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Rückfahrt

Freitag der 13. ist eigentlich kein schlechtes Omen für mich. Aber man könnte fast diesen Aberglauben für meine Odyssee verantwortlich machen, die ich zum Abschluss meines Urlaubs heute erleben musste.

Nach dem Frühstück ging ich der Tradition folgend wieder Joggen. Diesmal lief ich wieder nach Lobbe, aber danach weiter nach Südosten an der Küste entlang. Nach ungefähr einer halben Stunde kehrte ich einfach um, ohne ein bestimmtes Ziel erreicht zu haben. Man muss es ja nicht total übertreiben.

Das Hotel war echt kulant. Ich hatte mir eine Busverbindung um halb eins herausgesucht und man gestattete mir, erst um zwölf auszuchecken. So musste ich mich nach dem Laufen nicht stressen und konnte in Ruhe noch mein Dehn- und Bauchprogramm durchziehen und meinen Kreislauf abkühlen. Ansonsten schwitzt man selbst nach dem Duschen immer noch so lange nach.

Das Auskunftsprogramm der Deutschen Bahn ist für die Tonne! Sonst hätte es mir auch angezeigt, dass es einen direkten Bus von Göhren nach Bergen gibt, der schon um zwanzig nach zwölf fährt. Den sah ich gerade abfahren, als ich zur Haltestelle ging. Mit dem Bus um Halb musste ich umsteigen und hatte kaum Zeit, mir in Bergen noch ein Ticket kaufen zu können.

Als ich an der Haltestelle auf meinen Bus wartete, erkannte ich, dass freitags tatsächlich Liefertag auf Rügen sein muss. Im ganzen Ort tummelten sich Lkw, die die ganzen Hotels, Restaurants, Geschäfte usw. belieferten. Dementsprechend voll waren die Straßen auf Rügen und so kam es, dass mein Bus erst mit zehn Minuten Verspätung in Göhren eintraf. Bei sieben Minuten Umsteigezeit in Bergen wurde es eng…

Am Umsteigeplatz wartete schon der weiterführende Bus auf uns. Ich fragte den Busfahrer, ob wir den Zug nach Rostock noch bekommen würden. Er fragte, wann dieser fahren würde und versprach mir, sein Bestes zu geben. „Was kommt ihr auch so spät.“ War sein Kommentar. Eine Minute vor Abfahrt erreichten wir Bergen. Ich dankte dem Busfahrer für sein Bemühen und hechtete in den Bahnhof. Der Zug war schon am Horizont zu erkennen. Ich brauchte noch ein Ticket und musste auf den anderen Bahnsteig gelangen, bevor der Zug abfuhr.

Der Automat brauchte eine gefühlte Ewigkeit um mein Ticket zu produzieren. Währenddessen fuhr der Zug ein und leider auch schon wieder aus. Also eine Stunde auf den nächsten warten. Ich kaufte mir beim Bäcker einen Streuseltaler und den aktuellen Stern. So verging die Stunde bei schönstem Sonnenschein auf Bahnsteig 2 mit frischem Gebäck und informativer Lektüre.

Ich checkte zwischendurch meine geänderte Reiseverbindung. Um diese Uhrzeit gab es schon von Stralsund einen IC nach Hamburg, so dass ich nicht in Rostock umsteigen musste und da der IC in Stralsund startete, hatte ich auch noch freie Platzwahl. Glück im Unglück heißt es doch so treffend.

In Hamburg legte ich einen Zwischenstopp bei KFC ein. Inzwischen war es halb acht und mein Körper verlangte nach heißem, fettigen Essen. Lange hatte ich nicht Zeit bis zur Abfahrt nach Bonn, aber es reichte, um mich im Restaurant zum Essen hinsetzen zu können.

Am Bahnsteig traf mich allerdings der Schlag. In mehreren Reihen hintereinander warteten die Menschen auf meinen Zug! Und der hatte auch noch zwanzig Minuten Verspätung, weil er in Altona nicht rechtzeitig aufgestellt werden konnte. Willkommen bei der Deutschen Bahn! Ich hätte doch während meiner Umsteigezeit mit der S-Bahn nach Altona jetten sollen, dann hätte ich wenigstens wieder freie Platzwahl gehabt. Aber das Risiko, den Zug zu verpassen war zu hoch.

Ich ging zu dem Gleisabschnitt, an dem der Fahrradwaggon halten sollte. Hier standen deutlich weniger Menschen und es gab wieder Hoffnung auf einen Sitzplatz. Diesen bekam ich dann auch tatsächlich und sogar mein Nebenplatz blieb erstaunlicherweise frei, so dass ich mich ausbreiten konnte. Ich glaube, viele Menschen bleiben lieber in einem überfüllten Waggon stehen, als dass sie durch den Zug laufen, um evtl. noch einen Sitzplatz zu ergattern. Mein Glück!

Im Laufe der Fahrt leerte sich der Zug dann auch immer mehr, so dass ich entspannt in Bonn ankam. Morgen geht’s dann nach Holland zu meiner Schwester, aber das ist eine andere Geschichte…

FKK in Göhren

Gestern hatte meine Schwester Geburtstag. Ich hab’s nicht vergessen und artig eine SMS geschrieben. Am Samstag sehen wir uns ja sowieso bei ihr, da kann ich ihr dann noch richtig gratulieren.

Nach dem Frühstück bin ich wieder Laufen gewesen. Diesmal habe ich den Ostzipfel der Landzunge in Angriff genommen. Vom Hotel aus ging es erst kurz auf Meeres-Niveau runter und dann steil rauf auf die Klippen. Hinter dem Ort ist dann nur noch Wald, durch den ein Rundwanderweg führt. Einmal zum Zipfel und zurück sind etwa 3 km, aber mit ordentlich Höhenmetern. Andauernd ging es hoch und runter. Zurück am Hotel entschloss ich mich dazu, noch einmal nach Lobbe und zurück zu laufen, um die 10 km voll zu machen. Die zusätzlichen 7 km vergingen wie im Flug, da der Weg die ganze Strecke über etwa auf Meerespegel verläuft.

Unsere Rezeptionistin war beeindruckt von meiner Disziplin. Wenn ich mich doch auch im Alltag motivieren könnte!

Nach der Dusche packte ich meine Sachen. Heute strahlte die Sonne herrlich herunter und ich hatte bei meinem Abendspaziergang gestern gesehen, dass es im Norden einen FKK-Strand gibt. Ich lief erst einmal am FKK-Bereich vorbei, obwohl er ziemlich genau ausgeschildert war. Ungewohnterweise sind die Bereiche hier aber nicht eindeutig voneinander abgegrenzt, so dass man schon genau schauen muss, um die nackten Leute zwischen den angezogenen zu entdecken. Ich legte mich einfach dazu. So unkompliziert hatte ich es vorher noch nirgendwo erlebt. Vielleicht können sich andere Orte daran ein Beispiel nehmen.

Strand in Göhren: hier badet jeder so, wie er möchte

Der Tag am Meer verging rasant. Erst gegen Abend zog sich der Himmel zu, so dass es zu frisch zum Sonnenbaden wurde. Ich hatte allerdings auch schon einen leichten Sonnenbrand. Also ließ ich den Strand Strand sein und kehrte zurück ins Hotel. Abermals stellte ich nach der Dusche den restlichen Wein kalt und machte mich ausgehfertig. Ich nahm mir vor die Dorf-Disko auszuprobieren, in der es eine Oldie-Nacht geben sollte.

Vorher aber zuerst den Magen füllen. Neben dem Hotel gibt es eine Gaststätte, die gemütlich und nicht übertrieben teuer wirkte. Ich wär auch schon gestern hier gelandet, wenn ich nicht das Restaurant auf der Höhe ausprobiert hätte. Ich kam leider ein wenig zu spät. Scheinbar darf der Ort (oder vielleicht sogar die ganze Insel) nur freitags mit Lkw beliefert werden, was ich allerdings erst morgen erfahren werde 😉 Um halb neun an einem Donnerstag-Abend gab es demzufolge kaum noch die auf der Karte angebotenen Gerichte. Mit viel Spaß und diversen Rückfragen in der Küche stellten die Bedienung und ich gemeinsam einen Grillteller für mich zusammen. Der war dann auch verdammt lecker, vor allem die mit Käse überbackene Grill-Tomate, die als Hauptbeilage in der Mitte des Tellers thronte.

Als ich gerade die letzten Bissen meiner Schlachtplatte verschlang, öffnete sich der Himmel. Das Grollen hatten wir schon den ganzen Abend gehört, aber jetzt entlud sich das Gewitter auch über uns. Und wie! Massen an Wasser prasselten auf das Dach der Gaststätte und flossen in reißenden Bächen die Straßen entlang. Zum Glück musste ich nach dem Essen nur nach nebenan ins Hotel. Ich wartete, bis es etwas nachließ, wurde aber trotzdem klatschnass.

Wieder trocken ließ ich den Abend abermals mit dem leckeren Wein ausklingen und schaute mir dabei einen Hollywood-Streifen im Fernsehen an. Unterbrochen immer wieder von einschlagenden Blitzen in der Umgebung. Sehr gemütlich!

Ach ja, mit der Dorf-Disko hatte sich das dann erledigt.

Zweiter Tag

Gestern bin ich schon vor meinem Wecker aufgewacht. Draußen schien die Sonne und irgendwer frühstückte lauthals auf seiner Terrasse. Ich werde Frühaufsteher nie verstehen!

Das Frühstück hier im Hotel ist richtig gut. Frische Brötchen, Brot und Croissants, Blechkuchen, hochwertiger Aufschnitt und Käse, Lachs, Eier in jeder Variation, gebratener Speck und frisches Obst, Müsli, Joghurt und verschiedene Säfte. Leider gab’s keinen Latte Macchiato, aber man kann nicht immer alles haben.

Fast alle Tische waren an der langen Fensterfront platziert, so dass man auf die abschüssige Straße sehen konnte. Viele Touristen haben sich für ihren Urlaub offensichtlich ein Fahrrad gemietet und ich konnte beobachten, wie sie sich ganz vorsichtig und mit angezogener Bremse in ungewohnter Haltung den Hügel zum Südstrand hinunterrollen ließen. In der Gegenrichtung fuhr fast niemand. In einer langen Kette schoben sie hintereinander ihre Räder hinauf. Vielleicht sollten die auch mal den Rest des Jahres Radfahren…

Nach dem Frühstück hatte ich Lust zu joggen. Ich sagte an der Rezeption Bescheid, dass ich das Zimmer noch zum Duschen bräuchte. Kein Problem. Die Frühstücks-Crew ist gleichzeitig auch die Zimmer-Crew und die mussten erst den Frühstücksraum fertig machen bevor sie in den Zimmern weitermachten.

Auf GoogleMaps plante ich meine Route. Den Weg bis nach Lobbe, dann der Straße Insel einwärts und zum Schluss an der Abzweigung wieder östlich zurück nach Göhren sind knapp 10 Km. Eine schöne Strecke. Als ich loslief, schien die Sonne. Bis zum Museumsschiff sind es nur ein paar Hundert Meter bergab, so dass ich schon nach knapp zwanzig Minuten in Lobbe war. Von hier führte ein Damm, der als Fuß- und Radweg beschildert ist, parallel entlang der Landstraße durch die Felder. Was für eine schöne Strecke! Der Weg zurück nach Göhren führte durch Felder und ein Waldstück und verzweigte sich immer wieder. Zum Glück kann ich mich generell gut orientieren und hin und wieder hat mir auch ein Wegweiser geholfen.

Nach etwa einer Stunde kehrte ich zurück ins Hotel. Ich war völlig verschwitzt. Mein T-Shirt war so nass, als wär ich damit schwimmen gewesen. Mein Zimmer war auch noch unberührt, so dass ich schnell duschen ging, meine Sportsachen in einen Beutel verstaute und die Koffer zusammen packte. Mit meinem Strand-Rucksack ging ich an den Süd-Strand.

Ich hoffte auf ein paar Jugendliche, die Volleyball spielen, aber außer Familien mit Kleinkindern und Rentnern sind hier scheinbar keine Touristen. Egal, ich hatte ja auch Musik und ein Buch dabei. Aber erst mal ins Wasser, das wie in Greifswald angenehm warm war. Und vor allem nicht unangenehm salzig wie die anderen Meere, die ich kenne.

Nach ungefähr einer Stunde zog sich der Himmel zusammen und die ersten Menschen verließen den Strand. Viel war auch vorher nicht los, aber jetzt war es plötzlich unheimlich leer. Als es anfing zu tröpfeln, ging ich noch einmal ins Wasser. Besser ins warme Nass als von oben kalt berieselt zu werden, dachte ich mir. Neben mir tat es mir eine alte Frau gleich. Wir lächelten uns im stillen Einverständnis zu.

Als wir wieder draußen waren und uns abtrockneten, fing es richtig an zu regnen. Na gut, kein Strand mehr… Ich packte meine Sachen zusammen und ging zurück ins Hotel. Allen Menschen, denen ich begegnete, hatten entweder einen Regenschirm aufgespannt oder ein Regencape übergeworfen. Ich hatte beides natürlich nicht dabei. Als Einziger auf der ganzen Insel, wie es scheint. Hey Leute, es ist August! Warum nehmt ihr in euren Sommerurlaub Regensachen mit. Wir haben immerhin immer noch 25 Grad…

Im Hotel teilte man mir mit, dass das Zimmer frühestens in ein, zwei Stunden fertig sei. Ich fragte nach einem Erlebnisbad mit Sauna und man bot mir an, den Wellness-Bereich im Partnerhotel kostenlos zu benutzen. Sehr schön!

Ich hatte ein Schwimmbecken mit kleiner Saunakabine erwartet, aber im Waldhotel gab es wirklich einen großzügigen Saunabereich mit vier verschiedenen Saunen, zwei Dampfbädern und Whirlpool. Und natürlich ein Schwimmbecken. Aber warum auch immer war dort nichts los. Eine junge Familie am Pool und zwei Paare, die sich mit mir den Saunabereich teilten.

Während ich den Wellness-Bereich ausgiebig nutzte und mich an den bereitgestellten Köstlichkeiten (frisches Obst und kühles Wasser) erfrischte, fiel mir ein Flyer der Massage-Abteilung in die Hände. Dort wurde ein Sommer-Special-Angebot beworben: 40 Minuten Rückenmassage und eine heiße Kreide-Packung für 29 Euro. Ein guter Deal, wenn ich bedenke, dass wir an der Nordsee über 50 Euro für 45 Minuten gezahlt hatten und diese Leistung hier sonst auch über 40 Euro kostet.

Aber wo war die Massage? Der Saunabereich war in sich abgeschlossen, also ging ich nur mit einem umgeworfenen Handtuch bekleidet durch die Umkleide zurück ins Foyer. Dort wies eine Rezeptionistin gerade zwei neue Gäste in die Hotelanlage ein. Als sie fertig war, fragte ich sie nach der Massage und sie führte mich in den Keller. Wohin auch sonst? Ich frage mich, warum die Physio-Therapeuten und Masseure immer im Keller arbeiten müssen. Ich glaube, die Menschen, die diese Entscheidung treffen, lassen sich selber gar nicht gern massieren oder anfassen. Wenn dann die Überlegung kommt, wohin mit der Physiotherapie und Massage, kriegen die den letzten freien Platz zugeteilt: den Keller.

Dort erwartete mich ein riesiges Areal. Ich schätze, dass es mindestens 15 Behandlungsräume gab, an denen ich vorbeilaufen musste, bevor ich an den Empfang kam. Wie üblich gab es auch hier einen separaten Eingang, damit externe Gäste nicht wie ich erst durchs halbe Hotel laufen müssen, um zu ihrer Behandlung zu kommen. Am Empfang begrüßten mich gleich vier Therapeuten, die scheinbar gerade eine Lücke hatten und sich ein lustiges Video auf YouTube anschauten.

Ich fragte nach einem Termin. Ich wurde gefragt, wie lange ich denn noch hier sein würde. Morgen um 17h wär noch was frei. Und heute? Hmm, kurze Überlegung. Eine junge Therapeutin kam dazu und sagte, dass sie zwar gleich Feierabend hätte, aber eine Massage noch passen würde, wenn ich jetzt sofort behandelt werden wollte. Jippie!

Die Massage war ein Traum. Die Frau hatte geniale Hände und massierte mir alle Schmerzen aus dem Rücken. Bei der anschließenden Kreide-Packung wär ich fast eingeschlafen. Danach war die Sauna natürlich noch angenehmer. Ich blieb noch, bis mich so kurz vor sieben der Hunger packte. Auf dem Weg zum Hotel holte ich mir im kleinen Supermarkt an der Ecke noch eine Flasche Weißwein und einen Korkenzieher für später.

Heute wollte ich unbedingt Fisch essen. Ich machte mich in meinem neuen Zimmer schnell ausgehfertig, legte den Wein ins mit kaltem Wasser gefüllte Waschbecken und spazierte erst einmal zum Nordstrand. Vom Ort musste man erst durch den steil abfallenden Kur-Garten, um an die Strandpromenade zu gelangen. Dort gab es leider nur entweder überteuerte Restaurants oder billige Frittenbuden. So spazierte ich an der Promenade entlang, bis ich den Ortsrand erreichte.

Also wieder steil hoch auf die Hauptstraße. Dort auch nur die üblichen Verdächtigen, die ich gestern Abend schon erkundet hatte. Ungefähr auf der halben Strecke zurück zum Hotel ging es nach Osten ab und noch einmal steil hinauf. Ich folgte der kleinen Straße und kam noch an ein paar kleinen Hotels vorbei. Zum Schluss machte die Straße noch einen scharfen Bogen und führte zurück zur Hauptstraße.

Die Gaststätte „Zum Leuchtfeuer“ – Lecker Fisch

Auf der Höhe entdeckte ich ein kleines Restaurant mit Aussichts-Terrasse mit dem Namen „Zum Leuchtfeuer“. Genau das, was ich gesucht hatte. Die Terrasse war um diese Uhrzeit gut besucht, aber für mich gab es noch einen Tisch. Ich bestellte die gemischte Herings-Platte. Günstig, ohne Gräten und sau-lecker! Dazu eine Cola, denn ich fühlte mich etwas unterzuckert vom ganzen Sport und der Sauna.

Den Abend ließ ich auf meinem Balkon mit Meeresblick ausklingen. In der Kneipe gegenüber lief Deutschland gegen Dänemark. Nicht sonderlich spannend aber die Deutschen haben mit ihrer B-Elf wohl ganz anschaulich gespielt. Irgendwie habe ich es geschafft, den Korkenzieher schon bei der ersten Flasche Wein abzubrechen. Den Korken bekam ich zwar noch raus gehebelt, das Gerät konnte man danach aber vergessen. Egal, der Wein war lecker und der Schlaf danach umso fester.

Am Strand entlang

Göhren ist klein und liegt auf einer großen Erhebung auf der Landzunge. Es gibt kaum eine ebene Straße, aber ich bin ja nicht Lauf-faul. Heute Abend wollte ich erst einmal den Süden erkunden, der im Gegensatz zum Norden noch relativ unberührt geblieben ist. Im Norden gibt es laut Karte eine Promenade und einen Fähr-Anleger. Außerdem befinden sich dort ein Camping-Platz und die Endhaltestelle des legendären „Rasenden Rolands“.

Nachdem ich die 200m zum Strand herunter gelaufen war, entschied ich mich für den Westen, da im Ost schon schnell die Steilküste beginnt. Barfuß durch den Sand laufen hat schon was und es dauerte nicht lange und ich fing an, über Gott und die Welt nachzudenken. In Gedanken versunken habe ich kaum meine Umgebung wahrgenommen. Ich erinnere mich an eine Ansammlung von Strandkörben, ein Beach-Volleyball-Feld und ein paar in der Bucht liegende Boote. Hier und da vereinzelt ein paar Menschen. Am Nordstrand hat zu der Zeit bestimmt noch der Bär getobt.

In der Dämmerung kam ich an einen Felsvorsprung, zu dessen Fuß ein paar Angler mit ihren Bierdosen saßen. Ich habe sie nett gegrüßt und bin dann um die Felsen herum gegangen. Dort erwartete mich eine kleine Bucht, eher gesagt ein kleiner Bodden, der durch eine Landbrücke vom Meer abgetrennt ist. Ich beschloss, über die Dünen auf die Straße zu gehen und auf dieser den Heimweg anzutreten, um schneller und vor allem noch vor der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein. Mir fiel nämlich plötzlich auf, dass ich heute noch überhaupt nichts gegessen hatte und befürchtete, dass die Restaurants ihre Küchen schon um 22 Uhr schließen.

Auf der anderen Seite der Düne lag ein kleiner Ferienort. Die Uhr zeigte viertel nach neun an und das Portemonnaie leider nur noch 4 Euro Guthaben. Da weit und breit keine Bank in Sicht war gab es dort also auch kein Abendessen für mich. Und zu meinem Entsetzen auch keine Straße, die nach Osten führte. Musste ich etwa wieder am Strand zurück? Ich ging erst mal zur Hauptstraße, die ins Inselinnere führte. Eine Bushaltestelle ließ mich hoffen, aber der letzte Bus fuhr bereits um halb neun.

An der Haltestelle hing dafür eine Wanderkarte. Daran konnte ich ablesen, dass der Ferienort Lobbe hieß, aber Göhren war nicht darauf verzeichnet! Wie weit war ich da eigentlich gelaufen? Google sagt 3,5km. Nicht schlecht… Zu meiner Erleichterung entdeckte ich auf der Karte auch, dass es einen Wanderweg parallel zum Meer gibt.

Von Göhren nach Lobbe sind es 3,5km – zum Glück gibt es einen Weg parallel zur Küste

Sofort machte ich mich auf und wanderte so zügig, wie es meine Flip-Flops erlaubten nach Göhren. Der Wanderweg entpuppte sich als ausgebaute Anwohnerstraße, die an diversen Ferienwohnungsanlagen mit eigenem Meeres-Zugang, einer Klinik, einem Sportplatz und einem Museums-Schiff vorbeiführte.

Um kurz nach zehn erreichte ich Göhren. Auf der Hauptkreuzung standen zum Glück gleich zwei Geldautomaten. Ich zog mir etwas Geld und lief die Hauptstraße entlang. In den Restaurants saßen noch genug Menschen, so dass ich mir keine Sorgen mehr machte. Beim Italiener, bei dem ich schließlich einkehrte, musste allerdings erst der Küchen-Chef gefragt werden, ob er noch kochen mochte.

Er mochte. Ich entschied mich für hausgemachte Ravioli mit Hähnchen und Champions. Was für ein Reinfall! Die Teigtaschen und das Huhn ertranken in Sahne und die Nudeln schmeckten nicht. Was für eine Schande. Ich hätte doch ins Fisch-Restaurant gehen sollen, bin ja schließlich am Meer. Aber der Hunger trieb’s rein und ich ließ nur die Soße auf dem Teller.

Im Dorf-Diskokeller gab’s eine 90’s-Party. Lust hätt ich schon gehabt, aber die Müdigkeit siegte. Morgen soll’s Karaoke geben, das schau ich mir vielleicht mal an. Ich überlegte kurz, ob ich mir beim Italiener noch eine Flasche Wein holen sollte, aber ich habe weder einen Korkenzieher noch Lust, so ein schlechtes Restaurant auch noch zu unterstützen.

So bin ich jetzt wieder auf meinem Zimmer und hab mir den Wecker auf kurz vor neun gestellt. Noch ein bisschen Lesen und dann schlaf ich bestimmt wieder schnell ein.

Göhren

Göhren liegt nicht weit von Binz entfernt auf einer Landzunge. Im Norden und im Süden ist Strand, im Osten Steilküste. Göhren ist nur per Bus zu erreichen, so dass ich in Bergen in der Mitte der Insel umsteigen musste und von dort noch einmal etwa eine Stunde über Land fahren durfte.

An der Rezeption hat man mir mitgeteilt, dass ich nur eine Nacht in Zimmer 113 bleiben kann. Morgen muss ich eine Etage nach oben in Zimmer 217 ziehen. Den Umzug erledigt das Personal, ich habe bloß zwischen 11 und 14 Uhr kein Zimmer. Egal. Frühstück gibt’s zwischen 7:30 und 9:30 Uhr. Man rät mir, kurz vor halb zehn zu kommen, da dann am wenigsten los sei. Vor 10 Uhr werde eh nicht abgeräumt. Das hört sich gut an…

Das Zimmer ist groß und modern eingerichtet. Meine Terrasse ist auf den Hof gerichtet. Da das Hotel L-förmig aufgebaut ist, muss man hier zwangsläufig eine gute Nachbarschaft pflegen. Ein paar Leute frühstücken auf ihren Terrassen. Ist das Frühstück hier so schlecht, dass sich die Leute selber etwas besorgt haben, oder ist die Hotelleitung hier so kulant, dass man sich am Buffet bedienen und damit auf sein Zimmer gehen darf?

Nach der Ankunft habe ich erst mal ein bisschen Fern geschaut, bin dann aber schnell eingeschlafen und erst um 17 Uhr wieder aufgewacht. Draußen ist es bewölkt, aber warm. Ich dusche mich und zieh mir ein paar frische Klamotten aus dem Koffer an. Die Taschen auszupacken, lohnt nicht, ich muss ja morgen das Zimmer wechseln. Zeit, die Gegend zu erkunden.

Stralsund

So, jetzt klappt’s besser mit dem Internet. Muss grad in Stralsund umsteigen und hab fast ne halbe Stunde Aufenthalt. Hab dann auch gleich mal geschaut, wo Binz liegt. An der Ostküste mit kilometerlangem Sandstrand. Super!

Rügen – Binz liegt im Osten der Insel direkt am kilometerlangen Strand

Allerdings sind laut Google und Co alle Ferienwohnungen und Pensionen wie erwartet schon belegt. Hotels gibt’s zurzeit erst ab 190 Euro pro Nacht. Nein Danke! Also doch die Touristeninformation. Die Dame aus Binz ist saufreundlich, kann mir aber auch nichts anderes sagen. Dafür verbindet sie mich mit der Touristeninformation von ganz Rügen und tatsächlich krieg ich noch ein Last-Minute-Schnäppchen in Göhren am Südost-Zipfel der Insel. Für schlappe 65 Euro pro Nacht inkl. Frühstück und in Strandnähe. Ich sage natürlich sofort zu.

Auf dem Weg nach Rügen

Mein geplanter Urlaub in Greifswald ist anders gelaufen als gedacht, so dass ich mich dazu entschlossen habe, ihn zu beenden und an anderer Stelle fortzusetzen. Rügen ist nicht weit, aber ich kenne die Insel überhaupt nicht. Einmal war ich mit dem Jan hier, aber ich kann mich nicht mehr wirklich daran erinnern.

Ich habe mir jetzt erst einmal ein Ticket nach Binz besorgt. Unterwegs werde ich mal die Touristeninformation anrufen. Mein mobiles Internet bricht immer wieder ab, aber zum recherchieren von Telefonnummern reicht es aus. Hoffentlich kriege ich noch was. Ist momentan Hauptsaison. Ich wird’s ja sehen. Ein bisschen warten muss ich noch. Mein Zug fährt erst um 7:21.

Am Meer

Ein unglaublich schöner Tag. Francesco hat mich gegen elf abgeholt – er war um halb zwölf da. Bei den Italienern ist es nämlich so: Man sagt nicht: „Ich hol‘ dich um elf ab“, man sagt: „Ich hol‘ dich mehr oder weniger um elf ab.“ (Ti prendo alle undici, più o meno.) Also hab ich in Ruhe noch meinen Milchkaffee getrunken und mein Schoko-Müsli gegessen und dann sind wir gefahren. Na ja, erstmal sind wir noch in Florenz an einen Auto-Grill gefahren, damit der Francesco seinen zweiten Caffè trinken und seine ich-weiß-nicht-wie-vielte Zigarette rauchen konnte. Ich hab mich mit ner Cola begnügt.

Von Florenz bis zum Meer sind es knapp 100 km. Bei Empoli (eine Viertelstunde von Florenz) wurde angezeigt, dass auf dem Weg nach Pisa eine Baustelle sei und es dort ca. 7 km Stop-and-Go geben wird. Also sind ALLE Italiener inkl. uns eine Ausfahrt vorher raus gefahren, um die Stelle zu umfahren. Mit dem Resultat, das wir ungefähr 10 km Stop-and-Go hatten. Wieder auf der Bundesstraße zurück – die Autobahn muss man schließlich bezahlen – riefen dann die beiden Freundinnen von Francesco an. Sie waren mittlerweile auch unterwegs und so verabredeten wir uns an einem weiteren AutoGrill kurz vor Pisa. Da es auch schon kurz vor eins war, aßen wir ne Kleinigkeit und fuhren dann weiter Richtung Meer.

Dummerweise sagte ich, dass ich nach dem Essen einen Caffè vertragen könnte – ich hatte da an eine nette Strandbar gedacht – und so fuhren wir umgehend in die nächste Bar. Es ist unglaublich, wie viel man in Deutschland für Kaffee bezahlt. Mal abgesehen von den Touristenzonen in den großen Städten zahlt man hier maximal einen Euro für einen Cappuccino. Dort zahlte ich nur 85 Cent! Und der schmeckt hier richtig gut. Mit aufgedampfter Milch und frisch gemahlenem Espresso.

Endlich Meer. Nach ein paar Runden, um einen kostenlosen Parkplatz zu finden, fanden wir ein schönes Plätzchen an einem öffentlichen Strand. Der größte Teil der Küste ist nämlich in privater Hand. Hier reihen sich tausende Sonnenschirme und Strandliegen, die man für teuer Geld mieten kann – wo dann allerdings nur eine handvoll Menschen liegen. Nur alle paar hundert Meter gibt es kleine Abschnitte, die zur freien Verfügung stehen. Na, wenigstens kann man die ganze Küste entlang am Meer spazieren gehen. Da lob‘ ich mir doch Sardinien. Da gibt es die schönsten Strände noch völlig unberührt, höchstens ne Strandbar mit Dusche gibt es da.

Die eine Freundin – Sylvia – stellte sich als Francescos romanzata heraus. Also muss ich nicht weiter spekulieren. Wir verbrachten einen sehr gemütlichen Nachmittag am Strand. Viel Sonne, Baden, Lesen, ein Eis, ein ausgiebiger Spaziergang und viel Faulenzen. Ich merke mal wieder, dass man eine Sprache wirklich am besten im Land selber lernt. Wo lernt man sonst so schöne Worte wie una canna (ein Joint) oder il ex-marito (der Ex-Ehemann), oder so schöne Sprichwörter wie un cavallo donato non si guarda nella bocca (Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul)?

Die beiden Mädels ließen wir dann am Strand zurück, schließlich wollten wir das Italien-Spiel gucken. Nach einer unaufregenden Rückfahrt, die ich schlummernd auf dem Beifahrersitz verbrachte – die Sonne und das Meer machen ganz schön müde – brachte mich Francesco nach Hause, wo ich schnell duschte und mir noch zwei Brote und was Süßes rein pfiff. Ich hatte mächtig Kohldampf und hoffte, dass es bei Francescos Freunden noch ein paar Chips zum Knabbern geben würde. Francesco holte mich dann kurz vor neun ab, und wir düsten über ausgestorbene Straßen zu unseren Gastgebern. Wo hatte ich gedacht, dass ich bin? Warum hatte ich diese beiden Brote gegessen? Wir waren zwar nur zum Fußballgucken verabredet, aber die Gastgeber – auch Arbeitskollegen von der Bruna – hatten ne kleine Party draus gemacht und es gab natürlich all die bekannten piatti: Salat, Nudeln, gefüllte Teigtaschen, süßes Gebäck mit Ananas und einen Likör zum abrunden. Und Chips natürlich auch. Ach so, und Fußball gab es übrigens auch. Italien hat miserabel gespielt und den USA ein Unentschieden geschenkt.