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Zwischendurch

Menno! Jetzt hatte ich euch so ein schönes Lob ausgeschrieben, und als ich danach meinen neuen Eintrag gepostet habe, war der Eintrag wieder gelöscht, und jetzt muss ich ihn neu schreiben. Blödes Internet! Jetzt ist die ganze Spontanität weg und mein Brüller am Ende kommt auch nur noch halb so gut…

Also: Vielen lieben Dank für euer reges Interesse und euer tolles Feedback. Ich hätte echt nicht erwartet, dass ihr in dieser Zeit so nah bei mir seid, und ihr meine Geschichten auch so interessiert verfolgt. Aber dafür gebe ich auch alles, um immer schön aktuell zu bleiben, und euch auch wirklich jedes Abenteuer, das ich hier erlebe zu erzählen…

Wer selber Interesse daran hat, zwischendurch ein bisschen Italienisch zu lernen, der sollte mal auf www.kiza.de klicken. Eines von den Sprachschul-Mädels, mit denen ich das Deutschland-Spiel gesehen habe, betreibt dort mit ihrem italienischen Freund einen Pod-Cast – so eine Art Internet-Radio – bei denen sie wohl sehr amüsante Italienisch-Stunden geben. (Natürlich kostenlos) Ich selber habe es mir noch nicht angehört, weil ich nur über eine unglaublich langsame Modem-Verbindung verfüge, aber es ist bestimmt ganz interessant.

Und eben gab’s von mir einen Doppelpack, so wie heute von:

Luuuukaaaas…

PPPPOOOODDDDOOOOLLLLSSSSKKKKIIII !!!!

(Ich hab euch gesagt, der kommt jetzt nur noch halb so gut wie vorher)

San Giovanni

Ich sterbe bald! Es ist wirklich so heiß hier, dass man es kaum noch ertragen kann. Selbst Mena und Lorenzo, die eigentlich an dieses Wetter gewöhnt sein müssten, sagen, dass ihnen das Wetter zu schaffen macht. Heute Nachmittag haben sie sich nur in die abgedunkelte Wohnung gelegt und haben Fernsehen geguckt und geschlafen. Ich blöder deutscher Tourist bin natürlich in die brütende Hitze nach draußen gegangen und habe Deutschland angefeuert! Aber erstmal kommt Freitag!

Gestern bin ich im Schwimmbad gewesen. Hier direkt um die Ecke gibt es ein – wie soll ich sagen – Freizeitgelände. Dort gibt es eine Sporthalle, in der man Fußball und Tennis spielen kann, ein Bocciodromo (Boccia- Bahnen), eine Muckibude, einen kleinen Park, und eben auch ein kleines Schwimmbad, in dem im Sommer abends auch ein Open-Air-Kino stattfindet (Das werde ich wohl nächste Woche mal austesten). Das Gelände ist vielleicht so groß wie ein Häuserblock und auch mitten im Viertel, aber trotzdem sehr einladend und gemütlich. Das Schwimmbad hat nur ein Becken, also bin ich nicht viel geschwommen, aber ich hab mir ein schönes schattiges Plätzchen gesucht, wo ich Musik gehört und gelesen und geschrieben habe. Da war ich dann von fünf bis halb acht, nachdem ich mit Mena und Lorenzo noch eingekauft hatte. Zum Abendessen gab es gebackenen Lachs mit selbst gemachten Pommes Frites und gebratenen Peperoni. Hm! sehr lecker. Meine Tante kann wirklich gut kochen.

Abends hab ich dann noch das Frankreich-Spiel geguckt und bin mit Francesco und ein paar anderen Leuten auf den Piazzale Michelangelo hinauf gelaufen, wo wir etwas getrunken und lange gequatscht haben. Erst nachts kühlt es etwas ab – ich habe während dem Spiel wirklich noch geschwitzt, obwohl ich nur ein dünnes kurzes Hemd und Sandalen anhatte – so dass man wieder etwas wacher und aktiver wird. Deshalb sind auch die kleinen Kinder noch sehr lange wach und spielen draußen. Um zwei haben dann alle Kioske zugemacht und wir sind in die Stadt weitergelaufen, wo aber auch schon alles zu war. Also wieder McD, weil ich Hunger und vor allem Durst hatte. Und so gab es nur zwei Hamburger und nen großen Eistee. Lieber wären mir natürlich ein Panino und ein Wodka-Lemon gewesen, aber man kann eben nicht immer alles haben. Wir hätten natürlich noch in die Disko gehen können, aber die Leute sind wie gesagt schon etwas älter und wollten dann doch mal ins Bett. Francesco hat mir aber versprochen mal mit mir in eine der Diskos in den Cascine zu gehen. Vielleicht nächstes Wochenende…

Heute gab‘s auch keine Disko, deswegen bin ich auch noch schnell am Compi. Heute ist nämlich San Giovanni, das Fest des heiligen Johannes (Täufer oder Evangelist? Ich weiß es nicht), dem Stadtpatronen von Florenz. Der größte Feiertag im Jahr für die Florentiner. Dementsprechend voll war die Stadt. Fast eine halbe Stunde kam ich zu spät zur Leinwand (nachdem ich fast bis um zwei geschlafen hatte) und verpasste somit die beiden wunderschönen Tore von uns Prinz Poldi. Der spielt wirklich von Spiel zu Spiel besser. Wer weiß, vielleicht wird der noch Torschützenkönig und kriegt den goldenen Stollenschuh. Es war mal wieder so heiß, dass ich im nu die anderthalb Liter Wasser und den halben Liter Bier intus hatte, obwohl ich einen schönen Platz im Schatten gefunden hatte. Die Stimmung war auch gut – natürlich bei Weitem weniger als beim Italien-Spiel am Donnerstag – und die wenigen schwedischen Touristen nahmen‘s auch gelassen, während wir Deutschen ausgiebig feierten. Ich hatte übrigens wieder die Gruppe aus der Sprachschule getroffen und der Ösi saß auch wieder in der Nähe, also musste ich nicht alleine jubeln.

Danach gönnten wir uns ein Stück Pizza und ein Sieges-Bier und setzten uns ein bisschen in den Schatten der alten Stadtmauer dort in der Nähe. Die Pizza hatten wir von demselben Forno (Ofen, so nennt sich dieser Pizza- und Brotbäcker), wie nach dem Italien-Spiel. Sie ist wirklich sehr gut und kostet für Florentiner Verhältnisse richtig wenig. Hab diesmal auch ein Foto gemacht. A propos Foto: Ich vergesse andauernd, Fotos zu machen, das tut mir wirklich leid. Ich habe den Apparat fast immer dabei, aber er bleibt meistens in der Tasche. Menno! Aber um auf das Sieges-Bier zurückzukommen. Wir saßen also im Schatten und redeten ein bisschen über die italienische Sprache, da schaute ich auf die Uhr, und musste mit Entsetzten feststellen, dass es schon halb acht war! Ah! Wir waren doch schon um halb neun zur Cena verabredet. Ich hatte ganz vergessen, dass das Spiel ja erst um fünf angefangen hatte – wie sollte es mir auch auffallen, es war heiß wie mittags um zwölf! – und so verabschiedete ich mich schnell und wetzte zur Haltestelle, währenddessen ich meine Tante anrief. Sie nahm es wie immer sehr gelassen, aber ich schaffte es trotzdem irgendwie, schon um viertel nach acht zu Hause zu sein – und ein Mädchen aus Augsburg im Bus kennen zu lernen, die mit ihrem italienischen Barkeeper-Freund seit drei Jahren in Florenz wohnt und hier Restauration studiert. Die Dusche konnte ich mir schenken, dafür war leider keine Zeit mehr, aber für eine Katzenwäsche und einen Klamottenwechsel reichte es noch (Das schöne Deutschland-Trikot war total durchgeschwitzt, obwohl ich es nur auf dem Hin- und Rückweg anhatte; während dem Spiel ging es nur oben ohne).

Zur Cena waren wir bei der Schwester (Cristina) eines guten Freundes (Franco) von Lorenzo eingeladen. Sie wohnt am Rande des Zentrums am englischen Friedhof (zwischen Punkt 3 und 9 auf der Karte) auch in einer Dachwohnung mit riesiger Dachterrasse, auf der auch das üppige Festessen stattfand. Jeder Gast brachte etwas mit (die Mena hatte einen Salat gemacht) und so gab es wie immer reichlich zu essen und auch wie immer viel Obst, Caffè und Limoncello (diesmal die cremige Variante) hinterher. Wir waren ca. 15 Leute, hauptsächlich deren Familie – endlich war auch mal meine Generation vertreten, unter anderem ein Informations-Technik(IT)-Ingenieur) – und wir hatten einen wirklich lustigen Abend hoch über der Stadt, wo wir von Politik bis Liebe alle Gesprächsthemen auf dem Tisch hatten. Höhepunkt des Ganzen war aber das gigantische Feuerwerk zu Ehren San Giovannis, das zwischen zehn und halb elf vom Piazzale Michelangelo abgefeuert wurde. Von unserem Standpunkt aus hatten wir ein tolles Panorama über die illuminierte Altstadt und die riesigen Feuerblumen über ihren Dächern. Ich würde behaupten, dass es noch etwas größer als Rhein in Flammen war, aber zumindest vergleichbar, damit ihr eine Dimension habt. Durch die topographischen Gegebenheiten (Abfeuern von einem Berg) erschien es natürlich noch spektakulärer!

Gegen eins löste sich die Gesellschaft dann allmählich auf und wir fuhren nach Hause. Ich überlegte noch kurz, in die Stadt zu gehen, aber erstens war ich gestern schon sehr lange weg (und wer weiß, vielleicht kann sich Francesco morgen ja von seiner (Ex?-) Freundin Giulia lösen, mit der er heute das romantische Feuerwerk (drinnen oder draußen?) zusammen erlebt hat, und wir fahren wieder ans Meer?), und zweitens wäre ich alleine gewesen, und ich hatte keine Lust, schon wieder nur Amerikaner kennen zu lernen. An die Florentiner kommt man als Außenstehender nicht so einfach ran, sie sind ziemlich distanziert, auch wenn sie eigentlich sehr freundlich sind. Nur über Bekannte (so wie ich mit Francesco) kann man sie kennen lernen. Meine Tante hat mir erzählt, dass sie ganz viele Aktivitäten (Fitness-Studio, Tanzschule, Malkurs…) besucht hat, als sie neu in Florenz war, nur um andere Menschen kennen zu lernen. In Rom wäre das viel einfacher. Da müsste man nur in eine Bar gehen, da lernt man schon ne Hand voll echter Römer kennen. Hier sind es eben nur Amerikaner, die man kennen lernt. Und noch etwas habe ich beobachtet. Es gibt hier keine Singles über zwanzig. Vielleicht später wieder. Aber in meinem Alter geht es einfach nicht, dass man keine feste Beziehung hat. Da ist man lieber mit irgendwem zusammen, als allein zu sein. Für die Italiener war es auch total unverständlich, dass ich seit sieben Jahren alleine wohne, egal ob ich eine Freundin hatte oder nicht. Entweder bei Mama, oder bei einer Frau, aber alleine geht nicht. Wer kocht denn dann bitte schön für mich und kümmert sich um mich? Also, geht nicht!

Francesco, bitte melden, ich will ans Meer! Die Stadt ist viel zu heiß, und ins Schwimmbad geh ich besser unter der Woche, wenn es nicht so voll ist.

Limoncello

Ich habe gestern vor lauter Lampredotto doch tatsächlich den Limoncello vergessen! Also, bevor ich am Mittwoch mit Francesco und seinen Leuten nach Fucecchio gefahren bin, war die Bruna hier, und wir haben zusammen Limoncello gemacht. Zumindest den ersten Schritt. Da haben wir etwa eine Stunde lang da gesessen, und haben 16 Zitronen geschält. Aber man darf nur die wirklich gelben Stücke nehmen, darin liegen nämlich die essenze, also die ätherischen Öle, woraus auch das Aufgussmittel gemacht wird. Das Rezept von der Mena (was ich noch bekomme) sieht 8 Zitronen pro Liter Alkohol vor. Dementsprechend verteilten wir die Zitronenschalen gleichmäßig auf 2 Liter 95%igen Alkohol. Die stellten wir dann in den dunklen Vorratsschrank und da zieht der Alkohol dann 20 Tage lang die essenze aus den Schalen. Danach, also gerade noch rechtzeitig bevor ich wieder fahren muss, kommt noch Zucker – wahrscheinlich ne ganze Menge – und je 1,5 Liter Wasser zum verdünnen hinzu, und fertig ist das köstliche Getränk. Sehr alkoholisch und sehr lecker!

Nach einer erneut durchzechten Nacht habe ich gestern dementsprechend nicht viel hinbekommen. Ich habe mich nach dem allvormittäglichen Frühstück erstmal ausführlich um die Beantwortung eurer doch zahlreichen Emails gekümmert. Es ist schon erstaunlich, dass ich jetzt, wo ich in einem anderen Land bin, einen viel intensiveren Kontakt zu vielen von Euch habe, als wenn ich zu Hause bin. Natürlich mache ich hier viele Dinge nicht, die ich zu Hause gerne tue: Musik, exzessives Computer-Spielen, Arbeiten natürlich, usw… aber ich verspüre schon das Bedürfnis, euch an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Vielleicht ändert sich das, wenn ich wirklich woanders anfange zu leben, und einen Alltag zu haben – aus den USA habe ich in 10 Monaten glaube ich auch nur 2 Briefe nach Deutschland geschrieben und auch nur ein paar Mal angerufen – wer weiß das schon? Che sarà, sarà!

Danach musste ich mich sputen (welch schönes Wort!) um pünktlich zum Anpfiff an der Großleinwand zu sein. Ah, endlich mal ein bisschen italienisches Fußballfieber! Ich erwischte nur noch einen Stehplatz in der prallen Sonne, aber der alimentari mit den gekühlten Getränken war ja zum Glück nicht weit. Viele Florentiner sind direkt von der Arbeit dahin gekommen, und so herrschte echt eine sehr gute Stimmung. (Ich habe endlich mal ein paar Fotos gemacht) Lustigerweise lernte ich in der Halbzeit im alimentari eine Frau aus Halle kennen (sie telefonierte mit einer Freundin auf Deutsch, sagte etwas Lustiges und ich musste lachen), die hier für zwei Wochen und teuer Geld eine Sprachschule besucht. Ich hab mich dann in der zweiten Halbzeit zu den Deutschen aus der Sprachschule auf die Wiese gesetzt. Hinter uns saßen noch ein paar Österreicher – es ist so lustig, einen lispelnden Ösi Italienisch sprechen zu hören („ma lui é sssemo“ – eigentlich scemo) – also doch nicht nur Florentiner da. Nach dem wirklich guten Spiel gab es dann auch mal einen Auto- und Roller- Korso zu sehen. Die Begeisterung hatte sich vorher wirklich ziemlich zurückgehalten. Vielleicht war es erstmal wichtig, dass die Azzurri ins Achtelfinale kommen, bevor die Italiener anfangen mit zu fiebern!

Abends wollte mich Francesco eigentlich noch auf irgendein Konzert mitnehmen, aber ich war echt zu müde, und ich wollte ja auch noch ein bisschen ins Internet. Die Hitze macht mich echt fertig – ich wollte das Brasilien-Spiel eigentlich auch draußen gucken, aber da war ich wirklich zu kaputt für. Eben habe ich in den Nachrichten gesehen, dass die Temperaturen schon wieder um 5 Grad nach oben klettern werden. In Süditalien haben sie schon über 40 Grad im Schatten, bei uns immerhin 33! Auch in der Wohnung haben wir konstant zwischen 25 und 28 Grad und ich kann nachts nur mit eingeschaltetem Ventilator nackt und ohne Decke schlafen. Vorausgesetzt die Mücken lassen mich schlafen. Aber mittlerweile habe ich mich an die alltäglichen Stiche gewöhnt. Nicht nur hier im Zimmer, sondern überall wo nachts noch Licht ist werde ich gestochen. Die Mücken hier kann ich wenigstens töten!

Gleich fahr ich ins Schwimmbad und heute Abend fliegt Frankreich aus der WM raus!

Jetzt aber wirklich

Ja, ich habe sie gefunden! Endlich! Immer hieß es, es müsste dort eine geben, vielleicht an der Piazza della Repubblica, oder schau mal auf dem Piazzale Michelangelo, oder ich habe gehört, dass es eine auf der Piazza Santo Spirito geben soll. Jetzt weiß ich, wo es eine gibt. Die Großleinwand, auf der man wirklich ALLE Spiele der WM sehen kann, steht neben dem alten Stadttor von San Nicolo! (Auf der Stadtkarte unten ist das Punkt Nr. 7) Pünktlich zum entscheidenden dritten Gruppenspiel am Dienstag fand ich sie und konnte mit doch zahleichen deutschen Touristen, anderen stranieri und natürlich auch ein paar Einheimischen den großartigen Sieg der Squadra Tedesca verfolgen. Und natürlich endlich auch einmal ein Tor von uns Prinz Poldi. Schade, dass ich hier kein deutsches Fernsehen gucken kann. Ich hätte zu gerne seinen Kommentar gehört. („Der Vollidiot von Torwart, ne?“, „Egal ob gegen Ecuador oder Schweden, Hauptsache das Netz wackelt!“) Jetzt eben war ich wie angekündigt beim Italien-Spiel. Endlich mal eine vernünftige Partie der Azzurri. Und Ghana ist auch weiter! Das freut mich wirklich. Die haben mir gegen Tschechien richtig gut gefallen. Das Spiel der Ghanesen heute konnte ich nicht sehen. Die Italiener halten nicht viel von Konferenzschaltung oder Zusammenfassung hinterher. Der Kommentator hat zwischendurch nur die Tore genannt und nachher oder in den Nachrichten zeigen sie auch nur die Tore. Aber ich erzähle erstmal von Dienstag und Mittwoch.

Ach so, à propos Stadtkarte. Ich habe mir eine Stadtkarte von Florenz aus dem Internet herunter geladen, und darauf ein paar nennenswerte Punkte markiert. Also nicht so sehr die Sehenswürdigkeiten, sondern eher die Orte, von denen ich schon mal berichte. Dann könnt ihr viel leichter meine Wege hier mit verfolgen.

1. Unser Haus, von hier beginnen alle meine Trips

2. Die Cascine, wo ich joggen gehe und wohl auch ein schönes Schwimmbad sein soll

3. Der Hauptbahnhof (Santa Maria Novella, oder kurz S.M.N.), direkt daneben die Fortezza

4. Die historische Altstadt mit allen möglichen Sehenswürdigkeiten: Der Dom, der unbedingt größer sein musste als der in Siena, die Uffici, in denen sehr viele Werke von Michelangelo und anderen berühmten Künstlern stehen (unter anderem der David) mit Notgang über die Ponte Vecchio bis in den Palazzo Pitti (Nr.8), worüber die damaligen Herrscher (ich glaube das waren die De Medici) zur Not fliehen konnten (aber das lest ihr am besten alles in einem guten Stadtführer (Heil, mein… ach nein, das darf ich gar nicht sagen; die Leute, die diesen Insider nicht kennen, bitte nichts Falsches von mir denken!) nach, da steht das alles richtig drin)

5. Das „wahre“ Zentrum (wie Francesco sagt) um die Kirche und die Piazza Santo Spirito, mit netten kleinen Bars und Trattorie

6. Der Piazzale Michelangelo hoch über Florenz. Von hier hat man eine super Aussicht über die ganze Stadt

7. Ja, wirklich! Meine heiß ersehnte und endlich gefundene GROSSLEINWAND!

8. Der eben schon erwähnte Palazzo Pitti, wirklich riesig, mit noch größerem Giardino di Boboli, in dem man – gegen ein Eintrittsgeld! – herrliche Spaziergänge machen kann

9. Last but not least, das Stadion auf dem Campo di Marte (Marsfeld). Hier haben wohl schon die Römer Sport getrieben, oder Gladiatoren kämpfen lassen. Hier gibt es auch ein Schwimmbad, das allerdings nicht ganz so schön sein soll.

Also Dienstag habe ich wie erwähnt erst Deutschland und dann später auch England auf Großleinwand angeschaut. Da an der Porta di San Niccolo ist bei den Spielen echt ne super Stimmung. Vor der Leinwand gibt es eine große Wiese, auf die man sich setzen kann und auch einen Kiosk, der allerdings erst abends aufmacht. Nachmittags muss man zwei Straßen weiter in einen kleinen Alimentari gehen, der allerdings auch gekühlte Getränke zu fairen Preisen verkauft. Da trinkt man dann auch gerne mal ein Bierchen mehr…

Ansonsten gab es nicht viel. Nach der durchzechten Nacht hab ich wie immer auf der Terrasse gefrühstückt… Ach so, doch: Ich habe meine Prepaid-Karte aufgeladen. Die anfänglichen 5 Euro neigten sich dem Ende entgegen. Eine SMS kostet immerhin 15 Cent, eine Minute wie gesagt 19 Cent. Ich erhielt also eine Nachricht von TIM, dass ich nur noch 1 Euro Guthaben hätte, und wenn ich innerhalb von 24 Stunden eine 25-Euro-Karte kaufen würde, ich 48 Frei-SMS erhalten würde. Das klang gut, und ich ging in ein Geschäft, um eine 25-Euro-Karte zu kaufen. Die gibt es aber nicht, sondern – jetzt haltet euch fest – nur eine für 30 Euro mit 25 Euro Guthaben! Bitte? Ich soll 5 Euro extra abdrücken? Das sind 20%! Bei 8 Euro sogar 25%. (Die kostet 10 Euro) Na ja, wenigstens 48 Frei-SMS. (Im Wert von 7,20 Euro) Ich schreib eh mehr SMS als das ich anrufe, da ist das schon in Ordnung. Und weil ich jetzt schon Bilder hab, hier ist auch die RicariCard:

Kneipentour

Also, letzte Nacht! Wir kamen erst spät von der Bruna nach Hause, und so waren den ganzen Abend über die Fenster geschlossen gewesen. Dementsprechend stand die heiße Luft in der Wohnung, und wir machten alle Fenster zum Schlafen auf. Aber mit der kühlen Luft kamen natürlich auch – na? – die Mücken. Vier Stück an der Zahl nur in meinem Zimmer! Eine noch dazu im Bad und noch ein paar andere in der Wohnung verteilt. In dieser Nacht sollte die blutigste Schlacht von Florenz geschlagen werden. Der Schaden auf meiner Seite hielt sich in Grenzen, der Feind jedoch wurde vernichtend geschlagen. Um fünf Uhr morgens erst sollte ich den wohlverdienten Schlaf des tapferen Ritters schlafen. Mena und Lorenzo haben das Ganze gar nicht mitbekommen. Ich glaube Italiener werden generell nicht gestochen. Die Mücken stehen scheinbar eher auf das süße deutsche Blut…

Ich habe endlich einen APS-Film für meinen Fotoapparat gefunden. Beim superottico (dem Super-Optiker). Jetzt mach ich immer schön Fotos von den Orten, an denen ich mich aufhalte und werd die auch ins Netz stellen. Abends war ich mal wieder joggen und nach dem Spanien-Spiel (schade, dass Tunesien das 1:0 nicht halten konnte) hatte ich Lust auf ne Kneipentour. Die Christiane hatte mich auf die Idee gebracht.

Ich ging erst in eine Szene-Bar an der Piazza del Carmine, die mir Francesco empfohlen hatte. Hatte ich gesagt, 4,50€ für ein Bier wären unsportlich? Was haltet ihr von sechs Euro? Unglaublich! Na ja, war eh nicht viel los da. Ein bisschen Schiki-Micki-Publikum, die sich auf Französisch unterhielten, obwohl kein einziger aus Frankreich kam (très chic) und ein paar Pärchen, die wie ich das laue Wetter genossen. So zog ich weiter in ein Irish Pub, wo ganz ordentlich Stimmung herrschte. Dort lernte ich eine Gruppe Amerikaner kennen, die für ein paar Wochen in Florenz verschiedene Kurse (Geschichte, Fotografie, Kunst etc.) belegen, um Credits für ihr Studium zu sammeln und das dann prima mit Urlaub verbinden können. Ein Mädchen fragte mich direkt, ob ich ein bisschen Kraut hätte. Ihr müsst wissen, dass die Amerikanischen Jugendlichen ziemlich viel kiffen. Sie denken, nur weil es in Holland legal ist, wäre es überall in Europa legal. Für sie ist Europa ein einziges Land und London die Hauptstadt, oder war es Paris? Oder Berlin? Nein Rom, oder? Obwohl, ein paar Amerikaner wussten ziemlich gut Bescheid. Vielleicht kommt es drauf an, ob sie vom Land oder aus der Stadt kommen. Die Texaner schienen auf jeden Fall am wenigsten gebildet zu sein. Mit der Gruppe zog ich auf jeden Fall noch ein bisschen durch die Stadt, holte mir beim McD am Bahnhof noch drei Hamburger (warum kosten Cheeseburger bitte 1,50?) und wanderte so gegen halb drei nach Hause.

Und heute hat mich dieser blöde innere Wecker schon wieder pünktlich viertel nach zehn aus meinen süßen Träumen gerissen!

Am Meer

Ein unglaublich schöner Tag. Francesco hat mich gegen elf abgeholt – er war um halb zwölf da. Bei den Italienern ist es nämlich so: Man sagt nicht: „Ich hol‘ dich um elf ab“, man sagt: „Ich hol‘ dich mehr oder weniger um elf ab.“ (Ti prendo alle undici, più o meno.) Also hab ich in Ruhe noch meinen Milchkaffee getrunken und mein Schoko-Müsli gegessen und dann sind wir gefahren. Na ja, erstmal sind wir noch in Florenz an einen Auto-Grill gefahren, damit der Francesco seinen zweiten Caffè trinken und seine ich-weiß-nicht-wie-vielte Zigarette rauchen konnte. Ich hab mich mit ner Cola begnügt.

Von Florenz bis zum Meer sind es knapp 100 km. Bei Empoli (eine Viertelstunde von Florenz) wurde angezeigt, dass auf dem Weg nach Pisa eine Baustelle sei und es dort ca. 7 km Stop-and-Go geben wird. Also sind ALLE Italiener inkl. uns eine Ausfahrt vorher raus gefahren, um die Stelle zu umfahren. Mit dem Resultat, das wir ungefähr 10 km Stop-and-Go hatten. Wieder auf der Bundesstraße zurück – die Autobahn muss man schließlich bezahlen – riefen dann die beiden Freundinnen von Francesco an. Sie waren mittlerweile auch unterwegs und so verabredeten wir uns an einem weiteren AutoGrill kurz vor Pisa. Da es auch schon kurz vor eins war, aßen wir ne Kleinigkeit und fuhren dann weiter Richtung Meer.

Dummerweise sagte ich, dass ich nach dem Essen einen Caffè vertragen könnte – ich hatte da an eine nette Strandbar gedacht – und so fuhren wir umgehend in die nächste Bar. Es ist unglaublich, wie viel man in Deutschland für Kaffee bezahlt. Mal abgesehen von den Touristenzonen in den großen Städten zahlt man hier maximal einen Euro für einen Cappuccino. Dort zahlte ich nur 85 Cent! Und der schmeckt hier richtig gut. Mit aufgedampfter Milch und frisch gemahlenem Espresso.

Endlich Meer. Nach ein paar Runden, um einen kostenlosen Parkplatz zu finden, fanden wir ein schönes Plätzchen an einem öffentlichen Strand. Der größte Teil der Küste ist nämlich in privater Hand. Hier reihen sich tausende Sonnenschirme und Strandliegen, die man für teuer Geld mieten kann – wo dann allerdings nur eine handvoll Menschen liegen. Nur alle paar hundert Meter gibt es kleine Abschnitte, die zur freien Verfügung stehen. Na, wenigstens kann man die ganze Küste entlang am Meer spazieren gehen. Da lob‘ ich mir doch Sardinien. Da gibt es die schönsten Strände noch völlig unberührt, höchstens ne Strandbar mit Dusche gibt es da.

Die eine Freundin – Sylvia – stellte sich als Francescos romanzata heraus. Also muss ich nicht weiter spekulieren. Wir verbrachten einen sehr gemütlichen Nachmittag am Strand. Viel Sonne, Baden, Lesen, ein Eis, ein ausgiebiger Spaziergang und viel Faulenzen. Ich merke mal wieder, dass man eine Sprache wirklich am besten im Land selber lernt. Wo lernt man sonst so schöne Worte wie una canna (ein Joint) oder il ex-marito (der Ex-Ehemann), oder so schöne Sprichwörter wie un cavallo donato non si guarda nella bocca (Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul)?

Die beiden Mädels ließen wir dann am Strand zurück, schließlich wollten wir das Italien-Spiel gucken. Nach einer unaufregenden Rückfahrt, die ich schlummernd auf dem Beifahrersitz verbrachte – die Sonne und das Meer machen ganz schön müde – brachte mich Francesco nach Hause, wo ich schnell duschte und mir noch zwei Brote und was Süßes rein pfiff. Ich hatte mächtig Kohldampf und hoffte, dass es bei Francescos Freunden noch ein paar Chips zum Knabbern geben würde. Francesco holte mich dann kurz vor neun ab, und wir düsten über ausgestorbene Straßen zu unseren Gastgebern. Wo hatte ich gedacht, dass ich bin? Warum hatte ich diese beiden Brote gegessen? Wir waren zwar nur zum Fußballgucken verabredet, aber die Gastgeber – auch Arbeitskollegen von der Bruna – hatten ne kleine Party draus gemacht und es gab natürlich all die bekannten piatti: Salat, Nudeln, gefüllte Teigtaschen, süßes Gebäck mit Ananas und einen Likör zum abrunden. Und Chips natürlich auch. Ach so, und Fußball gab es übrigens auch. Italien hat miserabel gespielt und den USA ein Unentschieden geschenkt.

Francesco

Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Heute war echt ein erlebnisreicher Tag. Eigentlich wollte ich von den vielen Schwulen in den Cascine erzählen, aber dann saß so einer beim Abendessen direkt neben mir und wird mir in den nächsten vier Wochen Italienisch beibringen! Na gut, ich mach das ganze mal ein bisschen chronologisch!

Gestern Abend habe ich mich also auf den Weg zur versprochenen Großleinwand gemacht. War leider wieder Fehlanzeige. Auf dem Platz vor Santo Spirito gab es nur eine Bühne für Live-Musik. Hm, nicht so ganz, was ich gesucht hatte. Aber auf dem Weg dorthin lief ich an einem Irish Pub vorbei, das das Spiel zeigte. Das war nur ein paar hundert Meter entfernt, direkt zwischen Ponte Vecchio und Santo Spirito und nannte sich verheißungsvoll “Friends“. Das Bier gab es allerdings nicht zum Freundschaftspreis, sondern 0,4 Liter für unsportliche 4,50€. Da musste ich erst einmal schlucken. Ich stellte mich an einen Tisch zu einem Pärchen so um die dreißig, die, wie sich herausstellte, aus Polen kamen und gut deutsch sprachen. Im Laufe des Spiels merkte ich schnell, dass die anderen Trinkgenossen alle fast ausschließlich aus Deutschland kamen. Selbst das Pärchen an meinem Tisch wohnt in Hannover. Na ja, die Armen mussten in der letzten Minute alle WM-Hoffnungen der Polen platzen sehen. Und das obwohl der polnische Torwart doch so gut gehalten hatte und so ein drei oder sogar vier zu null verhindert hatte. Nach dem Spiel war dann leider mein Kleingeld ausgegeben. Ich nehme immer nur ein paar Euro mit in die Stadt, weil ich doch ein bisschen Respekt vor Taschendieben hab. Die Stadt ist schon ziemlich voll von Menschen – ist schließlich gerade Hauptsaison – und da muss man ein wenig vorsichtig sein. Von den anderen Deutschen hab ich erfahren, dass auf dem Piazzale Michelangelo hoch über der Stadt wohl tatsächlich eine Großleinwand stehen soll. Na, ich bin gespannt!

Mena und Lorenzo waren gestern Abend im Theater und kamen erst recht spät, sogar nach mir zurück, obwohl heute in Italien kein Feiertag war. Die Mücke hat gestern aus dem Waffenstillstand scheinbar eine bedingungslose Kapitulation gemacht. In der Nacht gab es jedenfalls keine Zwischenfälle mehr. Erst heute Abend auf der Terrasse wurde ich erneut gestochen. Mein innerer Wecker funktioniert prima. Obwohl die Sonne schon ziemlich früh von der Terrasse in mein Zimmer scheint, weckt er mich erst so gegen zehn, halb elf. Eine perfekte Zeit, um aufzustehen. Heute hab ich mir zum Mittagessen ein paar Tortiglioni mit Menas leckerer Tomatensoße von gestern Abend gemacht und auf der Terrasse mit angenehmem Chill- House verdrückt. Lorenzo kam schon so gegen zwei von der Arbeit und fuhr kurz darauf weiter zu seiner Mutter, die schon 93 Jahre alt ist (!) und ab und zu ein bisschen Hilfe gebrauchen kann. Die Mittagshitze hier ist einfach unerbärmlich, und so blieb ich dann auch bis kurz vor vier in der Verhältnismäßig kühlen Wohnung und schrieb ein bisschen für unser Rollenspiel.

Ich hatte mir vorgenommen, heute eine Prepaid-Karte von der italienischen Telekom für mein Handy zu kaufen, weil meine Eltern die auch von denen haben, aber das war leider nicht so ganz einfach. Die kleinen Läden hatten alle von eins bis um vier Mittagspause, aber so genau mit der Zeit nimmt das hier niemand, und so hatten die Geschäfte alle um kurz nach vier noch geschlossen. Da es aber noch viel zu heiß zum draußen warten war, ging ich in den großen Oviesse an der Piazza hier im Viertel, der keine Mittagspause macht, und schaute mir ein paar Oberteile an. Eigentlich wollte ich mir noch nichts kaufen, weil ich ja noch ein bisschen hier bin, aber da gab es ein Hemd, das musste ich einfach anprobieren, und so bin ich froh, dass ich mit zwei nicht ganz vollen Taschen angereist bin. Da wird sicherlich noch mehr folgen. Um viertel nach Vier hatten dann die Läden auf, nur leider verkaufte der eine Telefonladen nur Vodafone und der zweite nur Wind, aber die Dame sagte mir zum Glück, wo ich einen Laden finden würde, der auch TIM (Telecom Italia Mobile oder so ähnlich heißt das) verkauft. Aber der hatte leider auch um kurz vor halb fünf noch nicht offen, und so kaufte ich mir eine Flasche Cola im Tabacchi nebenan und wartete in der immer noch prallen Sonne auf den Ladenbesitzer. Als der halbe Liter bereits wieder ausgeschwitzt, der werte Herr um kurz vor fünf immer noch nicht anwesend und meine Füße schon von Verbrennungen fünften Grades gezeichnet waren, entschloss ich mich dann doch, wieder nach Hause zu gehen.

Meine Tante, die inzwischen auch von der Arbeit gekommen war, nahm mich mit zum Einkaufen in den COOP um die Ecke. Dort kauften wir die Zutaten für den Festschmaus heute Abend und ein paar Köstlichkeiten für mich: Schoko-Müsli, gefüllte Croissants und Nutella fürs Frühstück. Im COOP haben die ein interessantes System. Wenn man sich registrieren lässt, kann man am Eingang ein kleines Gerät ausleihen, mit dem man die Waren direkt beim Einladen in den Einkaufswagen scannt. So sieht man direkt, wie viel man zahlen muss und an der Kasse gibt man einfach das Gerät ab und zahlt den Einkauf, den man bequem im Wagen lassen kann. Kontrolliert wird das wohl nur durch Stichproben.

Nach dem Einkauf bin ich dann zum ersten Mal Laufen gegangen. Mena hatte mir hierfür die Cascine empfohlen, ein großer Park direkt am Arno und ca. 3 km von der Wohnung hier entfernt. Die Cascine sind ein bekannter Treffpunkt für Homosexuelle, und so liefen mir dutzende gut gebaute, absolut stylische junge Bengel entgegen, die hier scheinbar auf Beutezug waren. Na ja, vielleicht waren die nicht alle schwul, und das ist nur ein italienisches Phänomen, denn selbst die vielen Frauen, die sich dort sportlich betätigten waren im neuesten Trend. Überall sah man nur Muskelshirts (wenn überhaupt), bauchfreie Sport-Tops, hochgebundene Sporthosen, MP3-Player um den Oberarm und wirklich jeden zweiten Sportler mit Handy in der Hand oder Bluetooth im Ohr am Telefonieren. Unglaublich! Da bin ich als Normalo richtig aufgefallen, mit 0-8-15- Laufdress und vier Jahre altem MiniDisk-Spieler. Und ein Tempo hatten die drauf! Selbst die alten Opas (auch größtenteils mit Handy) zogen mich locker ab. Na gut, die sind wahrscheinlich auch die Hitze gewohnt, die trotz sieben Uhr abends immer noch über den Straßen flimmerte.

Bruna (die Cousine meines Vaters) und Mario (ihr Mann), die heute zum Abendessen kamen, wohnen direkt gegenüber den Cascine am anderen Arno-Ufer. Mena hatte arrangiert, dass ich nicht durch die versmogte Stadt zurücklaufen musste und von den beiden mitgenommen wurde. So war ich das erste Mal bei ihnen zu Hause und genoss eine kühle Dusche mit Arno-Blick. Wirklich sehr nette Wohnung….

Ich merke schon, heute wird‘s viel!

Zur Cena kam auch noch Francesco, der junge Mann, der mir in den nächsten Wochen Italienisch beibringen wird. Moment, habe ich junger Mann gesagt? Der ist ja schon ein alter Sack. Ich dachte, der wär‘ ein Student! Dabei ist er ein ehemaliger Arbeitskollege von der Bruna und fast genauso alt. Na, die beiden verstehen sich jeweils prächtig. Meines Erachtens ist er hochgradig schwul und erinnert mich stark an einen Professor des Bauingenieurwesens in Köln. Aber ich will mich nicht beschweren, der macht ‘nen sehr sympathischen Eindruck. Am Samstag will er mich mit ein paar seiner Freunde ans Meer mitnehmen und danach mit uns Italien auf Großleinwand gucken. Klingt doch gut.

So saßen wir sechs also auf der Terrasse mit Domblick (Nee, nee Marie, ist das nicht schön! … Fehlt bloß noch vom Balkon, die Aussicht auf den Dom) und ließen es uns gut gehen. Bruna hatte den Primo Piatto „Pasta con Sugo alle Verdure“ mitgebracht, und Mena den Secondo „Schnitzel e Fenchel fritti con Zucchine al forno“ und den Terzo „Pesce à vino biancho e torta di fragole“ vorbereitet. Dazu gab‘s Vino Rosso und hinterher einen Limoncello und einen Caffè. In Italien gehört Essen zum Leben dazu und man isst nicht einfach irgendwie. Selbst gestern beim Abendessen zu dritt fragte mich die Mena, ob ich wirklich schon nach dem Primo Piatto (Pasta) genug hätte und war erst zufrieden, als ich noch etwas Mozzarella und Salame gegessen hatte. Als ob in Deutschland jemand fragen würde, ob man wirklich schon nach den Nudeln genug hätte und ob man den Hauptgang wirklich verschmähen wollte.

So sieht‘s aus! Jetzt hab ich fast zwei Stunden geschrieben und es ist schon Freitag. Noch ein bisschen Lesen und dann bis um zehn pennen. Ich freu mich auf die kommende Zeit! Gute Nacht!

Ankunft in Florenz

Der erste Tag! Gestern Abend bin ich in Pisa angekommen. Wie der Pilot prophezeit hatte, war es dort recht frisch. Windige 20 Grad wehten mir am Flughafen entgegen. Da bekam ich gleich Angst, meinen einzigen Pullover einem vierwöchigen Härtetest unterziehen zu müssen. Nach einer Stunde Zugfahrt in Florenz angekommen konnte ich diesen Gedanken allerdings schnell wieder verwerfen. Die Hitze der Großstadt traf mich wie ein Schlag, als ich aus dem klimatisierten Zug ausstieg. Am Bahnhof warteten schon Mena und Lorenzo auf mich. Als wir so durch die Stadt fuhren, merkte ich gleich, welche baulichen Veränderungen es in der letzten Zeit auf den Florentiner Straßen gegeben hat.

Obwohl ich fast schon zwei Jahre nicht mehr in Florenz war, fühle ich mich hier wie zu hause. Die Wohnung, das Gästezimmer, die Terrasse auf der ich heute gefrühstückt habe und das ganze Leben hier sind mir schon jetzt sehr vertraut. Auch mit meinem Italienisch klappt es besser als erwartet. Aber meine Tante gibt sich ja auch wie immer große Mühe mich zu verstehen und langsam und deutlich zu sprechen, so dass ich sie auch verstehen kann. In der Stadt war das schon etwas schwieriger.

Heute habe ich natürlich erst einmal lange ausgeschlafen. Gestern war ich so müde, dass ich gleich nach dem Brasilien-Spiel und einem kurzen Telefonat mit meiner Familie ins Bett gegangen bin. Meine Tante hatte mich noch vor Stechmücken gewarnt – sehr wohl erinnerte ich mich an den vorvergangenen Sommer, da war auch schon ein Biest in meinem Zimmer. Als ob sie mitbekommen hätte, dass süßes deutsches Blut eingetroffen war, stürzte sie sich unerbärmlich auch meine zarte, noch ungebräunte Haut und stach mich viermal bevor ich gegen Mitternacht vom Juckreiz erwachte. Zweimal entdeckte ich das Miststück, verfehlte es aber beide Mal mit den Händen. Den Schlappen traute ich mich nicht zu benutzen. Nebenan schliefen schließlich meine Gastgeber und letztes Mal hinterließ ich schon einen schönen Abdruck an der Wand. So einigten wir uns auf einen Waffenstillstand und ich konnte ungestochen bis um Elf ausschlafen. Aber ich schwöre, ich werde dich töten!

Nach einer frischen Dusche (Warmwasser kommt immer noch nur in Schüben) richtete ich mich erstmal in meinem Zimmer ein. Bisher war ich hier immer nur im Urlaub, jetzt werde ich auch mal den Alltag mitmachen. Gegen zwölf kam die rumänische Putzfrau mit ihrer Tochter. Die war ein bisschen unsicher in meiner Gegenwart, und so mache ich mir einen leckeren Cappuccino (der schmeckt hier irgendwie immer besser als in Deutschland, obwohl ich exakt die gleichen Zutaten benutze) und ein kleines Frühstück, das ich in der prallen Mittagssonne auf der Terrasse mit Blick auf die Altstadt inklusive Dom und Uffizien genoss. Um die beiden nicht weiter zu stören, machte ich eine kleine Runde hier im Viertel und kaufte ein paar Kleinigkeiten. Danach machte ich mich auf den Weg in die Stadt, um eine Bar aufzutreiben, die das Spanien-Spiel zeigt. Hier scheinen nur ein paar wenige Spiele im öffentlichen Fernsehen übertragen zu werden. Die anderen Partien laufen nur im Pay-TV. Aber Bar mit Fußball war in der Altstadt absolute Fehlanzeige. Erst als ich wieder fast zu Hause war, entdeckte ich eine kleine Bar hier im Viertel, die einen großen Fernseher aufgestellt hatte. Aber da hatte Spanien schon alle vier Tore geschossen. Aber so hatte ich einen schönen zweistündigen Spaziergang durch das heiße Florenz und ein Stück leckere toskanische Pizza Prosciutto. Also an alle WM-Muffel: Ab nach Florenz mich besuchen kommen!

Gerade sind Mena und Lorenzo von der Arbeit wiedergekommen, während ich bei Café del Mar- Musik an Menas Laptop sitze und diese Zeilen schreibe. Jippie, das Deutschland-Spiel wird an der Piazza Santo Spirito auf Großleinwand übertragen! Also, DFB-Trikot an und Klinsis Jungs anfeuern. G‘winne welle!