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Piove

„Piove – senti come piove – Madonna come piove – Senti come viene giù, uh.” (Jovanotti)

Zwei Schlagzeilen heute. Erstens: Es hat geregnet! Und gewittert! Aber frag nicht nach Sonnenschein! Die ganze Nacht durch, und jetzt ist der ganze Himmel noch bewölkt und man hört den fernen Donner-Groll. Dafür hat es sich deutlich abgekühlt. Heute hatten wir nur 32 Grad und einen angenehm kühlen Wind. Wenn jetzt die Sonne wieder rauskommen würde, wäre es das perfekte Alltags-Wetter.

Zweitens: Heute hat meine letzte Woche hier angefangen. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich wieder nach Hause komme. Es ist noch so fern, aber ich bin trotzdem gespannt, euch alle wieder zu sehen. Heute Abend kommen mein Vater und meine Schwester in die Toskana und wahrscheinlich sehen wir uns für die letzten beiden Final-Spiele der WM und natürlich am Mittwoch, wenn die Maurizia ihren Geburtstag feiert.

Ach ja: Heute hat die Mena Geburtstag. Aber sie musste trotzdem zur Arbeit. Sie hat es sich so ausgesucht. Bei ihr kann jeder machen was er will. Sie kann nichts dafür. Der arme Hai. (frei nach Helge Schneider) Wir werden nachher schön essen gehen, und dann werde ich wieder zum Fest von Francescos Verein gehen.

Das Fest. Gestern hat es angefangen. Ich hab vorher den ganzen Tag zu Hause verbracht. Es waren immer noch die Nachwirkungen der durchzechten Nacht. Dann bin ich mit Francesco in den Coop gefahren, um 10 Wassermelonen und allerlei Plastik-Geschirr und Besteck zu kaufen. Also, in diesem Verein sind unter anderem auch sehr alternative Leute. Als wir mit unserer Ware auf der Piazza ankamen, waren zwei von ihnen gerade dabei, von einem möglichen ökologischen Leben in Florenz zu erzählen. Man solle halt nicht nur im Coop einkaufen gehen, sondern die Bio-Bauern in der Toskana unterstützen, um die Natur nachhaltig… usw… Bitte? Was ist das für ein Widerspruch! Wir veranstalten ein Fest, kaufen die Wassermelonen beim Coop garantiert Nicht-Bio und essen unser Essen mit Plastik-Gabeln aus Einweg-Geschirr? Na ja, wenigstens bekam man einen Nachlass auf die Getränke, wenn man seinen Becher noch einmal benutzte…

Das Essen war super. Es waren ca. 40 Leute aus dem Verein da, und jeder hatte was fürs Buffet vorbereitet und mitgebracht. (Francesco hatte zwei Schüsseln kalte Pasta mit Tomaten, frischem Käse und Pesto gemacht) Dazu noch mal so viele Gäste, und wir konnten uns richtig den Bauch voll schlagen. Und dann wurde zu Live-Musik getanzt bis um Mitternacht das Gewitter einsetzte. Schnell räumten wir den Platz, brachten die Elektronik in die Vereinsräume und warteten, bis der erste Schwall vorüber war. Dann beschallten und beleuchteten die DJs (die auch schon bei diesem Aperitivo und beim Halbfinale aufgelegt hatten) die Piazza aus einem Fenster heraus, und wir tanzten auf dem nassen Pflaster. Das schöne war, das es uns nichts ausmachte, dass wir pitschnass waren, weil es ja trotzdem warm war. Selbst um sechs Uhr heute Morgen, als ich zu Hause ankam, hatten wir bestimmt noch 25 Grad. Aber die Klamotten konnte ich sofort in die Waschmaschine schmeißen…

Cascine

Sie wollte es so. Bei mir darf jeder machen, was er will. Sie hat es selbst so gewollt. Da kann ich auch nichts für. Jetzt ist sie tot.

Letzte Nacht nach dem Schreiben lag ich ganz unbedarft im Bett und hatte so das Buch in meinen Händen, da spürte ich plötzlich einen kaum wahrnehmbaren Schmerz auf dem rechten Oberschenkel. Geistesgegenwärtig haute ich zu und erwischte das Miststück voll auf die Zwölf. Die angebliche Kapitulation war wohl nur eine Finte gewesen, um mich in Sicherheit zu wiegen. Eine Nacht Ruhe und dann: Hinterhältiger Angriff, ganz unsportlich. Aber ich bin da schließlich kein Anfänger mehr. So nicht! Nicht mit mir!

Heute hat mich mein innerer Wecker (ist kein Witz) wieder pünktlich um zwanzig nach zehn aus den Federn geholt. Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse – Schoko-Müsli mit Pfirsichen, Nuti-Brot, Marmeladen-Croissant und Milchkaffee – schaffte ich es dann auch mal vor der Mittagspause aus dem Haus. Der Himmel war ein wenig bewölkt, aber die Mittagshitze drückte trotzdem ganz schön. So kam ich schon halb durchgeschwitzt um halb Eins im Centro TIM an, und konnte mir endlich eine Prepaid-Karte fürs Handy kaufen. Also, ab jetzt bin ich tagsüber (ab zwanzig nach zehn) unter folgender italienischer Nummer erreichbar:

0039-339-8859927

Die deutsche Karte werde ich nur noch abends einlegen, um eventuelle SMS zu lesen.

Die eine Stunde außer Haus hatte mich schon so müde gemacht, dass ich mich erstmal wieder in der dunklen, kühlen Wohnung verkroch, um ein bisschen am Rollenspiel zu arbeiten. Ich hab eben in den Nachrichten mitbekommen, dass das wohl der Scirocco-Wind ist, der so auf Italien drückt. In Sizilien haben sie schon fast vierzig Grad tagsüber! Aber die Mena hat es echt raus, die Wohnung kühl zu halten. Die macht morgens schon alle Fenster zu und die Rollläden runter, so dass die Sonne gar keine Chance hat, mit ihrer Wärme ins Innere zu gelangen. So haben wir hier auch mittags noch angenehme 24-25 Grad. Ich hab heute mitbekommen, dass es in Köln wohl wieder am regnen ist. Tja, perfekt geht wohl nie. Hier zu heiß, zu Hause regnet‘s. Verrückte Welt!

Heute Nachmittag bin ich wieder in die Cascine gepilgert. Diesmal nicht im Jogging-Dress sondern mit Handtüchern, Picknick, Musik, Buch und Ringbuch bewaffnet. Auf dem Weg hab ich noch versucht, nen APS-Film zu kaufen, aber der Fotoladen um die Ecke hatte nur die herkömmlichen, und in die Stadt wollte ich nicht laufen. Na, da werd ich wohl morgen früh noch schnell in die City flitzen, bevor mich der Francesco abholt. In den Cascine suchte ich mir dann ein schönes sonniges Plätzchen am Arno-Ufer, wo ich ungestört lesen und schreiben konnte. Na ja, so richtig ungestört war ich nicht. Immer wieder krabbelte und kroch es auf mir herum und ich nahm noch ein paar weitere kleine, juckende Insektenstiche mit nach Hause. Zum Glück haben Mena und Lorenzo ne gute Anti-Juck-Creme im Bad stehen.

In den Cascine blieb ich bis um Sieben, dann ging ich doch noch kurz in die Stadt, aber ein viel versprechender Fotoladen hatte schon zu und ein anderer hat wegen Ferien geschlossen. In der Hauptsaison? Viel mehr gab‘s heut nicht. Zum Abendessen hat die Mena lecker Omelette mit Mozzarella gemacht und Argentinien hat 6:0 gegen Serbien-Montenegro gewonnen. Morgen fahr ich mit Francesco ans Meer. Da freu ich mich schon riesig drauf. Und morgen Abend gibt‘s Italien gegen die USA garantiert auf Großleinwand!