider auch um kurz vor halb fünf noch nicht offen, und so kaufte ich mir eine Flasche Cola im Tabacchi nebenan und wartete in der immer noch prallen Sonne auf den Ladenbesitzer. Als der halbe Liter bereits wieder ausgeschwitzt, der werte Herr um kurz vor fünf immer noch nicht anwesend und meine Füße schon von Verbrennungen fünften Grades gezeichnet waren, entschloss ich mich dann doch, wieder nach Hause zu gehen.

Meine Tante, die inzwischen auch von der Arbeit gekommen war, nahm mich mit zum Einkaufen in den COOP um die Ecke. Dort kauften wir die Zutaten für den Festschmaus heute Abend und ein paar Köstlichkeiten für mich: Schoko-Müsli, gefüllte Croissants und Nutella fürs Frühstück. Im COOP haben die ein interessantes System. Wenn man sich registrieren lässt, kann man am Eingang ein kleines Gerät ausleihen, mit dem man die Waren direkt beim Einladen in den Einkaufswagen scannt. So sieht man direkt, wie viel man zahlen muss und an der Kasse gibt man einfach das Gerät ab und zahlt den Einkauf, den man bequem im Wagen lassen kann. Kontrolliert wird das wohl nur durch Stichproben.

Nach dem Einkauf bin ich dann zum ersten Mal Laufen gegangen. Mena hatte mir hierfür die Cascine empfohlen, ein großer Park direkt am Arno und ca. 3 km von der Wohnung hier entfernt. Die Cascine sind ein bekannter Treffpunkt für Homosexuelle, und so liefen mir dutzende gut gebaute, absolut stylische junge Bengel entgegen, die hier scheinbar auf Beutezug waren. Na ja, vielleicht waren die nicht alle schwul, und das ist nur ein italienisches Phänomen, denn selbst die vielen Frauen, die sich dort sportlich betätigten waren im neuesten Trend. Überall sah man nur Muskelshirts (wenn überhaupt), bauchfreie Sport-Tops, hochgebundene Sporthosen, MP3-Player um den Oberarm und wirklich jeden zweiten Sportler mit Handy in der Hand oder Bluetooth im Ohr am Telefonieren. Unglaublich! Da bin ich als Normalo richtig aufgefallen, mit 0-8-15- Laufdress und vier Jahre altem MiniDisk-Spieler. Und ein Tempo hatten die drauf! Selbst die alten Opas (auch größtenteils mit Handy) zogen mich locker ab. Na gut, die sind wahrscheinlich auch die Hitze gewohnt, die trotz sieben Uhr abends immer noch über den Straßen flimmerte.

Bruna (die Cousine meines Vaters) und Mario (ihr Mann), die heute zum Abendessen kamen, wohnen direkt gegenüber den Cascine am anderen Arno-Ufer. Mena hatte arrangiert, dass ich nicht durch die versmogte Stadt zurücklaufen musste und von den beiden mitgenommen wurde. So war ich das erste Mal bei ihnen zu Hause und genoss eine kühle Dusche mit Arno-Blick. Wirklich sehr nette Wohnung….

Ich merke schon, heute wird‘s viel!

Zur Cena kam auch noch Francesco, der junge Mann, der mir in den nächsten Wochen Italienisch beibringen wird. Moment, habe ich junger Mann gesagt? Der ist ja schon ein alter Sack. Ich dachte, der wär‘ ein Student! Dabei ist er ein ehemaliger Arbeitskollege von der Bruna und fast genauso alt. Na, die beiden verstehen sich jeweils prächtig. Meines Erachtens ist er hochgradig schwul und erinnert mich stark an einen Professor des Bauingenieurwesens in Köln. Aber ich will mich nicht beschweren, der macht ‘nen sehr sympathischen Eindruck. Am Samstag will er mich mit ein paar seiner Freunde ans Meer mitnehmen und danach mit uns Italien auf Großleinwand gucken. Klingt doch gut.

So saßen wir sechs also auf der Terrasse mit Domblick (Nee, nee Marie, ist das nicht schön! … Fehlt bloß noch vom Balkon, die Aussicht auf den Dom) und ließen es uns gut gehen. Bruna hatte den Primo Piatto „Pasta con Sugo alle Verdure“ mitgebracht, und Mena den Secondo „Schnitzel e Fenchel fritti con Zucchine al forno“ und den Terzo „Pesce à vino biancho e torta di fragole“ vorbereitet. Dazu gab‘s Vino Rosso und hinterher einen Limoncello und einen Caffè. In Italien gehört Essen zum Leben dazu und man isst nicht einfach irgendwie. Selbst gestern beim Abendessen zu dritt fragte mich die Mena, ob ich wirklich schon nach dem Primo Piatto (Pasta) genug hätte und war erst zufrieden, als ich noch etwas Mozzarella und Salame gegessen hatte. Als ob in Deutschland jemand fragen würde, ob man wirklich schon nach den Nudeln genug hätte und ob man den Hauptgang wirklich verschmähen wollte.

So sieht‘s aus! Jetzt hab ich fast zwei Stunden geschrieben und es ist schon Freitag. Noch ein bisschen Lesen und dann bis um zehn pennen. Ich freu mich auf die kommende Zeit! Gute Nacht!