Ankunft in Florenz

Der erste Tag! Gestern Abend bin ich in Pisa angekommen. Wie der Pilot prophezeit hatte, war es dort recht frisch. Windige 20 Grad wehten mir am Flughafen entgegen. Da bekam ich gleich Angst, meinen einzigen Pullover einem vierwöchigen Härtetest unterziehen zu müssen. Nach einer Stunde Zugfahrt in Florenz angekommen konnte ich diesen Gedanken allerdings schnell wieder verwerfen. Die Hitze der Großstadt traf mich wie ein Schlag, als ich aus dem klimatisierten Zug ausstieg. Am Bahnhof warteten schon Mena und Lorenzo auf mich. Als wir so durch die Stadt fuhren, merkte ich gleich, welche baulichen Veränderungen es in der letzten Zeit auf den Florentiner Straßen gegeben hat.

Obwohl ich fast schon zwei Jahre nicht mehr in Florenz war, fühle ich mich hier wie zu hause. Die Wohnung, das Gästezimmer, die Terrasse auf der ich heute gefrühstückt habe und das ganze Leben hier sind mir schon jetzt sehr vertraut. Auch mit meinem Italienisch klappt es besser als erwartet. Aber meine Tante gibt sich ja auch wie immer große Mühe mich zu verstehen und langsam und deutlich zu sprechen, so dass ich sie auch verstehen kann. In der Stadt war das schon etwas schwieriger.

Heute habe ich natürlich erst einmal lange ausgeschlafen. Gestern war ich so müde, dass ich gleich nach dem Brasilien-Spiel und einem kurzen Telefonat mit meiner Familie ins Bett gegangen bin. Meine Tante hatte mich noch vor Stechmücken gewarnt – sehr wohl erinnerte ich mich an den vorvergangenen Sommer, da war auch schon ein Biest in meinem Zimmer. Als ob sie mitbekommen hätte, dass süßes deutsches Blut eingetroffen war, stürzte sie sich unerbärmlich auch meine zarte, noch ungebräunte Haut und stach mich viermal bevor ich gegen Mitternacht vom Juckreiz erwachte. Zweimal entdeckte ich das Miststück, verfehlte es aber beide Mal mit den Händen. Den Schlappen traute ich mich nicht zu benutzen. Nebenan schliefen schließlich meine Gastgeber und letztes Mal hinterließ ich schon einen schönen Abdruck an der Wand. So einigten wir uns auf einen Waffenstillstand und ich konnte ungestochen bis um Elf ausschlafen. Aber ich schwöre, ich werde dich töten!

Nach einer frischen Dusche (Warmwasser kommt immer noch nur in Schüben) richtete ich mich erstmal in meinem Zimmer ein. Bisher war ich hier immer nur im Urlaub, jetzt werde ich auch mal den Alltag mitmachen. Gegen zwölf kam die rumänische Putzfrau mit ihrer Tochter. Die war ein bisschen unsicher in meiner Gegenwart, und so mache ich mir einen leckeren Cappuccino (der schmeckt hier irgendwie immer besser als in Deutschland, obwohl ich exakt die gleichen Zutaten benutze) und ein kleines Frühstück, das ich in der prallen Mittagssonne auf der Terrasse mit Blick auf die Altstadt inklusive Dom und Uffizien genoss. Um die beiden nicht weiter zu stören, machte ich eine kleine Runde hier im Viertel und kaufte ein paar Kleinigkeiten. Danach machte ich mich auf den Weg in die Stadt, um eine Bar aufzutreiben, die das Spanien-Spiel zeigt. Hier scheinen nur ein paar wenige Spiele im öffentlichen Fernsehen übertragen zu werden. Die anderen Partien laufen nur im Pay-TV. Aber Bar mit Fußball war in der Altstadt absolute Fehlanzeige. Erst als ich wieder fast zu Hause war, entdeckte ich eine kleine Bar hier im Viertel, die einen großen Fernseher aufgestellt hatte. Aber da hatte Spanien schon alle vier Tore geschossen. Aber so hatte ich einen schönen zweistündigen Spaziergang durch das heiße Florenz und ein Stück leckere toskanische Pizza Prosciutto. Also an alle WM-Muffel: Ab nach Florenz mich besuchen kommen!

Gerade sind Mena und Lorenzo von der Arbeit wiedergekommen, während ich bei Café del Mar- Musik an Menas Laptop sitze und diese Zeilen schreibe. Jippie, das Deutschland-Spiel wird an der Piazza Santo Spirito auf Großleinwand übertragen! Also, DFB-Trikot an und Klinsis Jungs anfeuern. G‘winne welle!

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