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Zwischendurch

Menno! Jetzt hatte ich euch so ein schönes Lob ausgeschrieben, und als ich danach meinen neuen Eintrag gepostet habe, war der Eintrag wieder gelöscht, und jetzt muss ich ihn neu schreiben. Blödes Internet! Jetzt ist die ganze Spontanität weg und mein Brüller am Ende kommt auch nur noch halb so gut…

Also: Vielen lieben Dank für euer reges Interesse und euer tolles Feedback. Ich hätte echt nicht erwartet, dass ihr in dieser Zeit so nah bei mir seid, und ihr meine Geschichten auch so interessiert verfolgt. Aber dafür gebe ich auch alles, um immer schön aktuell zu bleiben, und euch auch wirklich jedes Abenteuer, das ich hier erlebe zu erzählen…

Wer selber Interesse daran hat, zwischendurch ein bisschen Italienisch zu lernen, der sollte mal auf www.kiza.de klicken. Eines von den Sprachschul-Mädels, mit denen ich das Deutschland-Spiel gesehen habe, betreibt dort mit ihrem italienischen Freund einen Pod-Cast – so eine Art Internet-Radio – bei denen sie wohl sehr amüsante Italienisch-Stunden geben. (Natürlich kostenlos) Ich selber habe es mir noch nicht angehört, weil ich nur über eine unglaublich langsame Modem-Verbindung verfüge, aber es ist bestimmt ganz interessant.

Und eben gab’s von mir einen Doppelpack, so wie heute von:

Luuuukaaaas…

PPPPOOOODDDDOOOOLLLLSSSSKKKKIIII !!!!

(Ich hab euch gesagt, der kommt jetzt nur noch halb so gut wie vorher)

San Giovanni

Ich sterbe bald! Es ist wirklich so heiß hier, dass man es kaum noch ertragen kann. Selbst Mena und Lorenzo, die eigentlich an dieses Wetter gewöhnt sein müssten, sagen, dass ihnen das Wetter zu schaffen macht. Heute Nachmittag haben sie sich nur in die abgedunkelte Wohnung gelegt und haben Fernsehen geguckt und geschlafen. Ich blöder deutscher Tourist bin natürlich in die brütende Hitze nach draußen gegangen und habe Deutschland angefeuert! Aber erstmal kommt Freitag!

Gestern bin ich im Schwimmbad gewesen. Hier direkt um die Ecke gibt es ein – wie soll ich sagen – Freizeitgelände. Dort gibt es eine Sporthalle, in der man Fußball und Tennis spielen kann, ein Bocciodromo (Boccia- Bahnen), eine Muckibude, einen kleinen Park, und eben auch ein kleines Schwimmbad, in dem im Sommer abends auch ein Open-Air-Kino stattfindet (Das werde ich wohl nächste Woche mal austesten). Das Gelände ist vielleicht so groß wie ein Häuserblock und auch mitten im Viertel, aber trotzdem sehr einladend und gemütlich. Das Schwimmbad hat nur ein Becken, also bin ich nicht viel geschwommen, aber ich hab mir ein schönes schattiges Plätzchen gesucht, wo ich Musik gehört und gelesen und geschrieben habe. Da war ich dann von fünf bis halb acht, nachdem ich mit Mena und Lorenzo noch eingekauft hatte. Zum Abendessen gab es gebackenen Lachs mit selbst gemachten Pommes Frites und gebratenen Peperoni. Hm! sehr lecker. Meine Tante kann wirklich gut kochen.

Abends hab ich dann noch das Frankreich-Spiel geguckt und bin mit Francesco und ein paar anderen Leuten auf den Piazzale Michelangelo hinauf gelaufen, wo wir etwas getrunken und lange gequatscht haben. Erst nachts kühlt es etwas ab – ich habe während dem Spiel wirklich noch geschwitzt, obwohl ich nur ein dünnes kurzes Hemd und Sandalen anhatte – so dass man wieder etwas wacher und aktiver wird. Deshalb sind auch die kleinen Kinder noch sehr lange wach und spielen draußen. Um zwei haben dann alle Kioske zugemacht und wir sind in die Stadt weitergelaufen, wo aber auch schon alles zu war. Also wieder McD, weil ich Hunger und vor allem Durst hatte. Und so gab es nur zwei Hamburger und nen großen Eistee. Lieber wären mir natürlich ein Panino und ein Wodka-Lemon gewesen, aber man kann eben nicht immer alles haben. Wir hätten natürlich noch in die Disko gehen können, aber die Leute sind wie gesagt schon etwas älter und wollten dann doch mal ins Bett. Francesco hat mir aber versprochen mal mit mir in eine der Diskos in den Cascine zu gehen. Vielleicht nächstes Wochenende…

Heute gab‘s auch keine Disko, deswegen bin ich auch noch schnell am Compi. Heute ist nämlich San Giovanni, das Fest des heiligen Johannes (Täufer oder Evangelist? Ich weiß es nicht), dem Stadtpatronen von Florenz. Der größte Feiertag im Jahr für die Florentiner. Dementsprechend voll war die Stadt. Fast eine halbe Stunde kam ich zu spät zur Leinwand (nachdem ich fast bis um zwei geschlafen hatte) und verpasste somit die beiden wunderschönen Tore von uns Prinz Poldi. Der spielt wirklich von Spiel zu Spiel besser. Wer weiß, vielleicht wird der noch Torschützenkönig und kriegt den goldenen Stollenschuh. Es war mal wieder so heiß, dass ich im nu die anderthalb Liter Wasser und den halben Liter Bier intus hatte, obwohl ich einen schönen Platz im Schatten gefunden hatte. Die Stimmung war auch gut – natürlich bei Weitem weniger als beim Italien-Spiel am Donnerstag – und die wenigen schwedischen Touristen nahmen‘s auch gelassen, während wir Deutschen ausgiebig feierten. Ich hatte übrigens wieder die Gruppe aus der Sprachschule getroffen und der Ösi saß auch wieder in der Nähe, also musste ich nicht alleine jubeln.

Danach gönnten wir uns ein Stück Pizza und ein Sieges-Bier und setzten uns ein bisschen in den Schatten der alten Stadtmauer dort in der Nähe. Die Pizza hatten wir von demselben Forno (Ofen, so nennt sich dieser Pizza- und Brotbäcker), wie nach dem Italien-Spiel. Sie ist wirklich sehr gut und kostet für Florentiner Verhältnisse richtig wenig. Hab diesmal auch ein Foto gemacht. A propos Foto: Ich vergesse andauernd, Fotos zu machen, das tut mir wirklich leid. Ich habe den Apparat fast immer dabei, aber er bleibt meistens in der Tasche. Menno! Aber um auf das Sieges-Bier zurückzukommen. Wir saßen also im Schatten und redeten ein bisschen über die italienische Sprache, da schaute ich auf die Uhr, und musste mit Entsetzten feststellen, dass es schon halb acht war! Ah! Wir waren doch schon um halb neun zur Cena verabredet. Ich hatte ganz vergessen, dass das Spiel ja erst um fünf angefangen hatte – wie sollte es mir auch auffallen, es war heiß wie mittags um zwölf! – und so verabschiedete ich mich schnell und wetzte zur Haltestelle, währenddessen ich meine Tante anrief. Sie nahm es wie immer sehr gelassen, aber ich schaffte es trotzdem irgendwie, schon um viertel nach acht zu Hause zu sein – und ein Mädchen aus Augsburg im Bus kennen zu lernen, die mit ihrem italienischen Barkeeper-Freund seit drei Jahren in Florenz wohnt und hier Restauration studiert. Die Dusche konnte ich mir schenken, dafür war leider keine Zeit mehr, aber für eine Katzenwäsche und einen Klamottenwechsel reichte es noch (Das schöne Deutschland-Trikot war total durchgeschwitzt, obwohl ich es nur auf dem Hin- und Rückweg anhatte; während dem Spiel ging es nur oben ohne).

Zur Cena waren wir bei der Schwester (Cristina) eines guten Freundes (Franco) von Lorenzo eingeladen. Sie wohnt am Rande des Zentrums am englischen Friedhof (zwischen Punkt 3 und 9 auf der Karte) auch in einer Dachwohnung mit riesiger Dachterrasse, auf der auch das üppige Festessen stattfand. Jeder Gast brachte etwas mit (die Mena hatte einen Salat gemacht) und so gab es wie immer reichlich zu essen und auch wie immer viel Obst, Caffè und Limoncello (diesmal die cremige Variante) hinterher. Wir waren ca. 15 Leute, hauptsächlich deren Familie – endlich war auch mal meine Generation vertreten, unter anderem ein Informations-Technik(IT)-Ingenieur) – und wir hatten einen wirklich lustigen Abend hoch über der Stadt, wo wir von Politik bis Liebe alle Gesprächsthemen auf dem Tisch hatten. Höhepunkt des Ganzen war aber das gigantische Feuerwerk zu Ehren San Giovannis, das zwischen zehn und halb elf vom Piazzale Michelangelo abgefeuert wurde. Von unserem Standpunkt aus hatten wir ein tolles Panorama über die illuminierte Altstadt und die riesigen Feuerblumen über ihren Dächern. Ich würde behaupten, dass es noch etwas größer als Rhein in Flammen war, aber zumindest vergleichbar, damit ihr eine Dimension habt. Durch die topographischen Gegebenheiten (Abfeuern von einem Berg) erschien es natürlich noch spektakulärer!

Gegen eins löste sich die Gesellschaft dann allmählich auf und wir fuhren nach Hause. Ich überlegte noch kurz, in die Stadt zu gehen, aber erstens war ich gestern schon sehr lange weg (und wer weiß, vielleicht kann sich Francesco morgen ja von seiner (Ex?-) Freundin Giulia lösen, mit der er heute das romantische Feuerwerk (drinnen oder draußen?) zusammen erlebt hat, und wir fahren wieder ans Meer?), und zweitens wäre ich alleine gewesen, und ich hatte keine Lust, schon wieder nur Amerikaner kennen zu lernen. An die Florentiner kommt man als Außenstehender nicht so einfach ran, sie sind ziemlich distanziert, auch wenn sie eigentlich sehr freundlich sind. Nur über Bekannte (so wie ich mit Francesco) kann man sie kennen lernen. Meine Tante hat mir erzählt, dass sie ganz viele Aktivitäten (Fitness-Studio, Tanzschule, Malkurs…) besucht hat, als sie neu in Florenz war, nur um andere Menschen kennen zu lernen. In Rom wäre das viel einfacher. Da müsste man nur in eine Bar gehen, da lernt man schon ne Hand voll echter Römer kennen. Hier sind es eben nur Amerikaner, die man kennen lernt. Und noch etwas habe ich beobachtet. Es gibt hier keine Singles über zwanzig. Vielleicht später wieder. Aber in meinem Alter geht es einfach nicht, dass man keine feste Beziehung hat. Da ist man lieber mit irgendwem zusammen, als allein zu sein. Für die Italiener war es auch total unverständlich, dass ich seit sieben Jahren alleine wohne, egal ob ich eine Freundin hatte oder nicht. Entweder bei Mama, oder bei einer Frau, aber alleine geht nicht. Wer kocht denn dann bitte schön für mich und kümmert sich um mich? Also, geht nicht!

Francesco, bitte melden, ich will ans Meer! Die Stadt ist viel zu heiß, und ins Schwimmbad geh ich besser unter der Woche, wenn es nicht so voll ist.

Limoncello

Ich habe gestern vor lauter Lampredotto doch tatsächlich den Limoncello vergessen! Also, bevor ich am Mittwoch mit Francesco und seinen Leuten nach Fucecchio gefahren bin, war die Bruna hier, und wir haben zusammen Limoncello gemacht. Zumindest den ersten Schritt. Da haben wir etwa eine Stunde lang da gesessen, und haben 16 Zitronen geschält. Aber man darf nur die wirklich gelben Stücke nehmen, darin liegen nämlich die essenze, also die ätherischen Öle, woraus auch das Aufgussmittel gemacht wird. Das Rezept von der Mena (was ich noch bekomme) sieht 8 Zitronen pro Liter Alkohol vor. Dementsprechend verteilten wir die Zitronenschalen gleichmäßig auf 2 Liter 95%igen Alkohol. Die stellten wir dann in den dunklen Vorratsschrank und da zieht der Alkohol dann 20 Tage lang die essenze aus den Schalen. Danach, also gerade noch rechtzeitig bevor ich wieder fahren muss, kommt noch Zucker – wahrscheinlich ne ganze Menge – und je 1,5 Liter Wasser zum verdünnen hinzu, und fertig ist das köstliche Getränk. Sehr alkoholisch und sehr lecker!

Nach einer erneut durchzechten Nacht habe ich gestern dementsprechend nicht viel hinbekommen. Ich habe mich nach dem allvormittäglichen Frühstück erstmal ausführlich um die Beantwortung eurer doch zahlreichen Emails gekümmert. Es ist schon erstaunlich, dass ich jetzt, wo ich in einem anderen Land bin, einen viel intensiveren Kontakt zu vielen von Euch habe, als wenn ich zu Hause bin. Natürlich mache ich hier viele Dinge nicht, die ich zu Hause gerne tue: Musik, exzessives Computer-Spielen, Arbeiten natürlich, usw… aber ich verspüre schon das Bedürfnis, euch an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Vielleicht ändert sich das, wenn ich wirklich woanders anfange zu leben, und einen Alltag zu haben – aus den USA habe ich in 10 Monaten glaube ich auch nur 2 Briefe nach Deutschland geschrieben und auch nur ein paar Mal angerufen – wer weiß das schon? Che sarà, sarà!

Danach musste ich mich sputen (welch schönes Wort!) um pünktlich zum Anpfiff an der Großleinwand zu sein. Ah, endlich mal ein bisschen italienisches Fußballfieber! Ich erwischte nur noch einen Stehplatz in der prallen Sonne, aber der alimentari mit den gekühlten Getränken war ja zum Glück nicht weit. Viele Florentiner sind direkt von der Arbeit dahin gekommen, und so herrschte echt eine sehr gute Stimmung. (Ich habe endlich mal ein paar Fotos gemacht) Lustigerweise lernte ich in der Halbzeit im alimentari eine Frau aus Halle kennen (sie telefonierte mit einer Freundin auf Deutsch, sagte etwas Lustiges und ich musste lachen), die hier für zwei Wochen und teuer Geld eine Sprachschule besucht. Ich hab mich dann in der zweiten Halbzeit zu den Deutschen aus der Sprachschule auf die Wiese gesetzt. Hinter uns saßen noch ein paar Österreicher – es ist so lustig, einen lispelnden Ösi Italienisch sprechen zu hören („ma lui é sssemo“ – eigentlich scemo) – also doch nicht nur Florentiner da. Nach dem wirklich guten Spiel gab es dann auch mal einen Auto- und Roller- Korso zu sehen. Die Begeisterung hatte sich vorher wirklich ziemlich zurückgehalten. Vielleicht war es erstmal wichtig, dass die Azzurri ins Achtelfinale kommen, bevor die Italiener anfangen mit zu fiebern!

Abends wollte mich Francesco eigentlich noch auf irgendein Konzert mitnehmen, aber ich war echt zu müde, und ich wollte ja auch noch ein bisschen ins Internet. Die Hitze macht mich echt fertig – ich wollte das Brasilien-Spiel eigentlich auch draußen gucken, aber da war ich wirklich zu kaputt für. Eben habe ich in den Nachrichten gesehen, dass die Temperaturen schon wieder um 5 Grad nach oben klettern werden. In Süditalien haben sie schon über 40 Grad im Schatten, bei uns immerhin 33! Auch in der Wohnung haben wir konstant zwischen 25 und 28 Grad und ich kann nachts nur mit eingeschaltetem Ventilator nackt und ohne Decke schlafen. Vorausgesetzt die Mücken lassen mich schlafen. Aber mittlerweile habe ich mich an die alltäglichen Stiche gewöhnt. Nicht nur hier im Zimmer, sondern überall wo nachts noch Licht ist werde ich gestochen. Die Mücken hier kann ich wenigstens töten!

Gleich fahr ich ins Schwimmbad und heute Abend fliegt Frankreich aus der WM raus!

Lampredotto

So, langsam komme ich wieder in den Rhythmus! Nachdem es schon Beschwerden gegeben hatte! Aber gestern war einfach keine Zeit, um mich an den Computer setzen zu können. Das Deutschland-Spiel am Dienstag war auch schon so früh. Also da vor der Leinwand kriegt man echt die volle Sonne ab. So früh draußen ist echt nicht gesund. Heute auch wieder beim Italien-Spiel, aber dazu später mehr!

Gestern (also Mittwoch) habe ich mir das berühmte Florentiner Lampredotto zum Mittagessen geholt. Ich hatte Montag oder Dienstag Mittag die Nachrichten gesehen (jawohl, auf Italienisch) und da haben sie eine Rubrik, die sich „Eat-Parade“ nennt. (Das ist ein kleines Wortspiel, weil die Italiener kein H aussprechen können. Deshalb klingt es bei einem Italiener gleich, wenn er „Hit-Parade“ und wenn er „Eat-Parade“ sagt. Also ungefähr so: >> Iiht-Parahde <<) Da stellen sie jedes Mal ein anderes Gericht vor, und eben an diesem Tag das Lampredotto.

Also ich muss jetzt einen neuen Absatz anfangen. Das hätte ich nicht geglaubt! Ich habe gerade im Internet nachgeguckt, ob es was darüber gibt, damit ich mal ein Foto, oder ein Rezept geben kann. Da haben sie wirklich eine eigene Seite (www.lampredotto.com), wo sie das Lampredotto und andere toskanische Gerichte vorstellen. (Das wäre so ungefähr wie www.doener.de – oh nein, das gibt es wirklich, aber es heißt www.doener365.de – 365 Döner hat das Jahr) Also, am besten löse ich das Geheimnis jetzt auf, auch wenn wahrscheinlich nicht jedem von euch das Wasser im Munde zusammenlaufen wird. Wikipedia beschreibt es so:

„Lampredotto ist eine kulinarische Spezialität aus der toskanischen Stadt Florenz. Das Gericht ist mit den Kutteln (ital. Trippa) verwandt, besteht jedoch nicht wie diese aus Pansen, Netz- und Blättermagen, sondern aus dem dunkleren und zarteren Labmagen des Rindes.

Die kulinarische Verwendung dieser Innerei beschränkt sich in Italien fast ausschließlich auf die Stadt Florenz. Dort wird Lampredotto traditionell von den Kuttelverkäufern (trippai), neben den Hauptgericht Kutteln auf Florentiner Art (trippa alla fiorentina), als Zwischenmahlzeit angeboten. Der Labmagen wird in einer Brühe gekocht, klein geschnitten und in runden Brötchen angeboten. Als Würze kann man in der Regel zwischen grüner Kräutersauce oder scharfer Sauce wählen. Ein guter Begleiter ist ein Glas junger Chiantiwein.

In der Florentiner Innenstadt gibt es heute allerdings nicht mehr viele Kuttelverkäufer. Lampredotto kann man in und neben der Markthalle bei San Lorenzo genießen, sonst findet man Kuttelverkäufer eher in den Vororten von Florenz.“

Ich habe mein wirklich sehr gut schmeckendes Lampredotto bei „Aurelio – il re del lampredotto“, einem Imbisswagen auf der Piazza Tanucci gleich um die Ecke im Brötchen gekauft und auf der Terrasse im Sonnenschein – allerdings mit einem Bier – verputzt. (Also nein, das gibt es wirklich nicht: Mein blöder Lampredotto-König hat auch seine eigene Homepage (www.lampredottoaurelio.it) und die ist auch noch als einzige bei Wikipedia angegeben. Wenn ihr mal darauf geht, seht ihr auch mal eine kleine Karte von meinem Stadtviertel hier. Ich wohne in der Via Corridoni) So, und hier noch zwei Bilder: (Der Imbisswagen und ein Lampredotto im Brötchen)

So, genug Lampredotto. Das war eh innerhalb von fünf Minuten verspeist! Der eigentliche Grund, warum ich gestern keine Zeit zum Schreiben hatte, war Francesco. Er hatte mich nämlich mit seinen Freunden zu einem Aperitivo mitgenommen. (Ich wusste auch nicht, was das war) Also ein Aperitivo ist nicht etwa ein Drink vor dem Essen (obwohl das normalerweise der Fall ist), sondern viele Drinks während dem Essen. Aber eigentlich war es ein riesiges Stadtfest in einem Ort namens Fucecchio, etwa 50 km Richtung Pisa. Francesco arbeitet nämlich ehrenamtlich für einen Verein, bei dem Immigranten kostenlos Italienisch lernen können, und ein paar Leute (eine kleine Swing-Combo, zwei DJs und ein VJ) aus diesem Verein haben dort am Abend eine (wirklich beeindruckende) Performance gehabt. Die waren richtig gut, aber auch das restliche Programm war nicht schlecht. Da war wirklich für Jung und Alt was dabei: Kletterwand, Beach-Volleyball, Fun-Park für BMX, Rollerskates und Skateboard, viele Live-Bühnen, Marktstände, Handwerker und natürlich jede Menge Fress- und Saufbuden. Das Ganze fand in der Mitte einer Pferderennbahn statt, so war also wirklich genug Platz für die vielen Hundert Menschen, die da waren. Und komischerweise gab es da auch die WM-Spiele auf Großleinwand zu sehen. Da blieben wir wirklich lange und aßen und tranken ne ganze Menge, und tanzten sogar ein bisschen zur Swing-Musik. Und ich Blöd hab natürlich meinen Fotoapparat zu Hause vergessen. Man kann halt nicht alles haben im Leben…

Das ist übrigens der offizielle Flyer der Veranstaltung:

Und heute wollten wir eigentlich zusammen ins Schwimmbad gehen (Francesco hat sich sogar frei genommen), aber er hat scheinbar verschlafen, oder vielleicht ging es ihm nicht gut, weil seine Ex-Freundin gestern dabei war. (Mit der ist ja erst seit anderthalb Wochen Schluss) Wer weiß das schon? Vielleicht sagt er es mir ja später oder morgen…

Jetzt aber wirklich

Ja, ich habe sie gefunden! Endlich! Immer hieß es, es müsste dort eine geben, vielleicht an der Piazza della Repubblica, oder schau mal auf dem Piazzale Michelangelo, oder ich habe gehört, dass es eine auf der Piazza Santo Spirito geben soll. Jetzt weiß ich, wo es eine gibt. Die Großleinwand, auf der man wirklich ALLE Spiele der WM sehen kann, steht neben dem alten Stadttor von San Nicolo! (Auf der Stadtkarte unten ist das Punkt Nr. 7) Pünktlich zum entscheidenden dritten Gruppenspiel am Dienstag fand ich sie und konnte mit doch zahleichen deutschen Touristen, anderen stranieri und natürlich auch ein paar Einheimischen den großartigen Sieg der Squadra Tedesca verfolgen. Und natürlich endlich auch einmal ein Tor von uns Prinz Poldi. Schade, dass ich hier kein deutsches Fernsehen gucken kann. Ich hätte zu gerne seinen Kommentar gehört. („Der Vollidiot von Torwart, ne?“, „Egal ob gegen Ecuador oder Schweden, Hauptsache das Netz wackelt!“) Jetzt eben war ich wie angekündigt beim Italien-Spiel. Endlich mal eine vernünftige Partie der Azzurri. Und Ghana ist auch weiter! Das freut mich wirklich. Die haben mir gegen Tschechien richtig gut gefallen. Das Spiel der Ghanesen heute konnte ich nicht sehen. Die Italiener halten nicht viel von Konferenzschaltung oder Zusammenfassung hinterher. Der Kommentator hat zwischendurch nur die Tore genannt und nachher oder in den Nachrichten zeigen sie auch nur die Tore. Aber ich erzähle erstmal von Dienstag und Mittwoch.

Ach so, à propos Stadtkarte. Ich habe mir eine Stadtkarte von Florenz aus dem Internet herunter geladen, und darauf ein paar nennenswerte Punkte markiert. Also nicht so sehr die Sehenswürdigkeiten, sondern eher die Orte, von denen ich schon mal berichte. Dann könnt ihr viel leichter meine Wege hier mit verfolgen.

1. Unser Haus, von hier beginnen alle meine Trips

2. Die Cascine, wo ich joggen gehe und wohl auch ein schönes Schwimmbad sein soll

3. Der Hauptbahnhof (Santa Maria Novella, oder kurz S.M.N.), direkt daneben die Fortezza

4. Die historische Altstadt mit allen möglichen Sehenswürdigkeiten: Der Dom, der unbedingt größer sein musste als der in Siena, die Uffici, in denen sehr viele Werke von Michelangelo und anderen berühmten Künstlern stehen (unter anderem der David) mit Notgang über die Ponte Vecchio bis in den Palazzo Pitti (Nr.8), worüber die damaligen Herrscher (ich glaube das waren die De Medici) zur Not fliehen konnten (aber das lest ihr am besten alles in einem guten Stadtführer (Heil, mein… ach nein, das darf ich gar nicht sagen; die Leute, die diesen Insider nicht kennen, bitte nichts Falsches von mir denken!) nach, da steht das alles richtig drin)

5. Das „wahre“ Zentrum (wie Francesco sagt) um die Kirche und die Piazza Santo Spirito, mit netten kleinen Bars und Trattorie

6. Der Piazzale Michelangelo hoch über Florenz. Von hier hat man eine super Aussicht über die ganze Stadt

7. Ja, wirklich! Meine heiß ersehnte und endlich gefundene GROSSLEINWAND!

8. Der eben schon erwähnte Palazzo Pitti, wirklich riesig, mit noch größerem Giardino di Boboli, in dem man – gegen ein Eintrittsgeld! – herrliche Spaziergänge machen kann

9. Last but not least, das Stadion auf dem Campo di Marte (Marsfeld). Hier haben wohl schon die Römer Sport getrieben, oder Gladiatoren kämpfen lassen. Hier gibt es auch ein Schwimmbad, das allerdings nicht ganz so schön sein soll.

Also Dienstag habe ich wie erwähnt erst Deutschland und dann später auch England auf Großleinwand angeschaut. Da an der Porta di San Niccolo ist bei den Spielen echt ne super Stimmung. Vor der Leinwand gibt es eine große Wiese, auf die man sich setzen kann und auch einen Kiosk, der allerdings erst abends aufmacht. Nachmittags muss man zwei Straßen weiter in einen kleinen Alimentari gehen, der allerdings auch gekühlte Getränke zu fairen Preisen verkauft. Da trinkt man dann auch gerne mal ein Bierchen mehr…

Ansonsten gab es nicht viel. Nach der durchzechten Nacht hab ich wie immer auf der Terrasse gefrühstückt… Ach so, doch: Ich habe meine Prepaid-Karte aufgeladen. Die anfänglichen 5 Euro neigten sich dem Ende entgegen. Eine SMS kostet immerhin 15 Cent, eine Minute wie gesagt 19 Cent. Ich erhielt also eine Nachricht von TIM, dass ich nur noch 1 Euro Guthaben hätte, und wenn ich innerhalb von 24 Stunden eine 25-Euro-Karte kaufen würde, ich 48 Frei-SMS erhalten würde. Das klang gut, und ich ging in ein Geschäft, um eine 25-Euro-Karte zu kaufen. Die gibt es aber nicht, sondern – jetzt haltet euch fest – nur eine für 30 Euro mit 25 Euro Guthaben! Bitte? Ich soll 5 Euro extra abdrücken? Das sind 20%! Bei 8 Euro sogar 25%. (Die kostet 10 Euro) Na ja, wenigstens 48 Frei-SMS. (Im Wert von 7,20 Euro) Ich schreib eh mehr SMS als das ich anrufe, da ist das schon in Ordnung. Und weil ich jetzt schon Bilder hab, hier ist auch die RicariCard:

Kneipentour

Also, letzte Nacht! Wir kamen erst spät von der Bruna nach Hause, und so waren den ganzen Abend über die Fenster geschlossen gewesen. Dementsprechend stand die heiße Luft in der Wohnung, und wir machten alle Fenster zum Schlafen auf. Aber mit der kühlen Luft kamen natürlich auch – na? – die Mücken. Vier Stück an der Zahl nur in meinem Zimmer! Eine noch dazu im Bad und noch ein paar andere in der Wohnung verteilt. In dieser Nacht sollte die blutigste Schlacht von Florenz geschlagen werden. Der Schaden auf meiner Seite hielt sich in Grenzen, der Feind jedoch wurde vernichtend geschlagen. Um fünf Uhr morgens erst sollte ich den wohlverdienten Schlaf des tapferen Ritters schlafen. Mena und Lorenzo haben das Ganze gar nicht mitbekommen. Ich glaube Italiener werden generell nicht gestochen. Die Mücken stehen scheinbar eher auf das süße deutsche Blut…

Ich habe endlich einen APS-Film für meinen Fotoapparat gefunden. Beim superottico (dem Super-Optiker). Jetzt mach ich immer schön Fotos von den Orten, an denen ich mich aufhalte und werd die auch ins Netz stellen. Abends war ich mal wieder joggen und nach dem Spanien-Spiel (schade, dass Tunesien das 1:0 nicht halten konnte) hatte ich Lust auf ne Kneipentour. Die Christiane hatte mich auf die Idee gebracht.

Ich ging erst in eine Szene-Bar an der Piazza del Carmine, die mir Francesco empfohlen hatte. Hatte ich gesagt, 4,50€ für ein Bier wären unsportlich? Was haltet ihr von sechs Euro? Unglaublich! Na ja, war eh nicht viel los da. Ein bisschen Schiki-Micki-Publikum, die sich auf Französisch unterhielten, obwohl kein einziger aus Frankreich kam (très chic) und ein paar Pärchen, die wie ich das laue Wetter genossen. So zog ich weiter in ein Irish Pub, wo ganz ordentlich Stimmung herrschte. Dort lernte ich eine Gruppe Amerikaner kennen, die für ein paar Wochen in Florenz verschiedene Kurse (Geschichte, Fotografie, Kunst etc.) belegen, um Credits für ihr Studium zu sammeln und das dann prima mit Urlaub verbinden können. Ein Mädchen fragte mich direkt, ob ich ein bisschen Kraut hätte. Ihr müsst wissen, dass die Amerikanischen Jugendlichen ziemlich viel kiffen. Sie denken, nur weil es in Holland legal ist, wäre es überall in Europa legal. Für sie ist Europa ein einziges Land und London die Hauptstadt, oder war es Paris? Oder Berlin? Nein Rom, oder? Obwohl, ein paar Amerikaner wussten ziemlich gut Bescheid. Vielleicht kommt es drauf an, ob sie vom Land oder aus der Stadt kommen. Die Texaner schienen auf jeden Fall am wenigsten gebildet zu sein. Mit der Gruppe zog ich auf jeden Fall noch ein bisschen durch die Stadt, holte mir beim McD am Bahnhof noch drei Hamburger (warum kosten Cheeseburger bitte 1,50?) und wanderte so gegen halb drei nach Hause.

Und heute hat mich dieser blöde innere Wecker schon wieder pünktlich viertel nach zehn aus meinen süßen Träumen gerissen!

Das „wahre“ Zentrum

Gestern hab ich einen Gammeltag eingelegt. Ich hab lange geschlafen und das Frühstück ausfallen lassen. Mena und Lorenzo waren bei seiner Mutter, weil ihre Haushälterin sonntags frei hat. Ich hab mir ein paar Nudeln mit Hackfleischbällchen gemacht, und diese auf der Terrasse verspeist. Nach dem Essen hat meine Familie angerufen. Wir haben über eine halbe Stunde telefoniert und die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht. Schön, dass es in Deutschland auch endlich richtig Sommer wird. Von vier bis sechs bin ich in meinem Zimmer verschwunden und hab gelesen und geschrieben (Tagebuch und Rollenspiel).

Zwischendurch schrieb ich ein paar SMS mit Francesco. Ich hab noch nicht raus gefunden, was eine Nachricht kostet, aber der Minutenpreis ins Festnetz und in alle italienische Mobilfunknetze liegt selbst mit der Prepaid-Karte nur bei 19 Cent/Minute; da kann ne SMS nicht viel kosten, zumal die Italiener recht viel schreiben. Obwohl das die Deutschen auch tun, und bei uns kosten SMS bis zu 39 Cent das Stück! Jedenfalls haben wir uns dann um halb sieben in der Stadt getroffen, haben ein Bierchen zusammen getrunken und einen Spaziergang durch das „wahre“ Zentrum gemacht. So nennt Francesco die etwas weniger Touristenbelastete Innenstadt auf der Südseite des Arnos. (Die meisten Sehenswürdigkeiten und die historische Altstadt befinden sich auf der Nordseite) Wir beide kommen sehr gut miteinander aus. Francesco sagt, dass ich ihm sehr gut tue. Seine Exfreundin hat ihn erst vor kurzem verlassen, da ist er um die Ablenkung froh, die er hat, wenn er mir Italienisch beibringt oder ich ihm Deutsch. Bis jetzt sieht das so aus: Entweder wir sprechen Italienisch. Dann korrigiert er mich und sagt mir ggf. die entsprechende Regel, wenn ich einen Fehler mache, oder er nennt mir eine Vokabel, wenn ich nicht weiter weiß. Oder aber wir sprechen Deutsch, dann läuft es genau anders herum ab. So wird das Lernen nie langweilig. Jetzt weiß ich auch was der Unterschied zwischen un passero (ein Spatz) und una passera (eine Mö**) ist. Aber das ist nicht ganz jugendfrei! Und die nennen hier einen Platz „Piazza della Passera“. Pfui Geier, des will ich gor nich wissen! Ja, pfui Geier, äh öh! (sagt der Ulkbär)

Dann musste ich mich auch schon sputen, denn um acht musste ich bei der Bruna zum Abendessen sein. Weil ich doch ein bisschen spät dran war, und ich die vier (Bruna, Mario, Mena, Lorenzo) nicht warten lassen wollte, rief ich von unterwegs an. Ich lauf ja hier überall zu Fuß hin – in den nächsten Tagen werd ich mir ein Fahrrad organisieren! Aber die Mena meinte nur, ich solle mir keine Sorgen machen, und der Anruf wäre doch gar nicht nötig gewesen, das Essen sei ja eh noch nicht fertig. Also es gab: frische Gurken und Tomaten, panierte Zucchini-Blüten, Schnitzel Wiener Art, dazu grüne Bohnen und Kartoffeln, als Nachtisch Obst (lecker Ananas und Melone) und Eis. Aber was für Eis! Feinste Pralinés von De Medici al gusto Pistacchio, Peperoncino (ja, wirklich), Cassata, Cioccolato, Fior di Latte… Schade, dass ich euch davon keine mitbringen kann! Und dazu natürlich Caffè und hausgemachten Limoncello. À propos hausgemachter Limoncello: Am Mittwoch kommt die Bruna hierhin und wir machen zusammen mit der Mena ein paar Liter von dem herrlichen Gesöff. Und davon werde ich definitiv ein Fläschchen mitbringen. Wie ihr euch denken könnt, ging das Ganze ein paar Stündchen und so kamen wir erst gegen halb eins wieder zu Hause an. Und von der aufregenden letzten Nacht erzähl ich später…

Am Meer

Ein unglaublich schöner Tag. Francesco hat mich gegen elf abgeholt – er war um halb zwölf da. Bei den Italienern ist es nämlich so: Man sagt nicht: „Ich hol‘ dich um elf ab“, man sagt: „Ich hol‘ dich mehr oder weniger um elf ab.“ (Ti prendo alle undici, più o meno.) Also hab ich in Ruhe noch meinen Milchkaffee getrunken und mein Schoko-Müsli gegessen und dann sind wir gefahren. Na ja, erstmal sind wir noch in Florenz an einen Auto-Grill gefahren, damit der Francesco seinen zweiten Caffè trinken und seine ich-weiß-nicht-wie-vielte Zigarette rauchen konnte. Ich hab mich mit ner Cola begnügt.

Von Florenz bis zum Meer sind es knapp 100 km. Bei Empoli (eine Viertelstunde von Florenz) wurde angezeigt, dass auf dem Weg nach Pisa eine Baustelle sei und es dort ca. 7 km Stop-and-Go geben wird. Also sind ALLE Italiener inkl. uns eine Ausfahrt vorher raus gefahren, um die Stelle zu umfahren. Mit dem Resultat, das wir ungefähr 10 km Stop-and-Go hatten. Wieder auf der Bundesstraße zurück – die Autobahn muss man schließlich bezahlen – riefen dann die beiden Freundinnen von Francesco an. Sie waren mittlerweile auch unterwegs und so verabredeten wir uns an einem weiteren AutoGrill kurz vor Pisa. Da es auch schon kurz vor eins war, aßen wir ne Kleinigkeit und fuhren dann weiter Richtung Meer.

Dummerweise sagte ich, dass ich nach dem Essen einen Caffè vertragen könnte – ich hatte da an eine nette Strandbar gedacht – und so fuhren wir umgehend in die nächste Bar. Es ist unglaublich, wie viel man in Deutschland für Kaffee bezahlt. Mal abgesehen von den Touristenzonen in den großen Städten zahlt man hier maximal einen Euro für einen Cappuccino. Dort zahlte ich nur 85 Cent! Und der schmeckt hier richtig gut. Mit aufgedampfter Milch und frisch gemahlenem Espresso.

Endlich Meer. Nach ein paar Runden, um einen kostenlosen Parkplatz zu finden, fanden wir ein schönes Plätzchen an einem öffentlichen Strand. Der größte Teil der Küste ist nämlich in privater Hand. Hier reihen sich tausende Sonnenschirme und Strandliegen, die man für teuer Geld mieten kann – wo dann allerdings nur eine handvoll Menschen liegen. Nur alle paar hundert Meter gibt es kleine Abschnitte, die zur freien Verfügung stehen. Na, wenigstens kann man die ganze Küste entlang am Meer spazieren gehen. Da lob‘ ich mir doch Sardinien. Da gibt es die schönsten Strände noch völlig unberührt, höchstens ne Strandbar mit Dusche gibt es da.

Die eine Freundin – Sylvia – stellte sich als Francescos romanzata heraus. Also muss ich nicht weiter spekulieren. Wir verbrachten einen sehr gemütlichen Nachmittag am Strand. Viel Sonne, Baden, Lesen, ein Eis, ein ausgiebiger Spaziergang und viel Faulenzen. Ich merke mal wieder, dass man eine Sprache wirklich am besten im Land selber lernt. Wo lernt man sonst so schöne Worte wie una canna (ein Joint) oder il ex-marito (der Ex-Ehemann), oder so schöne Sprichwörter wie un cavallo donato non si guarda nella bocca (Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul)?

Die beiden Mädels ließen wir dann am Strand zurück, schließlich wollten wir das Italien-Spiel gucken. Nach einer unaufregenden Rückfahrt, die ich schlummernd auf dem Beifahrersitz verbrachte – die Sonne und das Meer machen ganz schön müde – brachte mich Francesco nach Hause, wo ich schnell duschte und mir noch zwei Brote und was Süßes rein pfiff. Ich hatte mächtig Kohldampf und hoffte, dass es bei Francescos Freunden noch ein paar Chips zum Knabbern geben würde. Francesco holte mich dann kurz vor neun ab, und wir düsten über ausgestorbene Straßen zu unseren Gastgebern. Wo hatte ich gedacht, dass ich bin? Warum hatte ich diese beiden Brote gegessen? Wir waren zwar nur zum Fußballgucken verabredet, aber die Gastgeber – auch Arbeitskollegen von der Bruna – hatten ne kleine Party draus gemacht und es gab natürlich all die bekannten piatti: Salat, Nudeln, gefüllte Teigtaschen, süßes Gebäck mit Ananas und einen Likör zum abrunden. Und Chips natürlich auch. Ach so, und Fußball gab es übrigens auch. Italien hat miserabel gespielt und den USA ein Unentschieden geschenkt.

Cascine

Sie wollte es so. Bei mir darf jeder machen, was er will. Sie hat es selbst so gewollt. Da kann ich auch nichts für. Jetzt ist sie tot.

Letzte Nacht nach dem Schreiben lag ich ganz unbedarft im Bett und hatte so das Buch in meinen Händen, da spürte ich plötzlich einen kaum wahrnehmbaren Schmerz auf dem rechten Oberschenkel. Geistesgegenwärtig haute ich zu und erwischte das Miststück voll auf die Zwölf. Die angebliche Kapitulation war wohl nur eine Finte gewesen, um mich in Sicherheit zu wiegen. Eine Nacht Ruhe und dann: Hinterhältiger Angriff, ganz unsportlich. Aber ich bin da schließlich kein Anfänger mehr. So nicht! Nicht mit mir!

Heute hat mich mein innerer Wecker (ist kein Witz) wieder pünktlich um zwanzig nach zehn aus den Federn geholt. Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse – Schoko-Müsli mit Pfirsichen, Nuti-Brot, Marmeladen-Croissant und Milchkaffee – schaffte ich es dann auch mal vor der Mittagspause aus dem Haus. Der Himmel war ein wenig bewölkt, aber die Mittagshitze drückte trotzdem ganz schön. So kam ich schon halb durchgeschwitzt um halb Eins im Centro TIM an, und konnte mir endlich eine Prepaid-Karte fürs Handy kaufen. Also, ab jetzt bin ich tagsüber (ab zwanzig nach zehn) unter folgender italienischer Nummer erreichbar:

0039-339-8859927

Die deutsche Karte werde ich nur noch abends einlegen, um eventuelle SMS zu lesen.

Die eine Stunde außer Haus hatte mich schon so müde gemacht, dass ich mich erstmal wieder in der dunklen, kühlen Wohnung verkroch, um ein bisschen am Rollenspiel zu arbeiten. Ich hab eben in den Nachrichten mitbekommen, dass das wohl der Scirocco-Wind ist, der so auf Italien drückt. In Sizilien haben sie schon fast vierzig Grad tagsüber! Aber die Mena hat es echt raus, die Wohnung kühl zu halten. Die macht morgens schon alle Fenster zu und die Rollläden runter, so dass die Sonne gar keine Chance hat, mit ihrer Wärme ins Innere zu gelangen. So haben wir hier auch mittags noch angenehme 24-25 Grad. Ich hab heute mitbekommen, dass es in Köln wohl wieder am regnen ist. Tja, perfekt geht wohl nie. Hier zu heiß, zu Hause regnet‘s. Verrückte Welt!

Heute Nachmittag bin ich wieder in die Cascine gepilgert. Diesmal nicht im Jogging-Dress sondern mit Handtüchern, Picknick, Musik, Buch und Ringbuch bewaffnet. Auf dem Weg hab ich noch versucht, nen APS-Film zu kaufen, aber der Fotoladen um die Ecke hatte nur die herkömmlichen, und in die Stadt wollte ich nicht laufen. Na, da werd ich wohl morgen früh noch schnell in die City flitzen, bevor mich der Francesco abholt. In den Cascine suchte ich mir dann ein schönes sonniges Plätzchen am Arno-Ufer, wo ich ungestört lesen und schreiben konnte. Na ja, so richtig ungestört war ich nicht. Immer wieder krabbelte und kroch es auf mir herum und ich nahm noch ein paar weitere kleine, juckende Insektenstiche mit nach Hause. Zum Glück haben Mena und Lorenzo ne gute Anti-Juck-Creme im Bad stehen.

In den Cascine blieb ich bis um Sieben, dann ging ich doch noch kurz in die Stadt, aber ein viel versprechender Fotoladen hatte schon zu und ein anderer hat wegen Ferien geschlossen. In der Hauptsaison? Viel mehr gab‘s heut nicht. Zum Abendessen hat die Mena lecker Omelette mit Mozzarella gemacht und Argentinien hat 6:0 gegen Serbien-Montenegro gewonnen. Morgen fahr ich mit Francesco ans Meer. Da freu ich mich schon riesig drauf. Und morgen Abend gibt‘s Italien gegen die USA garantiert auf Großleinwand!