„An Heiligabend gehen wir mit den Kindern Rodeln!“
„Aber es liegt doch gar kein Schnee…“
„Ich sagte, WIR GEHEN RODELN!!1!“
„An Heiligabend gehen wir mit den Kindern Rodeln!“
„Aber es liegt doch gar kein Schnee…“
„Ich sagte, WIR GEHEN RODELN!!1!“
Vergangene Woche bekam ich per Xing ein Jobangebot, das mich doch ein wenig stutzig gemacht hat:
Lieber Herr de Stefano,
als selbständiger Unternehmer betreibe ich aktives Personal-Recruiting und wurde dabei auf Ihr Profil aufmerksam.
Für die weitere Verstärkung unserer Finanzkanzlei in Köln/Düsseldorf suchen wir engagierte, kontaktfreudige und zielstrebige Menschen. Mein erster Eindruck von Ihnen deckt sich mit unseren Anforderungen. Allerdings kann dies ein persönliches Gespräch nicht ersetzen. Sollten Sie daher einem sehr guten Angebot positiv und offen gegenüberstehen, freue ich mich auf Ihre Antwort.
Beste Grüße, xxx
Das Angebot kam von einem selbstständigen Vertiebler der Swiss Life Select und hat mich deshalb stutzig gemacht, weil ich Bauingenieur bin und mit der Finanzwelt beruflich ziemlich wenig zu tun habe.
Ein Klick bei meinem Suchanbieter ergab, dass die Swiss Life Select das Nachfolgeunternehmen des von Mr. Unsympath Carsten Maschmeyer gegründeten Unternehmen AWD ist.
Für die jüngeren Leser unter euch: Carsten Maschmeyer hat in den 90er Jahren mutmaßlich die Wahlkämpfe von Gerhard Schröder unterstützt, ihm damit zur Kanzlerschaft verholfen und durfte 2002 mutmaßlich als Gegenleistung die Rentenreform nach seinen Wünschen diktieren. Seine Produkte passten dadurch genau auf die neuen Gesetze, Carsten Maschmeyer wurde steinreich und tausende Menschen schlossen eine für sie wertlose private Zusatzrente ab, weil die SPD bei der gesetzlichen Rente ordentlich kürzte (Warum die Riesterrente scheiße ist, erfährt man mit wenigen Klicks im Netz).
Und für so ein Drecksunternehmen soll ich arbeiten? Ernsthaft? Ich soll zu den Verlierern der Gesellschaft gehen und ihnen noch die letzten Euros aus den Taschen abschwatzen. Und wenn ich gut bin, viele Verträge abgeschlossen habe und noch ein paar mehr dumme Vertreter angeworben habe, habe ich in diesem Schneeballsystem sogar die Chance, Karriere zu machen?
Sorry, ich wurde schon vor 15 Jahren von einem AWDler angesprochen und der konnte mich nicht überzeugen, diese einmalige Gelegenheit zu ergreifen und mit 35 Jahren mit vollen Taschen auszusteigen und mit der eigenen Yacht zu fahren. Verdammt, jetzt bin ich 35 und fahre nur Fahrrad und meine Kinder haben die Taschen voll – also mit Kieselsteinen und Duplo-Figuren…
Er selbst ist nach zwei Jahren ausgestiegen. Mit einem Haufen Schulden (ja, wenn ein Vertrag platzt, muss man die Provision wieder zurückbezahlen, auch ein Jahr später noch!) und einem geschrumpften Freundeskreis (in seiner Verzweiflung hatte er ziemlich erfolglos versucht, seiner Familie und seinen Freunden Versicherungen anzudrehen und sie ebenfalls als Vertreter anzuwerben).
Kleiner fun-fact am Rande: Den AWD-Aussteigern wurde gerichtlich untersagt, ihre Erfahrungen im Netz zu veröffentlichen…
Also:
Lieber Herr xxx,
ihr sehr „gutes Angebot“ können Sie sich gerne sonstwo hinschieben. Ich habe kein Interesse daran, Teil eines Schneeballsystems zu werden, in dem man nur erfolgreich wird, wenn man einerseits mit allen Mitteln ahnungslosen Menschen schwachsinnige Versicherungspolicen verkauft und andererseits ahnungslose Menschen dazu anwirbt, selbst anderen ahnungslosen Menschen schwachsinnige Versicherungspolicen zu verkaufen.
Ihr Unternehmen war vor 20 Jahren als AWD schon beschissen und ist mit dem neuen Namen nicht besser geworden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrem Leben und hoffe, dass Sie erkennen, welche Werte wirklich im Leben zählen.
Mit freundlichen Grüßen aus Köln,
André De Stefano
So, aufgewacht und mitgemacht…
Ich habe endlich wieder Internet im Wohnheim! Und das bedeutet: Neuer Blog, neues Glück…
Ja, also Weihnachten war ich natürlich zu Hause in Bonn bei meiner Familie, wo ich jetzt auch wieder wohne, wenn ich mich im Rheinland aufhalte. Das war schön… Nur Ruhe, lange ausschlafen, gutes Essen, ein bisschen spielen, Musik hören, lesen, Computer… Faul rumhängen halt… Zwischen den Tagen – wie man so schön sagt – habe ich dann mein angeschlagenes Konto durch Arbeit im Aggua wieder etwas aufgebessert. Ich will da echt nicht aufhören zu arbeiten. Es gefällt mir so gut dort… Mein lieber Prof. Bezak möchte am liebsten, dass ich gar nicht mehr während des Semesters nach Hause fahre, damit ich auch immer schön fleißig sein kann. Er denkt, dass das Leben nur aus richtiger Arbeit besteht und lehnt übermäßige Freizeit ab. Er kann auch nicht verstehen, wieso ich „so viel“ Geld hier brauche. Er meint, ich müsste doch locker mit 5000 Kronen (ca. 150 Euro) auskommen: 50 Euro für das Wohnheim, 50 fürs tägliche Leben und 50 für den Rest. Na ja, 50 Euro fürs Studentenwohnheim stimmt. Mit 50 Euro fürs tägliche Leben komme ich nicht wirklich hin; sagen wir mal 150. Und 50 Euro für den Rest? Soll das ein schlechter Witz sein? So viel kostet mich eine Tankfüllung – hier vielleicht ein bisschen weniger – aber da müsste ich schon auf sämtlichen Luxus verzichten. Und davon habe ich nun wirklich nicht viel…
Ja, die erste Januarwoche war schon sehr deprimierend… Ich bin schon vor Weihnachten mit einem schlechten Gefühl bezüglich meines Studiums aus der Slowakei nach Hause gekommen, konnte diese Sorgen aber aufgrund der schönen Atmosphäre im trauten Heim leicht verdrängen. In der ersten Januarwoche jedenfalls bekam ich richtige Winterdepressionen. Zu meinen Sorgen kam auch noch der traurige Fakt, dass ich mein über die Jahre so geliebtes Appartement in Köln auflösen musste, weil meine Eltern es jetzt verständlicherweise an jemand Anderen weiter vermieten, wo ich nicht mehr in Deutschland wohne. Und so stand ich dann zuletzt alleine in meinem leeren Zimmer mit all den schönen und bösen Erinnerungen und sehnte mich nach alten Zeiten zurück. Die unsichere Zukunft hier in Bratislava und das verlorene Heim in Köln machten mir doch zu schaffen…
Ich bin dann auch nur sehr widerwillig und mit einer Woche Verspätung in die Slowakei aufgebrochen. Mein Prof. war ein bisschen sauer, denn ich hatte erst die zwei Wochen vor Weihnachten nicht mehr in der Uni vorbei geschaut und ihn dann im neuen Jahr auch zwei Wochen schmoren lassen. Aber warum war er sauer? Er meinte ich wäre zu faul und wolle nur Freizeit haben, anstatt hier mal richtig rein zu hauen. Ich glaube, er blockt jegliche menschliche Regungen in ihm ab, warum auch immer. Als ich ihm meine Sorgen erläuterte, konnte er gar nicht auf meine Zukunftsängste eingehen, sondern hatte nur Angst, dass er mich im Sommer nicht als seinen persönlichen Assistenten anstellen kann. Dass ich viel aufgegeben habe und aufs Spiel setze für eine noch nicht ganz sichere Zukunft in einem fremden Land weit weg von Familie und Freunden, scheint er nicht zu realisieren.
Trotzdem war dieses Gespräch ein bisschen fruchtbar. Immerhin hat er sich mal ein paar Stunden für mich Zeit genommen, hat mir das slowakische Prüfungssystem erläutert, mir ein paar Materialien gegeben und mit mir zusammen einen Plan fürs nächste Semester ausgeheckt. Jetzt muss ich also bis nächste Woche meine – leider nur – drei Lehrfächer in je einem Projektbericht zusammenfassen, das Ganze absegnen lassen, und mich zu den Prüfungen anmelden. Und dann im Februar nach Hause fahren und Karneval feiern, bevor das neue Semester wieder losgeht, wo ich deshalb wahrscheinlich auch wieder zwei Wochen versäumen werde! Hihi…
Ich hoffe, ich kriege noch alles zusammen…
Nachdem ich mich hier zehn Tage lang eingelebt hatte, bin ich erstmal wieder nach Hause geflogen, genauer gesagt nach Hahn, von wo mich meine Familie abgeholt hat, um mich zu unserem Familientreffen in die Nähe von Freiburg zu fahren. Das war ein sehr lustiges Wochenende mit Hausdrachen, Sauf-Liedern, einer Waldwanderung, Kegeln, und noch viel mehr mit Verwandten aus der ganzen Welt: die meisten natürlich aus Deutschland, aber wir haben auch ein paar Großcousins in der Schweiz und in Kanada (und ich glaube auch in Holland, aber da bin ich mir nicht mehr ganz sicher, vielleicht sind die auch nur eingeheiratet).
Nach einer Schicht im Aggua am Sonntag und einem Zahnarztbesuch am Montag Morgen ging es dann los: Die große Fahrt nach Bratislava! Den ganzen Vormittag über packte ich mein Auto. Schließlich musste alles da rein, was ich bis Weihnachten brauche. Ein paar Kleinigkeiten, ok, aber ein DJ-Mischpult ist schwierig im Flugzeug zu transportieren, und dann auch etwas teuer… Während dieser Aktion hörte ich Radio, denn Computer und Musikanlage waren ja schon abgebaut, und was musste ich da vernehmen? Fliegerbombe an der A3 bei Aschaffenburg hochgegangen. Ein Bauarbeiter tot und die A3 in beide Richtungen gesperrt! Bitte? Das war meine Autobahn! Na super! Und zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass es in der Umgebung dort keine vernünftige Umgehung gibt, außer Landstraße natürlich. Immerhin gaben sie etwas später durch, dass die Sperrung nur ein paar Stunden andauern würde, bis die Spurensicherung durch und die Bergungsarbeiten abgeschlossen wären. Also noch schnell zu meiner Oma, mich verabschieden, und dann ab auf die Autobahn.
Während der Fahrt Richtung Frankfurt gaben sie durch, dass die Vollsperrung aufgehoben sei, der Verkehr abfliessen würde und ansonsten die A3 frei wäre. Sehr schön! Leider war kurz hinter Frankfurt Schluss mit der freien Fahrt. Plötzlich stoppte der Verkehr und es rauschte ein Krankenwagen nach dem nächsten durch die in der Mitte gebildete Gasse, gefolgt von noch mehr Polizei und Feuerwehr. Nur ein paar Hundert Meter vor uns war ein Lkw in zwei Pannen-Fahrzeuge auf dem Seitenstreifen gerast und hatte ein großes Chaos angerichtet. Das sah ich aber erst etwa anderthalb Stunden später, als die Polizei endlich eine Spur öffnete und wir weiter fahren konnten. Dafür war die Autobahn jetzt wirklich absolut frei, ich hatte dank der angenehmen Außentemperaturen schon eine ausgiebige Rast hinter mir und so fuhr ich durch bis Regensburg, wo ich dann auch mal sowohl das Auto als auch meinen Magen voll tanken konnte.
Die restliche Fahrt war relativ unspektakulär. Ich hielt noch an der deutsch-österreichischen Grenze, wo ich die obligatorische Vignette und einen Four-Pack RedBull kaufte und fuhr über Linz und Wien bis in die Slowakei. Das letzte Stück in Österreich war leider nur Landstraße, aber um die Uhrzeit kam ich da auch zügig voran. Und so landete ich schließlich nach etwa 980 km und elf Stunden Fahrt in meinem Studentenwohnheim, nicht ohne vorher noch ein paar fiese Schlaglöcher in Bratislava mitnehmen zu müssen. Die Straßen sind hier teilweise leider in einem nicht so guten Zustand…
Am Dienstag richtete ich mich dann ganz gemütlich in meiner Zimmerhälfte ein (Computer, DJ-Pult, Musikanlage usw…) und am Mittwoch ging es weiter zur BauFak (Bau-Fachschaften-Konferenz) zurück nach Deutschland, nämlich nach Dresden. Ich nahm noch zwei Slowaken (Michal und Gabi) mit, und so präsentierten wir zu dritt die Deutsch sprechende Fachschaft der STU Bratislava. Auf dem Weg dorthin (ist übrigens von hier näher als von Köln aus!) fuhren wir durch ein tschechisches Dorf nahe der deutschen Grenze. Dort sah ich zum ersten Mal, was ich bisher nur aus diversen Zeitschriften oder aus dem Fernsehen kannte. Ein Puff neben dem anderen, dazwischen Sauna-Clubs und Geldwechselstuben. Auf den Straßen Schulter an Schulter die Nutten und vor und hinter dem Ort kleine Bretterbuden mit Schaufenster, in denen sich die Mädels an Stangen räkelten. Wow! Das hatte ich echt nicht erwartet! Ich war ehrlich gesagt schockiert, vor allem weil in den Seitenstraßen scheinbar der ganz normale Alltag herrschte. Kinder kamen von der Schule nach Hause, Frauen lehnten sich aus dem Fenster, um mit den Nachbarn zu tratschen und Männer kehrten das Laub vom Bürgersteig. Was für ein Kontrast!
Auf der Baufak wurde vier Tage lang viel gearbeitet, diskutiert, debattiert und natürlich auch gefeiert, so dass wir am Sonntag schon ziemlich fertig waren. Immerhin brachte jede Fachschaft eine Kiste Bier aus der eigenen Stadt mit, dass auf der Abschluss-Party am Samstag Abend verköstigt wurde. Interessanterweise ging das „Zlaty Bazant“ aus Bratislava am schnellsten weg. Noch vor dem Tschechischen „Pilsner Urquell“! Trotz der Müdigkeit ließen wir es uns aber dennoch nicht nehmen, auf dem Rückweg einen Abstecher nach Prag zu machen, wo Gabis Schwester Psychologie studiert. Wir mussten uns allerdings durchfragen, um zum Treffpunkt zu gelangen, nur waren die Passanten zu 100% alle Touristen: die ersten waren Deutsche, die nächsten Engländer und die dritte Gruppe kam aus Dänemark! Na ja, wir fanden trotzdem zum Busbahnhof und tranken einen gemütlichen Kaffee in einem Café, das sich „Therapie“ nannte. Na ja, Gabis Schwester studiert ja schließlich Psychologie. Von der Stadt selber sahen wir leider nicht wirklich viel, aber das, was wir sahen, war schon sehr schön. Vielleicht werd ich da demnächst mal ein Wochenende hinfahren…
Ja, und dann war der Oktober auch schon zu Ende… Na ja, fast. Schließlich gab es ja noch den 31.10. Das Reinfeiern in Allerheiligen, auch Halloween genannt. Ich war gerade mit meiner Mutter am telefonieren, da stürmte der Peter von zwei Zimmern weiter ins Zimmer. Ich müsse mich sofort anziehen, in zwei Minuten müssten wir los! Na gut, ich beendete das Telefonat (da hatte ich ja auch noch keine slowakische Nummer und es wär eh teuer geworden), machte mich fertig, und wir gingen los. Daniel wollte nicht mit, aber ich glaube, der feiert eh nicht so gerne. Erst trafen wir uns mit ein paar seiner Leute in einem Pub zum „Vor-Glühen“ und dann fuhren wir mit zwei Taxen in ein anderes Studentenwohnheim am anderen Ende der Stadt, wo eine große Halloween-Party geschmissen wurde. Die kostete sogar Eintritt (50 Kronen?), aber das Bier war wie immer billig! Obwohl ich zum Feiern lieber Be-Ton trinke. Egal, irgendwann endete die Nacht wegen einer Ex-Beziehungskrise. Also wir hatten ein Ex-Pärchen dabei, die zwar noch zusammen eine Wohnung haben, sich aber eigentlich nicht mehr so gut verstehen, auch schon seit einiger Zeit auseinander sind und trotzdem zusammen Halloween feiern, weil sie ja noch einen gemeinsamen Freundeskreis haben! Woher kenn ich das bloß? Ich dachte, nur wir Deutschen wären so bekloppt! Ich rate euch: Hütet euch vor… Ach nein, ich rate euch lieber nichts, sonst trete ich zu vielen Leuten auf den Schlips!
So, genug erzählt! Den Rest kennt ihr schon. Und mehr kommt erst noch…