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Prussiana

Gestern hat mich Francesco schon um halb zwei abgeholt, und wir sind in den Poggetto schwimmen gefahren, wo ich am Freitag schon war. Wir haben uns dort mit Fabio getroffen, bei dem wir schon das Spiel Italien gegen die USA vorletzte Woche Samstag geguckt hatten. Die beiden brachten mir eine neue Vokabel bei: prussiano (preußisch) bzw. piscina prussiana (preußisches Schwimmbad); denn man durfte echt nichts in diesem Schwimmbad machen. Da gerade Vereinssport angesagt war, durfte man nur mit Badekappe ins Becken, aber Francesco und ich hatten natürlich keine. Außerdem durfte man von keiner Seite vom Beckenrand springen. Es gab keine Liegewiese, nur harten Stein, wo man sich sonnen konnte, aber die Schuhe musste man in der Umkleide lassen.

Wir holten uns an der Bar ein Eis und was zu trinken, aber das durften wir auch nicht am Handtuch, sondern nur an der Bar. Na ja, Fabio hat mir dann einmal seine fesche Bademütze ausgeliehen, und ich bin ein paar Bahnen geschwommen, aber ich konnte es mir nicht verkneifen, einmal einen geschmeidigen Kopfsprung zu machen. Hat aber auch niemand was gesagt. Irgendwann fing ein Wassergymnastik-Kurs an und wir wurden gebeten, die Anlage zu verlassen. Da durfte dann niemand anderes mehr da sein… Ach ja, sie hatten uns zwischendurch auf die Hausordnung aufmerksam gemacht, die an der Kasse aushängt. Die haben wir uns dann danach mal angeschaut. Hehe, wir haben bestimmt gegen die Hälfte der Regeln verstoßen! Z.B. habe ich endlich mal wieder Fotos gemacht, Francesco hat am Handtuch geraucht, ich habe mich auf dem Handtuch umgezogen statt in der Umkleide, usw. Wirklich zu lustig.

Danach kam Francesco noch mit zu mir, und wir setzen uns mit einem Bierchen bei uns auf die Terrasse und er erzählte ein bisschen von Giuglia. Der Arme! Sie hat ihm gesagt, dass sie ihn nie geliebt hat, sondern sich nur körperlich zu ihm hingezogen fühlte, aber das ist ja eigentlich auch ein Kompliment. Jetzt ist also definitiv Schluss. Aber Francesco hatte schon gestern Abend ein neues Date, also muss ich mir keine Sorgen um ihn machen.

Mena und Lorenzo waren gestern zur Cena bei Freunden, und so ging ich vorher mit den beiden noch Einkaufen, damit ich mir noch was Leckeres kochen konnte. Es gab ein schönes Stück Fleisch in der Pfanne gebraten, mit Pommes und Spinat, also nichts Aufregendes. Aber danach gab’s Open-Air-Kino im Poggetto. Ich schaute mir da – leider allein (obwohl, vielleicht besser) – „Memorie di una Geisha“ an. Ein sehr beeindruckender Film. Und ich bin sehr stolz auf mich. Ich habe wirklich fast alles verstanden. Selbst den Passagen, wo die Geisha mit der Sprache gespielt hat, um ihre Konkurrentin auszuspielen, konnte ich ohne große Probleme folgen. Der Film war sehr lang, und so war ich erst um eins aus dem Kino, und Francesco schrieb auch, dass er schon im Bett wär (ein Sprachspiel? Alleine oder mit dem Date?), und so ging ich auch nach Hause.

Halbzeit

Halbzeit! Was soll ich sagen? Wie immer vergeht die Zeit viel zu schnell. Dieses Leben hier gefällt mir sehr gut, wobei ich natürlich bedenken muss, dass ich hier weder arbeite noch einen eigenen Haushalt führen muss. Ich helfe schon viel mit, wasche meine Wäsche, spüle mein Geschirr, räume mein Zimmer auf usw., aber die Mena kocht und einmal die Woche kommt eine Putzfrau und putzt die ganze Wohnung. Trotzdem merke ich, dass mir die Distanz sehr gut tut. Die letzten Monate (und vielleicht auch Jahre) waren sehr voll; Beziehung, Freunde, Studium, Arbeit und viel mehr, da bin ich selber oft viel zu kurz gekommen. Jetzt blühe ich richtig auf und lebe! Und wenn ich nur mal ein paar Stunden irgendwo im Schatten liege und ein Buch lese, oder am Rollenspiel rum feile, ist es für mich eine wahre Energiequelle. Das hätte ich nicht so stark erwartet. Vielleicht sollte ich das regelmäßig machen, damit ich immer wieder volle Reserven hab!

Gestern habe ich einen puren WM-Tag eingelegt. Diese Woche versuche ich mal, mit Hilfe meines Weckers morgens schon um halb neun aufzustehen, um ein bisschen mehr vom Tag zu haben, weil man mittags ja leider nichts machen kann (außer in der Wohnung lesen und schreiben). Aber bisher hatte ich damit noch keinen Erfolg. Weder gestern noch heute konnte ich mich aus dem Bett quälen. Ich werde es weiter probieren, aber ich fürchte, es wird bei zwanzig nach zehn bleiben!

Aber weiter im Text: Nach einem gemütlichen Mittagessen, ein bisschen Körperpflege und kurzem Besuch im Internet bin ich mit Rucksack in die Stadt gefahren, um Brasilien zu gucken. Für die Großleinwand war’s entschieden zu heiß, deswegen bin ich in eine italienische Bar gegangen, wo gleichermaßen viel Brasilianer und Ghanaer saßen. Mittlerweile hat fast jede Bar SKY im Programm (man kann es auch nur für einzelne Spiele buchen) und so ist die Auswahl etwas größer. Auch ein paar Leinwände sind dazu gekommen. Die Stimmung war nett, aber natürlich nicht mit der Leinwand vergleichbar. Das Spiel war auch schön, aber ein bisschen zu einseitig für meinen Geschmack, obwohl die Afrikaner sehr gut mitgehalten haben, das mussten selbst die Brasilianer zugeben.

Danach bin ich für ein bisschen Sonne in die Cascine gelaufen, und hab am Arno-Ufer gelesen und geschrieben, und meine beiden Handtücher gegen die Ameisen verteidigt. Dann habe ich mir in der Nähe eine leckere Pizza Margherita geholt und bin mit dem Bus zur Leinwand gefahren. Was für eine Stimmung, wie viele Menschen. Ich würde fast behaupten, dass mehr Leute da waren, als beim Italien-Spiel, oder sie waren nur lauter. Es waren fifty-fifty Spanien- und Frankreich-Tifosi da, und wir erlebten eine sehr packende und bis zum Schluss spannende Partie mit einem wunderschönen Tor von Zidane. Ich traf mal wieder auf eine Gruppe Amerikaner – was auch sonst – und wir tranken noch ein paar Bier, bis sie mit ihrem Bus ins Hotel fuhren. Danach noch ein gemütlicher Fußmarsch nach Hause, ein Stündchen Buch lesen mit Enigma-Musik und gegen zwei schön in die Heia, um mal früh aufstehen zu können, aber wie gesagt: no chance!

Villa Stibbert

Gestern habe ich endlich mal ein bisschen Kultur gemacht. Ich habe mir die Villa von Herrn Stibbert – einem Multimillionär und Sammler Ende des 19.Jhd. – angeschaut. Er hat dort eine beeindruckend große Waffen- und Rüstungssammlung, sowie Porzellan aus vielen Teilen der Erde und mehreren Zeitepochen angesammelt. Außerdem wurde ein großer Teil der Villa so erhalten, wie sie nach seinem Tod irgendwann um die Jahrhundertwende herum ausgesehen hat. Und zu guter Letzt befindet sich dort momentan auch eine Wanderausstellung mit Bildern und anderen Kunstwerken von der jetzigen Königin Maria Margarete II von Dänemark.

Ich bin wie immer um halb elf aus dem Bett, hab allerdings nicht gefrühstückt, weil ich noch keinen Hunger hatte und bin dann recht bald zur Villa Stibbert gezogen, weil sie nur bis um zwei auf hat, aber sie ist ja auch hier direkt um die Ecke. Ich war scheinbar der einzige Besucher um diese Zeit, und so hatte ich immer eine persönliche Begleitung dabei – man wird dort immer von Raum zu Raum geführt, was natürlich sehr gut ist, weil man immer mal wieder nachfragen kann, was dieses und jenes bedeutet. Also, die Waffen und Rüstungen haben mich natürlich am meisten interessiert. Dieser Stibbert hat echt nen ganzen Haufen Metall zusammengetragen…

Ich glaube Robert Jordan – der Autor vom Rad der Zeit – war hier, bevor er seine Bücher geschrieben hat. Mich hat es auf jeden Fall fürs Rollenspiel mächtig inspiriert. Also, wer auf Mittelalter steht, sollte unbedingt mal in die Toskana fahren, und sich diese Villa Stibbert und das mittelalterliche Foltermuseum in S. Gimminiano (oder so ähnlich) anschauen! Das Porzellan war zwar ganz nett, aber nicht sonderlich erregend. Der Originalteil der Villa dafür umso interessanter. Der Stibbert muss echt ein Vermögen besessen haben, so prunkvoll wie er gelebt hat. Aber sein Schlafzimmer war neben dem von seiner Mutter. Und verheiratet war er auch nicht… Dafür gibt es jede Menge Portraits von seiner Mutter und seinen beiden Schwestern im Haus verteilt. Wer weiß, was sich da abgespielt hat… Aufgrund meiner persönlichen Begleitung konnte ich leider nichts fotografieren, aber ich habe ein paar Bilder vom Prospekt eingescannt. Und nachher bin ich noch im riesigen Garten der Villa – heute ein öffentlicher Park – spazieren gegangen und hab da ein paar Fotos geschossen.

Ja, und den Film hab ich gleich am Nachmittag zum superottico zum Entwickeln gebracht und hab mir auch direkt nen neuen Film gekauft. Die werden morgen fertig sein. Und davor hab ich mir zu Hause ein paar äußerst gut schmeckende Ravioli mit Ricotta-Spinat-Füllung und Schinken-Mozzarella-Sahne-Sauce gemacht.

Danach ging’s zum Spiel. Was für eine miese Partie! Und was für ein glückliches Ende… Wir haben echt bis zur letzten Minute gezittert, aber dann wurde noch lange gefeiert, mit Wein, Bier und langen Auto-Korsos. Und das alles bei unmenschlichen 35 Grad im Schatten (um 19Uhr!). Danach schnell nach Hause, duschen, umziehen, lecker Hähnchen essen und ab zum nächsten Spiel zur Großleinwand düsen. Leider ist die Schweiz rausgeflogen. Was wäre das für ein schönes Spiel gewesen: Italien gegen die Schweiz. Aber jetzt putzen wir am Freitag die Ukraine und die anderen wir putzen hoffentlich Argentinien, damit Deutschland und Italien im Halbfinale und einer von den Beiden im Finale steht! Aber wenn man die beiden Teams so vergleicht, spielen wir (haha, kleiner Scherz, ich meine aber Deutschland) besser als wir (Italien). Deswegen werden wir auch Weltmeister!

Francesco ist jetzt endgültig nicht mehr mit Giuglia zusammen. Das hat er mir heute Nacht erzählt. Aber heute hat er trotzdem keine Zeit. Dafür fahren wir morgen wieder ins Schwimmbad. Sehr schön. Und gleich haut Ghana Brasilien raus und danach die Spanier die Franzosen!

Unerwarteter Besuch

Was für eine Überraschung: Maurizia – meine andere Tante aus Arrezzo – und ihre Familie waren hier. Mena und Lorenzo hatten sie im IKEA getroffen – der heute offen hatte – und sie zur Cena eingeladen. Spontan und eine große Freude für mich. Und für sie bestimmt auch!

Heute Morgen hat mich Francesco um viertel vor zehn aus den Federn geholt. (Ich sollte ihm vielleicht sagen, dass er das erst ab zwanzig nach zehn darf) Scheinbar hat er meinen Ruf gestern Abend gehört, denn er fragte mich, ob ich Lust hätte mit ihm ins Schwimmbad zu gehen. „Moment, nicht ans Meer?“ – „Ach so, verstehe, die Giuglia kommt mit!“ Aha, die Giuglia kommt mit! Also war die letzte Nacht erfolgreich. (Für ihn jedenfalls) Wir waren dann in einem Schwimmbad direkt am Arno, das sich „Bellariva“ nennt. Es kostet 6,50 Euro Eintritt, was ich viel (aber die Italiener wenig) Eintritt fand, dafür dass es nur ein 50m- und ein Planschbecken für die Kinder hat. Dazu eine Liegewiese mit vielen Bäumen – sehr wichtig wegen dem Schatten! – ein paar Umkleidekabinen und Toiletten, und natürlich eine Bar, die Panini und Bibite verkaufen. Aber schön war es schon. Giuglia ist 26, also zwölf Jahre jünger als Francesco, und kann auch gut deutsch sprechen. Wir haben uns dann gegenseitig aus der Zeitung vorgelesen – die beiden Deutsch, ich Italienisch – sind natürlich schwimmen gegangen, haben viel in der Sonne gedöst (ich hab viel gelesen und geschrieben), Pingpong gespielt, und so einen herrlichen Tag im Schwimmbad verbracht. Dort war es zwar voll, aber es war trotzdem genug Platz, ungestört in der Sonne oder im Schatten zu liegen. Und die Hitze der Stadt (immerhin 39°) konnte man so nah am Wasser auch viel besser ertragen.

Nachdem mich die beiden dann nach Hause gebracht hatten – und zu Francesco weiterfuhren – kam ich hier in einem Backofen an. Über dreißig Grad hatten wir in der Wohnung. Da die Sonne schon weit genug gewandert war, öffnete ich alle Fenster und ließ die Ventilatoren laufen, damit sie sich wenigstens ein bisschen abkühlen konnte. Ich verdrückte mich in mein abgedunkeltes Zimmer und machte es mir auf meinem Sofa bequem. Gegen halb acht kamen auch Mena und Lorenzo zurück von seiner Mutter-? wo sie wie gesagt jeden Sonntag hingehen – und erzählten, dass sie auf dem Rückweg noch beim IKEA gewesen waren. Dort hatten sie, wie schon erwähnt, die Maurizia mitsamt Gianni (ihrem Mann), Andrea und Emanuele (die beiden kleineren von meinen drei Cousins) und den Mario (den Mann von der Bruna) getroffen. Was für ein lustiger Zufall. Sie kamen alle so zwischen acht und halb neun vorbei, und wir hatten eine spontane, aber trotzdem sehr ausgiebige Cena auf unserer Terrasse. Ich habe mich richtig gefreut, sie alle wieder zu sehen. Mittlerweile waren es immerhin schon fast zwei Jahre, dass wir uns nicht gesehen hatten. Es gab Risotto, Kartoffeln und Tomaten, Brot mit Aufschnitt, Fisch-Frikadellen, Salat, Eis, Obst, Limoncello, Wodka mit Pfirsich und Mena‘s favorite: Pfirsiche in Weißwein! und natürlich jede Menge zu erzählen. Meine Cousins haben jetzt Ferien (für drei Monate!) und freuen sich schon auf Sardinien im August, die Eltern renovieren die Wohnung, die Nonna macht Terz, der Marco (der Älteste) arbeitet in einem Auto-Grill und die Maurizia feiert am 12.07 ihren Geburtstag. Mein Handy hat leider kein Bluetooth, sonst hätte ich jetzt ein paar coole italienische Klingel-Sprüche darauf. So verging der Abend; irgendwann dösten Maurizia und Gianni – den der Lorenzo immer schön geärgert hatte – auf der Terrasse, Emmanuele alberte mit dem Lorenzo rum, Mena hatte mich und Andrea unter ihren Fittichen und Mario – dessen Bruna momentan in Rom weilt – lehnte lässig am Geländer und war mental schon bei seiner Prüfung morgen. Er ist nämlich gerade dabei, ein Studium – ich hab vergessen, was – zu beenden. Dabei könnten seine Kommilitonen seine Kinder sein, und sein Professor sein kleiner Bruder, meinte er heute Abend.

Und was habe ich mal wieder vergessen? Ja, richtig: Foto machen. MANN! Morgen will ich den ersten Film zum entwickeln bringen, aber ich muss noch zwei, drei Fotos verballern. Schau‘n mer mal! A domani!

San Giovanni

Ich sterbe bald! Es ist wirklich so heiß hier, dass man es kaum noch ertragen kann. Selbst Mena und Lorenzo, die eigentlich an dieses Wetter gewöhnt sein müssten, sagen, dass ihnen das Wetter zu schaffen macht. Heute Nachmittag haben sie sich nur in die abgedunkelte Wohnung gelegt und haben Fernsehen geguckt und geschlafen. Ich blöder deutscher Tourist bin natürlich in die brütende Hitze nach draußen gegangen und habe Deutschland angefeuert! Aber erstmal kommt Freitag!

Gestern bin ich im Schwimmbad gewesen. Hier direkt um die Ecke gibt es ein – wie soll ich sagen – Freizeitgelände. Dort gibt es eine Sporthalle, in der man Fußball und Tennis spielen kann, ein Bocciodromo (Boccia- Bahnen), eine Muckibude, einen kleinen Park, und eben auch ein kleines Schwimmbad, in dem im Sommer abends auch ein Open-Air-Kino stattfindet (Das werde ich wohl nächste Woche mal austesten). Das Gelände ist vielleicht so groß wie ein Häuserblock und auch mitten im Viertel, aber trotzdem sehr einladend und gemütlich. Das Schwimmbad hat nur ein Becken, also bin ich nicht viel geschwommen, aber ich hab mir ein schönes schattiges Plätzchen gesucht, wo ich Musik gehört und gelesen und geschrieben habe. Da war ich dann von fünf bis halb acht, nachdem ich mit Mena und Lorenzo noch eingekauft hatte. Zum Abendessen gab es gebackenen Lachs mit selbst gemachten Pommes Frites und gebratenen Peperoni. Hm! sehr lecker. Meine Tante kann wirklich gut kochen.

Abends hab ich dann noch das Frankreich-Spiel geguckt und bin mit Francesco und ein paar anderen Leuten auf den Piazzale Michelangelo hinauf gelaufen, wo wir etwas getrunken und lange gequatscht haben. Erst nachts kühlt es etwas ab – ich habe während dem Spiel wirklich noch geschwitzt, obwohl ich nur ein dünnes kurzes Hemd und Sandalen anhatte – so dass man wieder etwas wacher und aktiver wird. Deshalb sind auch die kleinen Kinder noch sehr lange wach und spielen draußen. Um zwei haben dann alle Kioske zugemacht und wir sind in die Stadt weitergelaufen, wo aber auch schon alles zu war. Also wieder McD, weil ich Hunger und vor allem Durst hatte. Und so gab es nur zwei Hamburger und nen großen Eistee. Lieber wären mir natürlich ein Panino und ein Wodka-Lemon gewesen, aber man kann eben nicht immer alles haben. Wir hätten natürlich noch in die Disko gehen können, aber die Leute sind wie gesagt schon etwas älter und wollten dann doch mal ins Bett. Francesco hat mir aber versprochen mal mit mir in eine der Diskos in den Cascine zu gehen. Vielleicht nächstes Wochenende…

Heute gab‘s auch keine Disko, deswegen bin ich auch noch schnell am Compi. Heute ist nämlich San Giovanni, das Fest des heiligen Johannes (Täufer oder Evangelist? Ich weiß es nicht), dem Stadtpatronen von Florenz. Der größte Feiertag im Jahr für die Florentiner. Dementsprechend voll war die Stadt. Fast eine halbe Stunde kam ich zu spät zur Leinwand (nachdem ich fast bis um zwei geschlafen hatte) und verpasste somit die beiden wunderschönen Tore von uns Prinz Poldi. Der spielt wirklich von Spiel zu Spiel besser. Wer weiß, vielleicht wird der noch Torschützenkönig und kriegt den goldenen Stollenschuh. Es war mal wieder so heiß, dass ich im nu die anderthalb Liter Wasser und den halben Liter Bier intus hatte, obwohl ich einen schönen Platz im Schatten gefunden hatte. Die Stimmung war auch gut – natürlich bei Weitem weniger als beim Italien-Spiel am Donnerstag – und die wenigen schwedischen Touristen nahmen‘s auch gelassen, während wir Deutschen ausgiebig feierten. Ich hatte übrigens wieder die Gruppe aus der Sprachschule getroffen und der Ösi saß auch wieder in der Nähe, also musste ich nicht alleine jubeln.

Danach gönnten wir uns ein Stück Pizza und ein Sieges-Bier und setzten uns ein bisschen in den Schatten der alten Stadtmauer dort in der Nähe. Die Pizza hatten wir von demselben Forno (Ofen, so nennt sich dieser Pizza- und Brotbäcker), wie nach dem Italien-Spiel. Sie ist wirklich sehr gut und kostet für Florentiner Verhältnisse richtig wenig. Hab diesmal auch ein Foto gemacht. A propos Foto: Ich vergesse andauernd, Fotos zu machen, das tut mir wirklich leid. Ich habe den Apparat fast immer dabei, aber er bleibt meistens in der Tasche. Menno! Aber um auf das Sieges-Bier zurückzukommen. Wir saßen also im Schatten und redeten ein bisschen über die italienische Sprache, da schaute ich auf die Uhr, und musste mit Entsetzten feststellen, dass es schon halb acht war! Ah! Wir waren doch schon um halb neun zur Cena verabredet. Ich hatte ganz vergessen, dass das Spiel ja erst um fünf angefangen hatte – wie sollte es mir auch auffallen, es war heiß wie mittags um zwölf! – und so verabschiedete ich mich schnell und wetzte zur Haltestelle, währenddessen ich meine Tante anrief. Sie nahm es wie immer sehr gelassen, aber ich schaffte es trotzdem irgendwie, schon um viertel nach acht zu Hause zu sein – und ein Mädchen aus Augsburg im Bus kennen zu lernen, die mit ihrem italienischen Barkeeper-Freund seit drei Jahren in Florenz wohnt und hier Restauration studiert. Die Dusche konnte ich mir schenken, dafür war leider keine Zeit mehr, aber für eine Katzenwäsche und einen Klamottenwechsel reichte es noch (Das schöne Deutschland-Trikot war total durchgeschwitzt, obwohl ich es nur auf dem Hin- und Rückweg anhatte; während dem Spiel ging es nur oben ohne).

Zur Cena waren wir bei der Schwester (Cristina) eines guten Freundes (Franco) von Lorenzo eingeladen. Sie wohnt am Rande des Zentrums am englischen Friedhof (zwischen Punkt 3 und 9 auf der Karte) auch in einer Dachwohnung mit riesiger Dachterrasse, auf der auch das üppige Festessen stattfand. Jeder Gast brachte etwas mit (die Mena hatte einen Salat gemacht) und so gab es wie immer reichlich zu essen und auch wie immer viel Obst, Caffè und Limoncello (diesmal die cremige Variante) hinterher. Wir waren ca. 15 Leute, hauptsächlich deren Familie – endlich war auch mal meine Generation vertreten, unter anderem ein Informations-Technik(IT)-Ingenieur) – und wir hatten einen wirklich lustigen Abend hoch über der Stadt, wo wir von Politik bis Liebe alle Gesprächsthemen auf dem Tisch hatten. Höhepunkt des Ganzen war aber das gigantische Feuerwerk zu Ehren San Giovannis, das zwischen zehn und halb elf vom Piazzale Michelangelo abgefeuert wurde. Von unserem Standpunkt aus hatten wir ein tolles Panorama über die illuminierte Altstadt und die riesigen Feuerblumen über ihren Dächern. Ich würde behaupten, dass es noch etwas größer als Rhein in Flammen war, aber zumindest vergleichbar, damit ihr eine Dimension habt. Durch die topographischen Gegebenheiten (Abfeuern von einem Berg) erschien es natürlich noch spektakulärer!

Gegen eins löste sich die Gesellschaft dann allmählich auf und wir fuhren nach Hause. Ich überlegte noch kurz, in die Stadt zu gehen, aber erstens war ich gestern schon sehr lange weg (und wer weiß, vielleicht kann sich Francesco morgen ja von seiner (Ex?-) Freundin Giulia lösen, mit der er heute das romantische Feuerwerk (drinnen oder draußen?) zusammen erlebt hat, und wir fahren wieder ans Meer?), und zweitens wäre ich alleine gewesen, und ich hatte keine Lust, schon wieder nur Amerikaner kennen zu lernen. An die Florentiner kommt man als Außenstehender nicht so einfach ran, sie sind ziemlich distanziert, auch wenn sie eigentlich sehr freundlich sind. Nur über Bekannte (so wie ich mit Francesco) kann man sie kennen lernen. Meine Tante hat mir erzählt, dass sie ganz viele Aktivitäten (Fitness-Studio, Tanzschule, Malkurs…) besucht hat, als sie neu in Florenz war, nur um andere Menschen kennen zu lernen. In Rom wäre das viel einfacher. Da müsste man nur in eine Bar gehen, da lernt man schon ne Hand voll echter Römer kennen. Hier sind es eben nur Amerikaner, die man kennen lernt. Und noch etwas habe ich beobachtet. Es gibt hier keine Singles über zwanzig. Vielleicht später wieder. Aber in meinem Alter geht es einfach nicht, dass man keine feste Beziehung hat. Da ist man lieber mit irgendwem zusammen, als allein zu sein. Für die Italiener war es auch total unverständlich, dass ich seit sieben Jahren alleine wohne, egal ob ich eine Freundin hatte oder nicht. Entweder bei Mama, oder bei einer Frau, aber alleine geht nicht. Wer kocht denn dann bitte schön für mich und kümmert sich um mich? Also, geht nicht!

Francesco, bitte melden, ich will ans Meer! Die Stadt ist viel zu heiß, und ins Schwimmbad geh ich besser unter der Woche, wenn es nicht so voll ist.

Limoncello

Ich habe gestern vor lauter Lampredotto doch tatsächlich den Limoncello vergessen! Also, bevor ich am Mittwoch mit Francesco und seinen Leuten nach Fucecchio gefahren bin, war die Bruna hier, und wir haben zusammen Limoncello gemacht. Zumindest den ersten Schritt. Da haben wir etwa eine Stunde lang da gesessen, und haben 16 Zitronen geschält. Aber man darf nur die wirklich gelben Stücke nehmen, darin liegen nämlich die essenze, also die ätherischen Öle, woraus auch das Aufgussmittel gemacht wird. Das Rezept von der Mena (was ich noch bekomme) sieht 8 Zitronen pro Liter Alkohol vor. Dementsprechend verteilten wir die Zitronenschalen gleichmäßig auf 2 Liter 95%igen Alkohol. Die stellten wir dann in den dunklen Vorratsschrank und da zieht der Alkohol dann 20 Tage lang die essenze aus den Schalen. Danach, also gerade noch rechtzeitig bevor ich wieder fahren muss, kommt noch Zucker – wahrscheinlich ne ganze Menge – und je 1,5 Liter Wasser zum verdünnen hinzu, und fertig ist das köstliche Getränk. Sehr alkoholisch und sehr lecker!

Nach einer erneut durchzechten Nacht habe ich gestern dementsprechend nicht viel hinbekommen. Ich habe mich nach dem allvormittäglichen Frühstück erstmal ausführlich um die Beantwortung eurer doch zahlreichen Emails gekümmert. Es ist schon erstaunlich, dass ich jetzt, wo ich in einem anderen Land bin, einen viel intensiveren Kontakt zu vielen von Euch habe, als wenn ich zu Hause bin. Natürlich mache ich hier viele Dinge nicht, die ich zu Hause gerne tue: Musik, exzessives Computer-Spielen, Arbeiten natürlich, usw… aber ich verspüre schon das Bedürfnis, euch an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Vielleicht ändert sich das, wenn ich wirklich woanders anfange zu leben, und einen Alltag zu haben – aus den USA habe ich in 10 Monaten glaube ich auch nur 2 Briefe nach Deutschland geschrieben und auch nur ein paar Mal angerufen – wer weiß das schon? Che sarà, sarà!

Danach musste ich mich sputen (welch schönes Wort!) um pünktlich zum Anpfiff an der Großleinwand zu sein. Ah, endlich mal ein bisschen italienisches Fußballfieber! Ich erwischte nur noch einen Stehplatz in der prallen Sonne, aber der alimentari mit den gekühlten Getränken war ja zum Glück nicht weit. Viele Florentiner sind direkt von der Arbeit dahin gekommen, und so herrschte echt eine sehr gute Stimmung. (Ich habe endlich mal ein paar Fotos gemacht) Lustigerweise lernte ich in der Halbzeit im alimentari eine Frau aus Halle kennen (sie telefonierte mit einer Freundin auf Deutsch, sagte etwas Lustiges und ich musste lachen), die hier für zwei Wochen und teuer Geld eine Sprachschule besucht. Ich hab mich dann in der zweiten Halbzeit zu den Deutschen aus der Sprachschule auf die Wiese gesetzt. Hinter uns saßen noch ein paar Österreicher – es ist so lustig, einen lispelnden Ösi Italienisch sprechen zu hören („ma lui é sssemo“ – eigentlich scemo) – also doch nicht nur Florentiner da. Nach dem wirklich guten Spiel gab es dann auch mal einen Auto- und Roller- Korso zu sehen. Die Begeisterung hatte sich vorher wirklich ziemlich zurückgehalten. Vielleicht war es erstmal wichtig, dass die Azzurri ins Achtelfinale kommen, bevor die Italiener anfangen mit zu fiebern!

Abends wollte mich Francesco eigentlich noch auf irgendein Konzert mitnehmen, aber ich war echt zu müde, und ich wollte ja auch noch ein bisschen ins Internet. Die Hitze macht mich echt fertig – ich wollte das Brasilien-Spiel eigentlich auch draußen gucken, aber da war ich wirklich zu kaputt für. Eben habe ich in den Nachrichten gesehen, dass die Temperaturen schon wieder um 5 Grad nach oben klettern werden. In Süditalien haben sie schon über 40 Grad im Schatten, bei uns immerhin 33! Auch in der Wohnung haben wir konstant zwischen 25 und 28 Grad und ich kann nachts nur mit eingeschaltetem Ventilator nackt und ohne Decke schlafen. Vorausgesetzt die Mücken lassen mich schlafen. Aber mittlerweile habe ich mich an die alltäglichen Stiche gewöhnt. Nicht nur hier im Zimmer, sondern überall wo nachts noch Licht ist werde ich gestochen. Die Mücken hier kann ich wenigstens töten!

Gleich fahr ich ins Schwimmbad und heute Abend fliegt Frankreich aus der WM raus!

Lampredotto

So, langsam komme ich wieder in den Rhythmus! Nachdem es schon Beschwerden gegeben hatte! Aber gestern war einfach keine Zeit, um mich an den Computer setzen zu können. Das Deutschland-Spiel am Dienstag war auch schon so früh. Also da vor der Leinwand kriegt man echt die volle Sonne ab. So früh draußen ist echt nicht gesund. Heute auch wieder beim Italien-Spiel, aber dazu später mehr!

Gestern (also Mittwoch) habe ich mir das berühmte Florentiner Lampredotto zum Mittagessen geholt. Ich hatte Montag oder Dienstag Mittag die Nachrichten gesehen (jawohl, auf Italienisch) und da haben sie eine Rubrik, die sich „Eat-Parade“ nennt. (Das ist ein kleines Wortspiel, weil die Italiener kein H aussprechen können. Deshalb klingt es bei einem Italiener gleich, wenn er „Hit-Parade“ und wenn er „Eat-Parade“ sagt. Also ungefähr so: >> Iiht-Parahde <<) Da stellen sie jedes Mal ein anderes Gericht vor, und eben an diesem Tag das Lampredotto.

Also ich muss jetzt einen neuen Absatz anfangen. Das hätte ich nicht geglaubt! Ich habe gerade im Internet nachgeguckt, ob es was darüber gibt, damit ich mal ein Foto, oder ein Rezept geben kann. Da haben sie wirklich eine eigene Seite (www.lampredotto.com), wo sie das Lampredotto und andere toskanische Gerichte vorstellen. (Das wäre so ungefähr wie www.doener.de – oh nein, das gibt es wirklich, aber es heißt www.doener365.de – 365 Döner hat das Jahr) Also, am besten löse ich das Geheimnis jetzt auf, auch wenn wahrscheinlich nicht jedem von euch das Wasser im Munde zusammenlaufen wird. Wikipedia beschreibt es so:

„Lampredotto ist eine kulinarische Spezialität aus der toskanischen Stadt Florenz. Das Gericht ist mit den Kutteln (ital. Trippa) verwandt, besteht jedoch nicht wie diese aus Pansen, Netz- und Blättermagen, sondern aus dem dunkleren und zarteren Labmagen des Rindes.

Die kulinarische Verwendung dieser Innerei beschränkt sich in Italien fast ausschließlich auf die Stadt Florenz. Dort wird Lampredotto traditionell von den Kuttelverkäufern (trippai), neben den Hauptgericht Kutteln auf Florentiner Art (trippa alla fiorentina), als Zwischenmahlzeit angeboten. Der Labmagen wird in einer Brühe gekocht, klein geschnitten und in runden Brötchen angeboten. Als Würze kann man in der Regel zwischen grüner Kräutersauce oder scharfer Sauce wählen. Ein guter Begleiter ist ein Glas junger Chiantiwein.

In der Florentiner Innenstadt gibt es heute allerdings nicht mehr viele Kuttelverkäufer. Lampredotto kann man in und neben der Markthalle bei San Lorenzo genießen, sonst findet man Kuttelverkäufer eher in den Vororten von Florenz.“

Ich habe mein wirklich sehr gut schmeckendes Lampredotto bei „Aurelio – il re del lampredotto“, einem Imbisswagen auf der Piazza Tanucci gleich um die Ecke im Brötchen gekauft und auf der Terrasse im Sonnenschein – allerdings mit einem Bier – verputzt. (Also nein, das gibt es wirklich nicht: Mein blöder Lampredotto-König hat auch seine eigene Homepage (www.lampredottoaurelio.it) und die ist auch noch als einzige bei Wikipedia angegeben. Wenn ihr mal darauf geht, seht ihr auch mal eine kleine Karte von meinem Stadtviertel hier. Ich wohne in der Via Corridoni) So, und hier noch zwei Bilder: (Der Imbisswagen und ein Lampredotto im Brötchen)

So, genug Lampredotto. Das war eh innerhalb von fünf Minuten verspeist! Der eigentliche Grund, warum ich gestern keine Zeit zum Schreiben hatte, war Francesco. Er hatte mich nämlich mit seinen Freunden zu einem Aperitivo mitgenommen. (Ich wusste auch nicht, was das war) Also ein Aperitivo ist nicht etwa ein Drink vor dem Essen (obwohl das normalerweise der Fall ist), sondern viele Drinks während dem Essen. Aber eigentlich war es ein riesiges Stadtfest in einem Ort namens Fucecchio, etwa 50 km Richtung Pisa. Francesco arbeitet nämlich ehrenamtlich für einen Verein, bei dem Immigranten kostenlos Italienisch lernen können, und ein paar Leute (eine kleine Swing-Combo, zwei DJs und ein VJ) aus diesem Verein haben dort am Abend eine (wirklich beeindruckende) Performance gehabt. Die waren richtig gut, aber auch das restliche Programm war nicht schlecht. Da war wirklich für Jung und Alt was dabei: Kletterwand, Beach-Volleyball, Fun-Park für BMX, Rollerskates und Skateboard, viele Live-Bühnen, Marktstände, Handwerker und natürlich jede Menge Fress- und Saufbuden. Das Ganze fand in der Mitte einer Pferderennbahn statt, so war also wirklich genug Platz für die vielen Hundert Menschen, die da waren. Und komischerweise gab es da auch die WM-Spiele auf Großleinwand zu sehen. Da blieben wir wirklich lange und aßen und tranken ne ganze Menge, und tanzten sogar ein bisschen zur Swing-Musik. Und ich Blöd hab natürlich meinen Fotoapparat zu Hause vergessen. Man kann halt nicht alles haben im Leben…

Das ist übrigens der offizielle Flyer der Veranstaltung:

Und heute wollten wir eigentlich zusammen ins Schwimmbad gehen (Francesco hat sich sogar frei genommen), aber er hat scheinbar verschlafen, oder vielleicht ging es ihm nicht gut, weil seine Ex-Freundin gestern dabei war. (Mit der ist ja erst seit anderthalb Wochen Schluss) Wer weiß das schon? Vielleicht sagt er es mir ja später oder morgen…

Jetzt aber wirklich

Ja, ich habe sie gefunden! Endlich! Immer hieß es, es müsste dort eine geben, vielleicht an der Piazza della Repubblica, oder schau mal auf dem Piazzale Michelangelo, oder ich habe gehört, dass es eine auf der Piazza Santo Spirito geben soll. Jetzt weiß ich, wo es eine gibt. Die Großleinwand, auf der man wirklich ALLE Spiele der WM sehen kann, steht neben dem alten Stadttor von San Nicolo! (Auf der Stadtkarte unten ist das Punkt Nr. 7) Pünktlich zum entscheidenden dritten Gruppenspiel am Dienstag fand ich sie und konnte mit doch zahleichen deutschen Touristen, anderen stranieri und natürlich auch ein paar Einheimischen den großartigen Sieg der Squadra Tedesca verfolgen. Und natürlich endlich auch einmal ein Tor von uns Prinz Poldi. Schade, dass ich hier kein deutsches Fernsehen gucken kann. Ich hätte zu gerne seinen Kommentar gehört. („Der Vollidiot von Torwart, ne?“, „Egal ob gegen Ecuador oder Schweden, Hauptsache das Netz wackelt!“) Jetzt eben war ich wie angekündigt beim Italien-Spiel. Endlich mal eine vernünftige Partie der Azzurri. Und Ghana ist auch weiter! Das freut mich wirklich. Die haben mir gegen Tschechien richtig gut gefallen. Das Spiel der Ghanesen heute konnte ich nicht sehen. Die Italiener halten nicht viel von Konferenzschaltung oder Zusammenfassung hinterher. Der Kommentator hat zwischendurch nur die Tore genannt und nachher oder in den Nachrichten zeigen sie auch nur die Tore. Aber ich erzähle erstmal von Dienstag und Mittwoch.

Ach so, à propos Stadtkarte. Ich habe mir eine Stadtkarte von Florenz aus dem Internet herunter geladen, und darauf ein paar nennenswerte Punkte markiert. Also nicht so sehr die Sehenswürdigkeiten, sondern eher die Orte, von denen ich schon mal berichte. Dann könnt ihr viel leichter meine Wege hier mit verfolgen.

1. Unser Haus, von hier beginnen alle meine Trips

2. Die Cascine, wo ich joggen gehe und wohl auch ein schönes Schwimmbad sein soll

3. Der Hauptbahnhof (Santa Maria Novella, oder kurz S.M.N.), direkt daneben die Fortezza

4. Die historische Altstadt mit allen möglichen Sehenswürdigkeiten: Der Dom, der unbedingt größer sein musste als der in Siena, die Uffici, in denen sehr viele Werke von Michelangelo und anderen berühmten Künstlern stehen (unter anderem der David) mit Notgang über die Ponte Vecchio bis in den Palazzo Pitti (Nr.8), worüber die damaligen Herrscher (ich glaube das waren die De Medici) zur Not fliehen konnten (aber das lest ihr am besten alles in einem guten Stadtführer (Heil, mein… ach nein, das darf ich gar nicht sagen; die Leute, die diesen Insider nicht kennen, bitte nichts Falsches von mir denken!) nach, da steht das alles richtig drin)

5. Das „wahre“ Zentrum (wie Francesco sagt) um die Kirche und die Piazza Santo Spirito, mit netten kleinen Bars und Trattorie

6. Der Piazzale Michelangelo hoch über Florenz. Von hier hat man eine super Aussicht über die ganze Stadt

7. Ja, wirklich! Meine heiß ersehnte und endlich gefundene GROSSLEINWAND!

8. Der eben schon erwähnte Palazzo Pitti, wirklich riesig, mit noch größerem Giardino di Boboli, in dem man – gegen ein Eintrittsgeld! – herrliche Spaziergänge machen kann

9. Last but not least, das Stadion auf dem Campo di Marte (Marsfeld). Hier haben wohl schon die Römer Sport getrieben, oder Gladiatoren kämpfen lassen. Hier gibt es auch ein Schwimmbad, das allerdings nicht ganz so schön sein soll.

Also Dienstag habe ich wie erwähnt erst Deutschland und dann später auch England auf Großleinwand angeschaut. Da an der Porta di San Niccolo ist bei den Spielen echt ne super Stimmung. Vor der Leinwand gibt es eine große Wiese, auf die man sich setzen kann und auch einen Kiosk, der allerdings erst abends aufmacht. Nachmittags muss man zwei Straßen weiter in einen kleinen Alimentari gehen, der allerdings auch gekühlte Getränke zu fairen Preisen verkauft. Da trinkt man dann auch gerne mal ein Bierchen mehr…

Ansonsten gab es nicht viel. Nach der durchzechten Nacht hab ich wie immer auf der Terrasse gefrühstückt… Ach so, doch: Ich habe meine Prepaid-Karte aufgeladen. Die anfänglichen 5 Euro neigten sich dem Ende entgegen. Eine SMS kostet immerhin 15 Cent, eine Minute wie gesagt 19 Cent. Ich erhielt also eine Nachricht von TIM, dass ich nur noch 1 Euro Guthaben hätte, und wenn ich innerhalb von 24 Stunden eine 25-Euro-Karte kaufen würde, ich 48 Frei-SMS erhalten würde. Das klang gut, und ich ging in ein Geschäft, um eine 25-Euro-Karte zu kaufen. Die gibt es aber nicht, sondern – jetzt haltet euch fest – nur eine für 30 Euro mit 25 Euro Guthaben! Bitte? Ich soll 5 Euro extra abdrücken? Das sind 20%! Bei 8 Euro sogar 25%. (Die kostet 10 Euro) Na ja, wenigstens 48 Frei-SMS. (Im Wert von 7,20 Euro) Ich schreib eh mehr SMS als das ich anrufe, da ist das schon in Ordnung. Und weil ich jetzt schon Bilder hab, hier ist auch die RicariCard:

Kneipentour

Also, letzte Nacht! Wir kamen erst spät von der Bruna nach Hause, und so waren den ganzen Abend über die Fenster geschlossen gewesen. Dementsprechend stand die heiße Luft in der Wohnung, und wir machten alle Fenster zum Schlafen auf. Aber mit der kühlen Luft kamen natürlich auch – na? – die Mücken. Vier Stück an der Zahl nur in meinem Zimmer! Eine noch dazu im Bad und noch ein paar andere in der Wohnung verteilt. In dieser Nacht sollte die blutigste Schlacht von Florenz geschlagen werden. Der Schaden auf meiner Seite hielt sich in Grenzen, der Feind jedoch wurde vernichtend geschlagen. Um fünf Uhr morgens erst sollte ich den wohlverdienten Schlaf des tapferen Ritters schlafen. Mena und Lorenzo haben das Ganze gar nicht mitbekommen. Ich glaube Italiener werden generell nicht gestochen. Die Mücken stehen scheinbar eher auf das süße deutsche Blut…

Ich habe endlich einen APS-Film für meinen Fotoapparat gefunden. Beim superottico (dem Super-Optiker). Jetzt mach ich immer schön Fotos von den Orten, an denen ich mich aufhalte und werd die auch ins Netz stellen. Abends war ich mal wieder joggen und nach dem Spanien-Spiel (schade, dass Tunesien das 1:0 nicht halten konnte) hatte ich Lust auf ne Kneipentour. Die Christiane hatte mich auf die Idee gebracht.

Ich ging erst in eine Szene-Bar an der Piazza del Carmine, die mir Francesco empfohlen hatte. Hatte ich gesagt, 4,50€ für ein Bier wären unsportlich? Was haltet ihr von sechs Euro? Unglaublich! Na ja, war eh nicht viel los da. Ein bisschen Schiki-Micki-Publikum, die sich auf Französisch unterhielten, obwohl kein einziger aus Frankreich kam (très chic) und ein paar Pärchen, die wie ich das laue Wetter genossen. So zog ich weiter in ein Irish Pub, wo ganz ordentlich Stimmung herrschte. Dort lernte ich eine Gruppe Amerikaner kennen, die für ein paar Wochen in Florenz verschiedene Kurse (Geschichte, Fotografie, Kunst etc.) belegen, um Credits für ihr Studium zu sammeln und das dann prima mit Urlaub verbinden können. Ein Mädchen fragte mich direkt, ob ich ein bisschen Kraut hätte. Ihr müsst wissen, dass die Amerikanischen Jugendlichen ziemlich viel kiffen. Sie denken, nur weil es in Holland legal ist, wäre es überall in Europa legal. Für sie ist Europa ein einziges Land und London die Hauptstadt, oder war es Paris? Oder Berlin? Nein Rom, oder? Obwohl, ein paar Amerikaner wussten ziemlich gut Bescheid. Vielleicht kommt es drauf an, ob sie vom Land oder aus der Stadt kommen. Die Texaner schienen auf jeden Fall am wenigsten gebildet zu sein. Mit der Gruppe zog ich auf jeden Fall noch ein bisschen durch die Stadt, holte mir beim McD am Bahnhof noch drei Hamburger (warum kosten Cheeseburger bitte 1,50?) und wanderte so gegen halb drei nach Hause.

Und heute hat mich dieser blöde innere Wecker schon wieder pünktlich viertel nach zehn aus meinen süßen Träumen gerissen!