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Rückfahrt

Freitag der 13. ist eigentlich kein schlechtes Omen für mich. Aber man könnte fast diesen Aberglauben für meine Odyssee verantwortlich machen, die ich zum Abschluss meines Urlaubs heute erleben musste.

Nach dem Frühstück ging ich der Tradition folgend wieder Joggen. Diesmal lief ich wieder nach Lobbe, aber danach weiter nach Südosten an der Küste entlang. Nach ungefähr einer halben Stunde kehrte ich einfach um, ohne ein bestimmtes Ziel erreicht zu haben. Man muss es ja nicht total übertreiben.

Das Hotel war echt kulant. Ich hatte mir eine Busverbindung um halb eins herausgesucht und man gestattete mir, erst um zwölf auszuchecken. So musste ich mich nach dem Laufen nicht stressen und konnte in Ruhe noch mein Dehn- und Bauchprogramm durchziehen und meinen Kreislauf abkühlen. Ansonsten schwitzt man selbst nach dem Duschen immer noch so lange nach.

Das Auskunftsprogramm der Deutschen Bahn ist für die Tonne! Sonst hätte es mir auch angezeigt, dass es einen direkten Bus von Göhren nach Bergen gibt, der schon um zwanzig nach zwölf fährt. Den sah ich gerade abfahren, als ich zur Haltestelle ging. Mit dem Bus um Halb musste ich umsteigen und hatte kaum Zeit, mir in Bergen noch ein Ticket kaufen zu können.

Als ich an der Haltestelle auf meinen Bus wartete, erkannte ich, dass freitags tatsächlich Liefertag auf Rügen sein muss. Im ganzen Ort tummelten sich Lkw, die die ganzen Hotels, Restaurants, Geschäfte usw. belieferten. Dementsprechend voll waren die Straßen auf Rügen und so kam es, dass mein Bus erst mit zehn Minuten Verspätung in Göhren eintraf. Bei sieben Minuten Umsteigezeit in Bergen wurde es eng…

Am Umsteigeplatz wartete schon der weiterführende Bus auf uns. Ich fragte den Busfahrer, ob wir den Zug nach Rostock noch bekommen würden. Er fragte, wann dieser fahren würde und versprach mir, sein Bestes zu geben. „Was kommt ihr auch so spät.“ War sein Kommentar. Eine Minute vor Abfahrt erreichten wir Bergen. Ich dankte dem Busfahrer für sein Bemühen und hechtete in den Bahnhof. Der Zug war schon am Horizont zu erkennen. Ich brauchte noch ein Ticket und musste auf den anderen Bahnsteig gelangen, bevor der Zug abfuhr.

Der Automat brauchte eine gefühlte Ewigkeit um mein Ticket zu produzieren. Währenddessen fuhr der Zug ein und leider auch schon wieder aus. Also eine Stunde auf den nächsten warten. Ich kaufte mir beim Bäcker einen Streuseltaler und den aktuellen Stern. So verging die Stunde bei schönstem Sonnenschein auf Bahnsteig 2 mit frischem Gebäck und informativer Lektüre.

Ich checkte zwischendurch meine geänderte Reiseverbindung. Um diese Uhrzeit gab es schon von Stralsund einen IC nach Hamburg, so dass ich nicht in Rostock umsteigen musste und da der IC in Stralsund startete, hatte ich auch noch freie Platzwahl. Glück im Unglück heißt es doch so treffend.

In Hamburg legte ich einen Zwischenstopp bei KFC ein. Inzwischen war es halb acht und mein Körper verlangte nach heißem, fettigen Essen. Lange hatte ich nicht Zeit bis zur Abfahrt nach Bonn, aber es reichte, um mich im Restaurant zum Essen hinsetzen zu können.

Am Bahnsteig traf mich allerdings der Schlag. In mehreren Reihen hintereinander warteten die Menschen auf meinen Zug! Und der hatte auch noch zwanzig Minuten Verspätung, weil er in Altona nicht rechtzeitig aufgestellt werden konnte. Willkommen bei der Deutschen Bahn! Ich hätte doch während meiner Umsteigezeit mit der S-Bahn nach Altona jetten sollen, dann hätte ich wenigstens wieder freie Platzwahl gehabt. Aber das Risiko, den Zug zu verpassen war zu hoch.

Ich ging zu dem Gleisabschnitt, an dem der Fahrradwaggon halten sollte. Hier standen deutlich weniger Menschen und es gab wieder Hoffnung auf einen Sitzplatz. Diesen bekam ich dann auch tatsächlich und sogar mein Nebenplatz blieb erstaunlicherweise frei, so dass ich mich ausbreiten konnte. Ich glaube, viele Menschen bleiben lieber in einem überfüllten Waggon stehen, als dass sie durch den Zug laufen, um evtl. noch einen Sitzplatz zu ergattern. Mein Glück!

Im Laufe der Fahrt leerte sich der Zug dann auch immer mehr, so dass ich entspannt in Bonn ankam. Morgen geht’s dann nach Holland zu meiner Schwester, aber das ist eine andere Geschichte…

FKK in Göhren

Gestern hatte meine Schwester Geburtstag. Ich hab’s nicht vergessen und artig eine SMS geschrieben. Am Samstag sehen wir uns ja sowieso bei ihr, da kann ich ihr dann noch richtig gratulieren.

Nach dem Frühstück bin ich wieder Laufen gewesen. Diesmal habe ich den Ostzipfel der Landzunge in Angriff genommen. Vom Hotel aus ging es erst kurz auf Meeres-Niveau runter und dann steil rauf auf die Klippen. Hinter dem Ort ist dann nur noch Wald, durch den ein Rundwanderweg führt. Einmal zum Zipfel und zurück sind etwa 3 km, aber mit ordentlich Höhenmetern. Andauernd ging es hoch und runter. Zurück am Hotel entschloss ich mich dazu, noch einmal nach Lobbe und zurück zu laufen, um die 10 km voll zu machen. Die zusätzlichen 7 km vergingen wie im Flug, da der Weg die ganze Strecke über etwa auf Meerespegel verläuft.

Unsere Rezeptionistin war beeindruckt von meiner Disziplin. Wenn ich mich doch auch im Alltag motivieren könnte!

Nach der Dusche packte ich meine Sachen. Heute strahlte die Sonne herrlich herunter und ich hatte bei meinem Abendspaziergang gestern gesehen, dass es im Norden einen FKK-Strand gibt. Ich lief erst einmal am FKK-Bereich vorbei, obwohl er ziemlich genau ausgeschildert war. Ungewohnterweise sind die Bereiche hier aber nicht eindeutig voneinander abgegrenzt, so dass man schon genau schauen muss, um die nackten Leute zwischen den angezogenen zu entdecken. Ich legte mich einfach dazu. So unkompliziert hatte ich es vorher noch nirgendwo erlebt. Vielleicht können sich andere Orte daran ein Beispiel nehmen.

Strand in Göhren: hier badet jeder so, wie er möchte

Der Tag am Meer verging rasant. Erst gegen Abend zog sich der Himmel zu, so dass es zu frisch zum Sonnenbaden wurde. Ich hatte allerdings auch schon einen leichten Sonnenbrand. Also ließ ich den Strand Strand sein und kehrte zurück ins Hotel. Abermals stellte ich nach der Dusche den restlichen Wein kalt und machte mich ausgehfertig. Ich nahm mir vor die Dorf-Disko auszuprobieren, in der es eine Oldie-Nacht geben sollte.

Vorher aber zuerst den Magen füllen. Neben dem Hotel gibt es eine Gaststätte, die gemütlich und nicht übertrieben teuer wirkte. Ich wär auch schon gestern hier gelandet, wenn ich nicht das Restaurant auf der Höhe ausprobiert hätte. Ich kam leider ein wenig zu spät. Scheinbar darf der Ort (oder vielleicht sogar die ganze Insel) nur freitags mit Lkw beliefert werden, was ich allerdings erst morgen erfahren werde 😉 Um halb neun an einem Donnerstag-Abend gab es demzufolge kaum noch die auf der Karte angebotenen Gerichte. Mit viel Spaß und diversen Rückfragen in der Küche stellten die Bedienung und ich gemeinsam einen Grillteller für mich zusammen. Der war dann auch verdammt lecker, vor allem die mit Käse überbackene Grill-Tomate, die als Hauptbeilage in der Mitte des Tellers thronte.

Als ich gerade die letzten Bissen meiner Schlachtplatte verschlang, öffnete sich der Himmel. Das Grollen hatten wir schon den ganzen Abend gehört, aber jetzt entlud sich das Gewitter auch über uns. Und wie! Massen an Wasser prasselten auf das Dach der Gaststätte und flossen in reißenden Bächen die Straßen entlang. Zum Glück musste ich nach dem Essen nur nach nebenan ins Hotel. Ich wartete, bis es etwas nachließ, wurde aber trotzdem klatschnass.

Wieder trocken ließ ich den Abend abermals mit dem leckeren Wein ausklingen und schaute mir dabei einen Hollywood-Streifen im Fernsehen an. Unterbrochen immer wieder von einschlagenden Blitzen in der Umgebung. Sehr gemütlich!

Ach ja, mit der Dorf-Disko hatte sich das dann erledigt.

Zweiter Tag

Gestern bin ich schon vor meinem Wecker aufgewacht. Draußen schien die Sonne und irgendwer frühstückte lauthals auf seiner Terrasse. Ich werde Frühaufsteher nie verstehen!

Das Frühstück hier im Hotel ist richtig gut. Frische Brötchen, Brot und Croissants, Blechkuchen, hochwertiger Aufschnitt und Käse, Lachs, Eier in jeder Variation, gebratener Speck und frisches Obst, Müsli, Joghurt und verschiedene Säfte. Leider gab’s keinen Latte Macchiato, aber man kann nicht immer alles haben.

Fast alle Tische waren an der langen Fensterfront platziert, so dass man auf die abschüssige Straße sehen konnte. Viele Touristen haben sich für ihren Urlaub offensichtlich ein Fahrrad gemietet und ich konnte beobachten, wie sie sich ganz vorsichtig und mit angezogener Bremse in ungewohnter Haltung den Hügel zum Südstrand hinunterrollen ließen. In der Gegenrichtung fuhr fast niemand. In einer langen Kette schoben sie hintereinander ihre Räder hinauf. Vielleicht sollten die auch mal den Rest des Jahres Radfahren…

Nach dem Frühstück hatte ich Lust zu joggen. Ich sagte an der Rezeption Bescheid, dass ich das Zimmer noch zum Duschen bräuchte. Kein Problem. Die Frühstücks-Crew ist gleichzeitig auch die Zimmer-Crew und die mussten erst den Frühstücksraum fertig machen bevor sie in den Zimmern weitermachten.

Auf GoogleMaps plante ich meine Route. Den Weg bis nach Lobbe, dann der Straße Insel einwärts und zum Schluss an der Abzweigung wieder östlich zurück nach Göhren sind knapp 10 Km. Eine schöne Strecke. Als ich loslief, schien die Sonne. Bis zum Museumsschiff sind es nur ein paar Hundert Meter bergab, so dass ich schon nach knapp zwanzig Minuten in Lobbe war. Von hier führte ein Damm, der als Fuß- und Radweg beschildert ist, parallel entlang der Landstraße durch die Felder. Was für eine schöne Strecke! Der Weg zurück nach Göhren führte durch Felder und ein Waldstück und verzweigte sich immer wieder. Zum Glück kann ich mich generell gut orientieren und hin und wieder hat mir auch ein Wegweiser geholfen.

Nach etwa einer Stunde kehrte ich zurück ins Hotel. Ich war völlig verschwitzt. Mein T-Shirt war so nass, als wär ich damit schwimmen gewesen. Mein Zimmer war auch noch unberührt, so dass ich schnell duschen ging, meine Sportsachen in einen Beutel verstaute und die Koffer zusammen packte. Mit meinem Strand-Rucksack ging ich an den Süd-Strand.

Ich hoffte auf ein paar Jugendliche, die Volleyball spielen, aber außer Familien mit Kleinkindern und Rentnern sind hier scheinbar keine Touristen. Egal, ich hatte ja auch Musik und ein Buch dabei. Aber erst mal ins Wasser, das wie in Greifswald angenehm warm war. Und vor allem nicht unangenehm salzig wie die anderen Meere, die ich kenne.

Nach ungefähr einer Stunde zog sich der Himmel zusammen und die ersten Menschen verließen den Strand. Viel war auch vorher nicht los, aber jetzt war es plötzlich unheimlich leer. Als es anfing zu tröpfeln, ging ich noch einmal ins Wasser. Besser ins warme Nass als von oben kalt berieselt zu werden, dachte ich mir. Neben mir tat es mir eine alte Frau gleich. Wir lächelten uns im stillen Einverständnis zu.

Als wir wieder draußen waren und uns abtrockneten, fing es richtig an zu regnen. Na gut, kein Strand mehr… Ich packte meine Sachen zusammen und ging zurück ins Hotel. Allen Menschen, denen ich begegnete, hatten entweder einen Regenschirm aufgespannt oder ein Regencape übergeworfen. Ich hatte beides natürlich nicht dabei. Als Einziger auf der ganzen Insel, wie es scheint. Hey Leute, es ist August! Warum nehmt ihr in euren Sommerurlaub Regensachen mit. Wir haben immerhin immer noch 25 Grad…

Im Hotel teilte man mir mit, dass das Zimmer frühestens in ein, zwei Stunden fertig sei. Ich fragte nach einem Erlebnisbad mit Sauna und man bot mir an, den Wellness-Bereich im Partnerhotel kostenlos zu benutzen. Sehr schön!

Ich hatte ein Schwimmbecken mit kleiner Saunakabine erwartet, aber im Waldhotel gab es wirklich einen großzügigen Saunabereich mit vier verschiedenen Saunen, zwei Dampfbädern und Whirlpool. Und natürlich ein Schwimmbecken. Aber warum auch immer war dort nichts los. Eine junge Familie am Pool und zwei Paare, die sich mit mir den Saunabereich teilten.

Während ich den Wellness-Bereich ausgiebig nutzte und mich an den bereitgestellten Köstlichkeiten (frisches Obst und kühles Wasser) erfrischte, fiel mir ein Flyer der Massage-Abteilung in die Hände. Dort wurde ein Sommer-Special-Angebot beworben: 40 Minuten Rückenmassage und eine heiße Kreide-Packung für 29 Euro. Ein guter Deal, wenn ich bedenke, dass wir an der Nordsee über 50 Euro für 45 Minuten gezahlt hatten und diese Leistung hier sonst auch über 40 Euro kostet.

Aber wo war die Massage? Der Saunabereich war in sich abgeschlossen, also ging ich nur mit einem umgeworfenen Handtuch bekleidet durch die Umkleide zurück ins Foyer. Dort wies eine Rezeptionistin gerade zwei neue Gäste in die Hotelanlage ein. Als sie fertig war, fragte ich sie nach der Massage und sie führte mich in den Keller. Wohin auch sonst? Ich frage mich, warum die Physio-Therapeuten und Masseure immer im Keller arbeiten müssen. Ich glaube, die Menschen, die diese Entscheidung treffen, lassen sich selber gar nicht gern massieren oder anfassen. Wenn dann die Überlegung kommt, wohin mit der Physiotherapie und Massage, kriegen die den letzten freien Platz zugeteilt: den Keller.

Dort erwartete mich ein riesiges Areal. Ich schätze, dass es mindestens 15 Behandlungsräume gab, an denen ich vorbeilaufen musste, bevor ich an den Empfang kam. Wie üblich gab es auch hier einen separaten Eingang, damit externe Gäste nicht wie ich erst durchs halbe Hotel laufen müssen, um zu ihrer Behandlung zu kommen. Am Empfang begrüßten mich gleich vier Therapeuten, die scheinbar gerade eine Lücke hatten und sich ein lustiges Video auf YouTube anschauten.

Ich fragte nach einem Termin. Ich wurde gefragt, wie lange ich denn noch hier sein würde. Morgen um 17h wär noch was frei. Und heute? Hmm, kurze Überlegung. Eine junge Therapeutin kam dazu und sagte, dass sie zwar gleich Feierabend hätte, aber eine Massage noch passen würde, wenn ich jetzt sofort behandelt werden wollte. Jippie!

Die Massage war ein Traum. Die Frau hatte geniale Hände und massierte mir alle Schmerzen aus dem Rücken. Bei der anschließenden Kreide-Packung wär ich fast eingeschlafen. Danach war die Sauna natürlich noch angenehmer. Ich blieb noch, bis mich so kurz vor sieben der Hunger packte. Auf dem Weg zum Hotel holte ich mir im kleinen Supermarkt an der Ecke noch eine Flasche Weißwein und einen Korkenzieher für später.

Heute wollte ich unbedingt Fisch essen. Ich machte mich in meinem neuen Zimmer schnell ausgehfertig, legte den Wein ins mit kaltem Wasser gefüllte Waschbecken und spazierte erst einmal zum Nordstrand. Vom Ort musste man erst durch den steil abfallenden Kur-Garten, um an die Strandpromenade zu gelangen. Dort gab es leider nur entweder überteuerte Restaurants oder billige Frittenbuden. So spazierte ich an der Promenade entlang, bis ich den Ortsrand erreichte.

Also wieder steil hoch auf die Hauptstraße. Dort auch nur die üblichen Verdächtigen, die ich gestern Abend schon erkundet hatte. Ungefähr auf der halben Strecke zurück zum Hotel ging es nach Osten ab und noch einmal steil hinauf. Ich folgte der kleinen Straße und kam noch an ein paar kleinen Hotels vorbei. Zum Schluss machte die Straße noch einen scharfen Bogen und führte zurück zur Hauptstraße.

Die Gaststätte „Zum Leuchtfeuer“ – Lecker Fisch

Auf der Höhe entdeckte ich ein kleines Restaurant mit Aussichts-Terrasse mit dem Namen „Zum Leuchtfeuer“. Genau das, was ich gesucht hatte. Die Terrasse war um diese Uhrzeit gut besucht, aber für mich gab es noch einen Tisch. Ich bestellte die gemischte Herings-Platte. Günstig, ohne Gräten und sau-lecker! Dazu eine Cola, denn ich fühlte mich etwas unterzuckert vom ganzen Sport und der Sauna.

Den Abend ließ ich auf meinem Balkon mit Meeresblick ausklingen. In der Kneipe gegenüber lief Deutschland gegen Dänemark. Nicht sonderlich spannend aber die Deutschen haben mit ihrer B-Elf wohl ganz anschaulich gespielt. Irgendwie habe ich es geschafft, den Korkenzieher schon bei der ersten Flasche Wein abzubrechen. Den Korken bekam ich zwar noch raus gehebelt, das Gerät konnte man danach aber vergessen. Egal, der Wein war lecker und der Schlaf danach umso fester.

Joggen

Ja, ich habe es geschafft… Ich war gestern joggen; bis nach Österreich und zurück! Ok… Das war nicht all zu schwer. Die Grenze liegt ja auch nur ein paar Kilometer entfernt. Aber ich bin trotzdem ordentlich ins Schwitzen gekommen. Und Hantel-Training hab ich auch noch ein bisschen gemacht, also ein sehr erfolgreicher Sonntag, was den Sport angeht. Nur für den FC sah das Wochenende nicht so gut aus! Haben die wirklich 3:1 in Koblenz verloren? Warum brauchen die bloß immer nen Knipser vorne, um gewinnen zu können? Kann doch nicht sein, dass die ganze Mannschaft schlecht spielt, nur weil der Helmes verletzt ist…

Meine Laufstrecke (von der Novy Most bis Österreich und zurück)

Ansonsten nicht viel Neues. Hab heute die Aufgabenstellung für das Projekt beim Herrn Nemcek bekommen und hab wieder fleissig Slowakisch an der Sprachschule gelernt… Hab ich Herr Nemcek gesagt? Ich meinte natürlich Mister Bean! Dieser Typ sieht echt genau so aus wie Rowan Atkinson. Ich werd schauen, dass ich von dem ein Foto kriege!

Zwei ganz aktuelle Bilder: Uni-fertig und am Computer

So, und jetzt gibt’s noch den 2. Teil vom Oktober…

Langes Wochenende

Ich wasche Wäsche… Nein! Ich lasse Wäsche waschen. Mein Studentenwohnheim hat nämlich einen besonderen Service. Man gibt die Wäsche ab, sagt mit wie viel Grad die gewaschen werden soll, kriegt einen Zettel mit Uhrzeit drauf (also ich Nicht-Slowake habe einen bekommen) und holt sie dann wieder ab. Ich hab der Frau auch mein Waschpulver und den Weichspüler da gelassen. Ich hoffe, sie benutzt das hausinterne Waschmittel oder kommt mit den deutschen Bezeichnungen zurecht und benutzt nicht den Weichspüler als Flüssig-Waschmittel…

Ansonsten genieße ich das lange Wochenende, lass es mir alleine in meinem Zimmer gut gehen (Daniel ist wie immer bei seinen Eltern in Nitra) und ärgere mich, dass ich meinen Arsch nicht zum Joggen in die Kälte bewegen kann. Dabei hab ich mir dafür doch extra einen neuen Trainingsanzug gekauft. Na ja, jetzt sitz ich halt im Trainingsanzug vor dem Rechner und schreibe ein bisschen in meinen Blog. Aber für morgen habe ich schon einen Plan. Kurzhantel-Training und 10km-Lauf entlang der Donau. Mal schauen, ob ich den Schweinehund in mir überwinden kann!

Meine Bude als Kollage (links nicht sichtbar: Daniels Bett)

Ich habe mir gestern ein slowakisches Handy zugelegt. Ich weiss, ich wollte eigentlich gar kein Handy mehr haben, aber wir haben hier im Studentenwohnheim keinen Telefonanschluss, und andauernd mein deutsches Handy zu benutzen ist mir definitiv zu teuer. Aber ich fliege im Dezember ja auch mal wieder mir RyanAir, obwohl das die letzte Fluggesellschaft überhaupt ist, und ich mir schon letztes Jahr geschworen hatte, nie wieder mit denen zu fliegen. Aber als armer Student muss man leider zu oft aufs Geld gucken. Das mache ich sonst überhaupt nicht gerne. Und das, obwohl hier fast Alles im Vergleich zu Deutschland viel billiger ist. (Außer Trainingsanzüge natürlich)

Die Diele, das Bad und das WC (drei Bilder!)

Gerade habe ich einen der Mexikaner auf dem Flur getroffen. Der war mit seinen Landsleuten in Brno (Brünn) in Tschechien, um sich da ein Mies-van-der-Rohe-Haus anzuschauen. Er meinte, dass sollte ich auch noch unbedingt dieses Jahr machen, denn ab Januar wird es für 5 Jahre(!) saniert. Hmm… Ich frage mich, ob ich nicht besser in 5 Jahren noch mal nach Brünn fahren sollte, und es mir dann angucke, wenn die so lange zum Sanieren brauchen. Aber er meinte, es würde sich auf jeden Fall lohnen.

So, werd mal meine Wäsche abholen gehen…

Kneipentour

Also, letzte Nacht! Wir kamen erst spät von der Bruna nach Hause, und so waren den ganzen Abend über die Fenster geschlossen gewesen. Dementsprechend stand die heiße Luft in der Wohnung, und wir machten alle Fenster zum Schlafen auf. Aber mit der kühlen Luft kamen natürlich auch – na? – die Mücken. Vier Stück an der Zahl nur in meinem Zimmer! Eine noch dazu im Bad und noch ein paar andere in der Wohnung verteilt. In dieser Nacht sollte die blutigste Schlacht von Florenz geschlagen werden. Der Schaden auf meiner Seite hielt sich in Grenzen, der Feind jedoch wurde vernichtend geschlagen. Um fünf Uhr morgens erst sollte ich den wohlverdienten Schlaf des tapferen Ritters schlafen. Mena und Lorenzo haben das Ganze gar nicht mitbekommen. Ich glaube Italiener werden generell nicht gestochen. Die Mücken stehen scheinbar eher auf das süße deutsche Blut…

Ich habe endlich einen APS-Film für meinen Fotoapparat gefunden. Beim superottico (dem Super-Optiker). Jetzt mach ich immer schön Fotos von den Orten, an denen ich mich aufhalte und werd die auch ins Netz stellen. Abends war ich mal wieder joggen und nach dem Spanien-Spiel (schade, dass Tunesien das 1:0 nicht halten konnte) hatte ich Lust auf ne Kneipentour. Die Christiane hatte mich auf die Idee gebracht.

Ich ging erst in eine Szene-Bar an der Piazza del Carmine, die mir Francesco empfohlen hatte. Hatte ich gesagt, 4,50€ für ein Bier wären unsportlich? Was haltet ihr von sechs Euro? Unglaublich! Na ja, war eh nicht viel los da. Ein bisschen Schiki-Micki-Publikum, die sich auf Französisch unterhielten, obwohl kein einziger aus Frankreich kam (très chic) und ein paar Pärchen, die wie ich das laue Wetter genossen. So zog ich weiter in ein Irish Pub, wo ganz ordentlich Stimmung herrschte. Dort lernte ich eine Gruppe Amerikaner kennen, die für ein paar Wochen in Florenz verschiedene Kurse (Geschichte, Fotografie, Kunst etc.) belegen, um Credits für ihr Studium zu sammeln und das dann prima mit Urlaub verbinden können. Ein Mädchen fragte mich direkt, ob ich ein bisschen Kraut hätte. Ihr müsst wissen, dass die Amerikanischen Jugendlichen ziemlich viel kiffen. Sie denken, nur weil es in Holland legal ist, wäre es überall in Europa legal. Für sie ist Europa ein einziges Land und London die Hauptstadt, oder war es Paris? Oder Berlin? Nein Rom, oder? Obwohl, ein paar Amerikaner wussten ziemlich gut Bescheid. Vielleicht kommt es drauf an, ob sie vom Land oder aus der Stadt kommen. Die Texaner schienen auf jeden Fall am wenigsten gebildet zu sein. Mit der Gruppe zog ich auf jeden Fall noch ein bisschen durch die Stadt, holte mir beim McD am Bahnhof noch drei Hamburger (warum kosten Cheeseburger bitte 1,50?) und wanderte so gegen halb drei nach Hause.

Und heute hat mich dieser blöde innere Wecker schon wieder pünktlich viertel nach zehn aus meinen süßen Träumen gerissen!

Francesco

Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Heute war echt ein erlebnisreicher Tag. Eigentlich wollte ich von den vielen Schwulen in den Cascine erzählen, aber dann saß so einer beim Abendessen direkt neben mir und wird mir in den nächsten vier Wochen Italienisch beibringen! Na gut, ich mach das ganze mal ein bisschen chronologisch!

Gestern Abend habe ich mich also auf den Weg zur versprochenen Großleinwand gemacht. War leider wieder Fehlanzeige. Auf dem Platz vor Santo Spirito gab es nur eine Bühne für Live-Musik. Hm, nicht so ganz, was ich gesucht hatte. Aber auf dem Weg dorthin lief ich an einem Irish Pub vorbei, das das Spiel zeigte. Das war nur ein paar hundert Meter entfernt, direkt zwischen Ponte Vecchio und Santo Spirito und nannte sich verheißungsvoll “Friends“. Das Bier gab es allerdings nicht zum Freundschaftspreis, sondern 0,4 Liter für unsportliche 4,50€. Da musste ich erst einmal schlucken. Ich stellte mich an einen Tisch zu einem Pärchen so um die dreißig, die, wie sich herausstellte, aus Polen kamen und gut deutsch sprachen. Im Laufe des Spiels merkte ich schnell, dass die anderen Trinkgenossen alle fast ausschließlich aus Deutschland kamen. Selbst das Pärchen an meinem Tisch wohnt in Hannover. Na ja, die Armen mussten in der letzten Minute alle WM-Hoffnungen der Polen platzen sehen. Und das obwohl der polnische Torwart doch so gut gehalten hatte und so ein drei oder sogar vier zu null verhindert hatte. Nach dem Spiel war dann leider mein Kleingeld ausgegeben. Ich nehme immer nur ein paar Euro mit in die Stadt, weil ich doch ein bisschen Respekt vor Taschendieben hab. Die Stadt ist schon ziemlich voll von Menschen – ist schließlich gerade Hauptsaison – und da muss man ein wenig vorsichtig sein. Von den anderen Deutschen hab ich erfahren, dass auf dem Piazzale Michelangelo hoch über der Stadt wohl tatsächlich eine Großleinwand stehen soll. Na, ich bin gespannt!

Mena und Lorenzo waren gestern Abend im Theater und kamen erst recht spät, sogar nach mir zurück, obwohl heute in Italien kein Feiertag war. Die Mücke hat gestern aus dem Waffenstillstand scheinbar eine bedingungslose Kapitulation gemacht. In der Nacht gab es jedenfalls keine Zwischenfälle mehr. Erst heute Abend auf der Terrasse wurde ich erneut gestochen. Mein innerer Wecker funktioniert prima. Obwohl die Sonne schon ziemlich früh von der Terrasse in mein Zimmer scheint, weckt er mich erst so gegen zehn, halb elf. Eine perfekte Zeit, um aufzustehen. Heute hab ich mir zum Mittagessen ein paar Tortiglioni mit Menas leckerer Tomatensoße von gestern Abend gemacht und auf der Terrasse mit angenehmem Chill- House verdrückt. Lorenzo kam schon so gegen zwei von der Arbeit und fuhr kurz darauf weiter zu seiner Mutter, die schon 93 Jahre alt ist (!) und ab und zu ein bisschen Hilfe gebrauchen kann. Die Mittagshitze hier ist einfach unerbärmlich, und so blieb ich dann auch bis kurz vor vier in der Verhältnismäßig kühlen Wohnung und schrieb ein bisschen für unser Rollenspiel.

Ich hatte mir vorgenommen, heute eine Prepaid-Karte von der italienischen Telekom für mein Handy zu kaufen, weil meine Eltern die auch von denen haben, aber das war leider nicht so ganz einfach. Die kleinen Läden hatten alle von eins bis um vier Mittagspause, aber so genau mit der Zeit nimmt das hier niemand, und so hatten die Geschäfte alle um kurz nach vier noch geschlossen. Da es aber noch viel zu heiß zum draußen warten war, ging ich in den großen Oviesse an der Piazza hier im Viertel, der keine Mittagspause macht, und schaute mir ein paar Oberteile an. Eigentlich wollte ich mir noch nichts kaufen, weil ich ja noch ein bisschen hier bin, aber da gab es ein Hemd, das musste ich einfach anprobieren, und so bin ich froh, dass ich mit zwei nicht ganz vollen Taschen angereist bin. Da wird sicherlich noch mehr folgen. Um viertel nach Vier hatten dann die Läden auf, nur leider verkaufte der eine Telefonladen nur Vodafone und der zweite nur Wind, aber die Dame sagte mir zum Glück, wo ich einen Laden finden würde, der auch TIM (Telecom Italia Mobile oder so ähnlich heißt das) verkauft. Aber der hatte leider auch um kurz vor halb fünf noch nicht offen, und so kaufte ich mir eine Flasche Cola im Tabacchi nebenan und wartete in der immer noch prallen Sonne auf den Ladenbesitzer. Als der halbe Liter bereits wieder ausgeschwitzt, der werte Herr um kurz vor fünf immer noch nicht anwesend und meine Füße schon von Verbrennungen fünften Grades gezeichnet waren, entschloss ich mich dann doch, wieder nach Hause zu gehen.

Meine Tante, die inzwischen auch von der Arbeit gekommen war, nahm mich mit zum Einkaufen in den COOP um die Ecke. Dort kauften wir die Zutaten für den Festschmaus heute Abend und ein paar Köstlichkeiten für mich: Schoko-Müsli, gefüllte Croissants und Nutella fürs Frühstück. Im COOP haben die ein interessantes System. Wenn man sich registrieren lässt, kann man am Eingang ein kleines Gerät ausleihen, mit dem man die Waren direkt beim Einladen in den Einkaufswagen scannt. So sieht man direkt, wie viel man zahlen muss und an der Kasse gibt man einfach das Gerät ab und zahlt den Einkauf, den man bequem im Wagen lassen kann. Kontrolliert wird das wohl nur durch Stichproben.

Nach dem Einkauf bin ich dann zum ersten Mal Laufen gegangen. Mena hatte mir hierfür die Cascine empfohlen, ein großer Park direkt am Arno und ca. 3 km von der Wohnung hier entfernt. Die Cascine sind ein bekannter Treffpunkt für Homosexuelle, und so liefen mir dutzende gut gebaute, absolut stylische junge Bengel entgegen, die hier scheinbar auf Beutezug waren. Na ja, vielleicht waren die nicht alle schwul, und das ist nur ein italienisches Phänomen, denn selbst die vielen Frauen, die sich dort sportlich betätigten waren im neuesten Trend. Überall sah man nur Muskelshirts (wenn überhaupt), bauchfreie Sport-Tops, hochgebundene Sporthosen, MP3-Player um den Oberarm und wirklich jeden zweiten Sportler mit Handy in der Hand oder Bluetooth im Ohr am Telefonieren. Unglaublich! Da bin ich als Normalo richtig aufgefallen, mit 0-8-15- Laufdress und vier Jahre altem MiniDisk-Spieler. Und ein Tempo hatten die drauf! Selbst die alten Opas (auch größtenteils mit Handy) zogen mich locker ab. Na gut, die sind wahrscheinlich auch die Hitze gewohnt, die trotz sieben Uhr abends immer noch über den Straßen flimmerte.

Bruna (die Cousine meines Vaters) und Mario (ihr Mann), die heute zum Abendessen kamen, wohnen direkt gegenüber den Cascine am anderen Arno-Ufer. Mena hatte arrangiert, dass ich nicht durch die versmogte Stadt zurücklaufen musste und von den beiden mitgenommen wurde. So war ich das erste Mal bei ihnen zu Hause und genoss eine kühle Dusche mit Arno-Blick. Wirklich sehr nette Wohnung….

Ich merke schon, heute wird‘s viel!

Zur Cena kam auch noch Francesco, der junge Mann, der mir in den nächsten Wochen Italienisch beibringen wird. Moment, habe ich junger Mann gesagt? Der ist ja schon ein alter Sack. Ich dachte, der wär‘ ein Student! Dabei ist er ein ehemaliger Arbeitskollege von der Bruna und fast genauso alt. Na, die beiden verstehen sich jeweils prächtig. Meines Erachtens ist er hochgradig schwul und erinnert mich stark an einen Professor des Bauingenieurwesens in Köln. Aber ich will mich nicht beschweren, der macht ‘nen sehr sympathischen Eindruck. Am Samstag will er mich mit ein paar seiner Freunde ans Meer mitnehmen und danach mit uns Italien auf Großleinwand gucken. Klingt doch gut.

So saßen wir sechs also auf der Terrasse mit Domblick (Nee, nee Marie, ist das nicht schön! … Fehlt bloß noch vom Balkon, die Aussicht auf den Dom) und ließen es uns gut gehen. Bruna hatte den Primo Piatto „Pasta con Sugo alle Verdure“ mitgebracht, und Mena den Secondo „Schnitzel e Fenchel fritti con Zucchine al forno“ und den Terzo „Pesce à vino biancho e torta di fragole“ vorbereitet. Dazu gab‘s Vino Rosso und hinterher einen Limoncello und einen Caffè. In Italien gehört Essen zum Leben dazu und man isst nicht einfach irgendwie. Selbst gestern beim Abendessen zu dritt fragte mich die Mena, ob ich wirklich schon nach dem Primo Piatto (Pasta) genug hätte und war erst zufrieden, als ich noch etwas Mozzarella und Salame gegessen hatte. Als ob in Deutschland jemand fragen würde, ob man wirklich schon nach den Nudeln genug hätte und ob man den Hauptgang wirklich verschmähen wollte.

So sieht‘s aus! Jetzt hab ich fast zwei Stunden geschrieben und es ist schon Freitag. Noch ein bisschen Lesen und dann bis um zehn pennen. Ich freu mich auf die kommende Zeit! Gute Nacht!