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11.11 die 2te und BEANIA

So, bin wieder unter den Lebenden. Ich glaube, je kälter es wird, desto mehr Alkohol konsumieren die Menschen hier…

11.11. Teruyuki, Adam, Dasha und Antonio in meinem Zimmer; Flurszenen

Der Abend am 11.11 war wirklich noch sehr lustig. Gegen neun hatte ich wieder einen Lautsprecher auf den Flur gestellt, und nur wenig später kamen die Leute aus ihren Zimmern und wir machten mal wieder ein gemütliches Sit-In auf dem Korridor. Am Abend waren es dann auch noch ein paar andere Leute, die Vormittags keinen Bock auf feiern gehabt hatten. Und alle brachten etwas mit. Sozusagen als Revanche für mein spendiertes Bier vorher. Die Nacht wurde immer länger, die Stimmung war gut, wir tranken gemäßigt und dann sagte die nette Pförtnerin mal wieder Hallo. Sie kam dreimal nacheinander und wir verständigten uns schließlich darauf, die Musik ganz auszumachen. Doch selbst unsere Gespräche im Flur waren einem Mädel auf unserem Gang – das wir noch nie zuvor gesehen hatten – zu laut, und sie kam heraus und ging, ohne ein Wort zu sagen nach unten. Wenig später kam die Pförtnerin mal wieder vorbei, um uns mitzuteilen, dass dieses nette Mädel gerade die Polizei gerufen hatte. Bitte? Hatte die Angst, mit uns zu kommunizieren? Wir waren doch nicht gefährlich und auch nur leicht angeheitert. Und außerdem hatten wir auch Mädels dabei… Na ja, die beiden wirklich freundlichen Ordnungshüter kamen vorbei, sagten uns Gute Nacht, und verschwanden schnell wieder, nachdem wir den Flur geräumt hatten und in unsere Zimmer gegangen waren. Egal, war eh schon halb fünf…

11.11. Noch mehr Flurszenen

 

BEANIA: 3 slowakische Köstlichkeiten, Pavol, (?), Teruyuki und (?) sind Fit For Beania

Dienstag war es dann soweit: Das lang ersehnte BEANIA. Der Studenten-Ball der Fakultät für Bauingenieurwesen im Studentenwohnheim Bernolak. Die schnellsten Leute bekamen eins der heiß begehrten Tickets für den Ball inkl. Dinner, die anderen – so wie ich – nur für den Ball. Aber ich glaube, ich habe nichts verpasst. Es gab keine besonderen kulinarischen Köstlichkeiten.

BEANIA: Teru, Peter und Boro(vicka), Traditionelles und aktuelles Tanzkleid

Also zog ich mir Anzug und Krawatte an und machte mich gegen neun (wie immer) auf in die Aula unserer Wohnstätte. Dort hatte ich kaum Zeit, die sehr ansehnlichen slowakischen jungen Damen zu begutachten, denn ich wurde direkt von Michal (BauFak) abgefangen, der mich wieder in sein Zimmer schleppte, um mit mir eine Flasche Vodka zu vernichten. So schnell kann es gehen…

Boro tanzt mit seiner Frau (!); KOMM AUF’S BEANIA!

Gut angetrunken gingen wir feiern… Es gab ein sehr abwechslungsreiches Programm: Traditionelle slowakische Tanzgruppen lösten sich ab mit den slowakischen Superstars – ja, die Sendung gibt es hier auch – und Walzer-Einlagen. Zwischendurch gabs eine Tombola, bei der ich leider nichts gewann und hin und wieder legte auch mal ein DJ zeitgenössische Tanzmusik auf. Das ganze natürlich begleitet von Trinkpausen und frische-Luft-schnappen vor der Tür. Ein sehr gelungener Abend…

Wasserpfeife und 11.11.

Oh mein Gott, bin ich fertig…

Aber erst mal Vorgestern: Vorgestern hatte mein Zimmergenosse Daniel einen Beton-Tag. Den hatten wir auch schon in Köln an der FH. Da kommen ganz wichtige Leute und erzählen von den neuesten technischen Entwicklungen in der Beton-Technologie. Sehr spannend!

Daniel zieht an der Wasserpfeife, Lucia und Slovan (?)

Auf jeden Fall kam der Daniel irgendwann am Donnerstag spät abends vom Beton-Tag nach Hause und sagte mir, dass er noch zu ein paar anderen Massiv-Bauern gehen wollte, um diesen Tag ausklingen zu lassen, und ob ich nicht Lust hätte, mitzukommen. Was für eine Frage… Weit mussten wir zum Glück nicht. Die Jungs wohnten nur ein paar Zimmer weiter. Und die hatten im Flur schon eine schöne Wasserpfeife mit Kirsch-Tabak aufgebaut. Hmm…. lecker! Dazu gab es Bier und Rotwein, ein bisschen Schoki und lustige Gespräche auf Slowakisch, Deutsch und Englisch. Wirklich ein gelungener Abend. Um halb fünf löste sich die Gesellschaft dann auf, nachdem die Pförtnerin des Heims schon dreimal da war, um uns daran zu erinnern, dass man unter der Woche die slowakischen Volkslieder mitten in der Nacht vielleicht nicht auf voller Lautstärke hören und dazu lauthals mitgrölen sollte…

 

Daniel wird durch den Flur gerollt, Flur-Party mit Wein, Weib und Gesang

Heute war es dann soweit. Der elfte Elfte um Elf Uhr Elf! (11.11 um 11:11). Karneval in Kölle? Nein, Karneval in Pressburg! Pünktlich zum Sessions-Beginn stellte ich die Lautsprecher in Richtung Flur und legte De Höhner mit „Viva Colonia“ auf. Natürlich maximale Lautstärke, versteht sich! Es dauerte zwar ein bisschen, bis der erste schlaftrunkende Student seinen Kopf aus der Tür streckte, aber nach einiger Zeit mit Kölschem Liedgut, Neuer Deutscher Welle, Deutschen und internationalen Evergreens und ein paar aktuellen Hits (also Musik, die ich sonst nicht freiwillig höre) versammelte ich schon ein paar feierwillige Leute vor meinem Zimmer. Schnell hatte ich heute morgen in unserem hausinternen Kiosk noch ausreichend kaltes Bier gekauft, so dass ich auch alle versorgen konnte. Die Jungs waren ja nicht auf diese Aktion vorbereitet.

11.11. Anton und Teriyuki, Alexandro

11.11. Adam, Antonio und Alexandro

Wie erwartet waren die slowakischen Studenten fast alle zu hause, aber das erste Opfer war wirklich ein Slowake. Anton mit Namen. Danach folgten noch Teriyuki (oder so ähnlich) aus Japan, Antonio und Alexandro aus Mexiko und Adam aus Moskau. Sie wollten mir alle erst nicht so richtig glauben, dass heute wirklich die Karnevals-Session in Köln eröffnet wird, aber dann fand ich im Internet einen Livestream vom WDR, der Livebilder vom Alten Markt übertrug. Sehr lustig. Und die Jungs hatten auch gar nichts gegen ein Bier am frühen Morgen…

11.11. – Adam und ich mit Corgon, Antonio

Jetzt (14h) sind wieder alle auf ihren Zimmern, aber wir haben uns schon wieder für heute Abend verabredet. Ich soll einfach die Musik wieder nach draußen auf den Flur stellen, dann werden sie alle aus den Zimmern kommen.

Oktober 2006 – Teil2

Ich hoffe, ich kriege noch alles zusammen…

Nachdem ich mich hier zehn Tage lang eingelebt hatte, bin ich erstmal wieder nach Hause geflogen, genauer gesagt nach Hahn, von wo mich meine Familie abgeholt hat, um mich zu unserem Familientreffen in die Nähe von Freiburg zu fahren. Das war ein sehr lustiges Wochenende mit Hausdrachen, Sauf-Liedern, einer Waldwanderung, Kegeln, und noch viel mehr mit Verwandten aus der ganzen Welt: die meisten natürlich aus Deutschland, aber wir haben auch ein paar Großcousins in der Schweiz und in Kanada (und ich glaube auch in Holland, aber da bin ich mir nicht mehr ganz sicher, vielleicht sind die auch nur eingeheiratet).

Nach einer Schicht im Aggua am Sonntag und einem Zahnarztbesuch am Montag Morgen ging es dann los: Die große Fahrt nach Bratislava! Den ganzen Vormittag über packte ich mein Auto. Schließlich musste alles da rein, was ich bis Weihnachten brauche. Ein paar Kleinigkeiten, ok, aber ein DJ-Mischpult ist schwierig im Flugzeug zu transportieren, und dann auch etwas teuer… Während dieser Aktion hörte ich Radio, denn Computer und Musikanlage waren ja schon abgebaut, und was musste ich da vernehmen? Fliegerbombe an der A3 bei Aschaffenburg hochgegangen. Ein Bauarbeiter tot und die A3 in beide Richtungen gesperrt! Bitte? Das war meine Autobahn! Na super! Und zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass es in der Umgebung dort keine vernünftige Umgehung gibt, außer Landstraße natürlich. Immerhin gaben sie etwas später durch, dass die Sperrung nur ein paar Stunden andauern würde, bis die Spurensicherung durch und die Bergungsarbeiten abgeschlossen wären. Also noch schnell zu meiner Oma, mich verabschieden, und dann ab auf die Autobahn.

Mein vollbepacktes Auto (Rückbank und Kofferraum)

Während der Fahrt Richtung Frankfurt gaben sie durch, dass die Vollsperrung aufgehoben sei, der Verkehr abfliessen würde und ansonsten die A3 frei wäre. Sehr schön! Leider war kurz hinter Frankfurt Schluss mit der freien Fahrt. Plötzlich stoppte der Verkehr und es rauschte ein Krankenwagen nach dem nächsten durch die in der Mitte gebildete Gasse, gefolgt von noch mehr Polizei und Feuerwehr. Nur ein paar Hundert Meter vor uns war ein Lkw in zwei Pannen-Fahrzeuge auf dem Seitenstreifen gerast und hatte ein großes Chaos angerichtet. Das sah ich aber erst etwa anderthalb Stunden später, als die Polizei endlich eine Spur öffnete und wir weiter fahren konnten. Dafür war die Autobahn jetzt wirklich absolut frei, ich hatte dank der angenehmen Außentemperaturen schon eine ausgiebige Rast hinter mir und so fuhr ich durch bis Regensburg, wo ich dann auch mal sowohl das Auto als auch meinen Magen voll tanken konnte.

Die restliche Fahrt war relativ unspektakulär. Ich hielt noch an der deutsch-österreichischen Grenze, wo ich die obligatorische Vignette und einen Four-Pack RedBull kaufte und fuhr über Linz und Wien bis in die Slowakei. Das letzte Stück in Österreich war leider nur Landstraße, aber um die Uhrzeit kam ich da auch zügig voran. Und so landete ich schließlich nach etwa 980 km und elf Stunden Fahrt in meinem Studentenwohnheim, nicht ohne vorher noch ein paar fiese Schlaglöcher in Bratislava mitnehmen zu müssen. Die Straßen sind hier teilweise leider in einem nicht so guten Zustand…

Ankunft in Bratislava: Novy Most und die Krönungskirche

 Am Dienstag richtete ich mich dann ganz gemütlich in meiner Zimmerhälfte ein (Computer, DJ-Pult, Musikanlage usw…) und am Mittwoch ging es weiter zur BauFak (Bau-Fachschaften-Konferenz) zurück nach Deutschland, nämlich nach Dresden. Ich nahm noch zwei Slowaken (Michal und Gabi) mit, und so präsentierten wir zu dritt die Deutsch sprechende Fachschaft der STU Bratislava. Auf dem Weg dorthin (ist übrigens von hier näher als von Köln aus!) fuhren wir durch ein tschechisches Dorf nahe der deutschen Grenze. Dort sah ich zum ersten Mal, was ich bisher nur aus diversen Zeitschriften oder aus dem Fernsehen kannte. Ein Puff neben dem anderen, dazwischen Sauna-Clubs und Geldwechselstuben. Auf den Straßen Schulter an Schulter die Nutten und vor und hinter dem Ort kleine Bretterbuden mit Schaufenster, in denen sich die Mädels an Stangen räkelten. Wow! Das hatte ich echt nicht erwartet! Ich war ehrlich gesagt schockiert, vor allem weil in den Seitenstraßen scheinbar der ganz normale Alltag herrschte. Kinder kamen von der Schule nach Hause, Frauen lehnten sich aus dem Fenster, um mit den Nachbarn zu tratschen und Männer kehrten das Laub vom Bürgersteig. Was für ein Kontrast!

Michal und Gabi auf dem Weg zur BauFak

Auf der Baufak wurde vier Tage lang viel gearbeitet, diskutiert, debattiert und natürlich auch gefeiert, so dass wir am Sonntag schon ziemlich fertig waren. Immerhin brachte jede Fachschaft eine Kiste Bier aus der eigenen Stadt mit, dass auf der Abschluss-Party am Samstag Abend verköstigt wurde. Interessanterweise ging das „Zlaty Bazant“ aus Bratislava am schnellsten weg. Noch vor dem Tschechischen „Pilsner Urquell“! Trotz der Müdigkeit ließen wir es uns aber dennoch nicht nehmen, auf dem Rückweg einen Abstecher nach Prag zu machen, wo Gabis Schwester Psychologie studiert. Wir mussten uns allerdings durchfragen, um zum Treffpunkt zu gelangen, nur waren die Passanten zu 100% alle Touristen: die ersten waren Deutsche, die nächsten Engländer und die dritte Gruppe kam aus Dänemark! Na ja, wir fanden trotzdem zum Busbahnhof und tranken einen gemütlichen Kaffee in einem Café, das sich „Therapie“ nannte. Na ja, Gabis Schwester studiert ja schließlich Psychologie. Von der Stadt selber sahen wir leider nicht wirklich viel, aber das, was wir sahen, war schon sehr schön. Vielleicht werd ich da demnächst mal ein Wochenende hinfahren…

Das Plenum auf der BauFak: In engen Reihen wird heiß debattiert!

Ja, und dann war der Oktober auch schon zu Ende… Na ja, fast. Schließlich gab es ja noch den 31.10. Das Reinfeiern in Allerheiligen, auch Halloween genannt. Ich war gerade mit meiner Mutter am telefonieren, da stürmte der Peter von zwei Zimmern weiter ins Zimmer. Ich müsse mich sofort anziehen, in zwei Minuten müssten wir los! Na gut, ich beendete das Telefonat (da hatte ich ja auch noch keine slowakische Nummer und es wär eh teuer geworden), machte mich fertig, und wir gingen los. Daniel wollte nicht mit, aber ich glaube, der feiert eh nicht so gerne. Erst trafen wir uns mit ein paar seiner Leute in einem Pub zum „Vor-Glühen“ und dann fuhren wir mit zwei Taxen in ein anderes Studentenwohnheim am anderen Ende der Stadt, wo eine große Halloween-Party geschmissen wurde. Die kostete sogar Eintritt (50 Kronen?), aber das Bier war wie immer billig! Obwohl ich zum Feiern lieber Be-Ton trinke. Egal, irgendwann endete die Nacht wegen einer Ex-Beziehungskrise. Also wir hatten ein Ex-Pärchen dabei, die zwar noch zusammen eine Wohnung haben, sich aber eigentlich nicht mehr so gut verstehen, auch schon seit einiger Zeit auseinander sind und trotzdem zusammen Halloween feiern, weil sie ja noch einen gemeinsamen Freundeskreis haben! Woher kenn ich das bloß? Ich dachte, nur wir Deutschen wären so bekloppt! Ich rate euch: Hütet euch vor… Ach nein, ich rate euch lieber nichts, sonst trete ich zu vielen Leuten auf den Schlips!

Peter hat noch etwas vor! Und mein Be-Ton (Becherovka + Tonic)

So, genug erzählt! Den Rest kennt ihr schon. Und mehr kommt erst noch…

Joggen

Ja, ich habe es geschafft… Ich war gestern joggen; bis nach Österreich und zurück! Ok… Das war nicht all zu schwer. Die Grenze liegt ja auch nur ein paar Kilometer entfernt. Aber ich bin trotzdem ordentlich ins Schwitzen gekommen. Und Hantel-Training hab ich auch noch ein bisschen gemacht, also ein sehr erfolgreicher Sonntag, was den Sport angeht. Nur für den FC sah das Wochenende nicht so gut aus! Haben die wirklich 3:1 in Koblenz verloren? Warum brauchen die bloß immer nen Knipser vorne, um gewinnen zu können? Kann doch nicht sein, dass die ganze Mannschaft schlecht spielt, nur weil der Helmes verletzt ist…

Meine Laufstrecke (von der Novy Most bis Österreich und zurück)

Ansonsten nicht viel Neues. Hab heute die Aufgabenstellung für das Projekt beim Herrn Nemcek bekommen und hab wieder fleissig Slowakisch an der Sprachschule gelernt… Hab ich Herr Nemcek gesagt? Ich meinte natürlich Mister Bean! Dieser Typ sieht echt genau so aus wie Rowan Atkinson. Ich werd schauen, dass ich von dem ein Foto kriege!

Zwei ganz aktuelle Bilder: Uni-fertig und am Computer

So, und jetzt gibt’s noch den 2. Teil vom Oktober…

Langes Wochenende

Ich wasche Wäsche… Nein! Ich lasse Wäsche waschen. Mein Studentenwohnheim hat nämlich einen besonderen Service. Man gibt die Wäsche ab, sagt mit wie viel Grad die gewaschen werden soll, kriegt einen Zettel mit Uhrzeit drauf (also ich Nicht-Slowake habe einen bekommen) und holt sie dann wieder ab. Ich hab der Frau auch mein Waschpulver und den Weichspüler da gelassen. Ich hoffe, sie benutzt das hausinterne Waschmittel oder kommt mit den deutschen Bezeichnungen zurecht und benutzt nicht den Weichspüler als Flüssig-Waschmittel…

Ansonsten genieße ich das lange Wochenende, lass es mir alleine in meinem Zimmer gut gehen (Daniel ist wie immer bei seinen Eltern in Nitra) und ärgere mich, dass ich meinen Arsch nicht zum Joggen in die Kälte bewegen kann. Dabei hab ich mir dafür doch extra einen neuen Trainingsanzug gekauft. Na ja, jetzt sitz ich halt im Trainingsanzug vor dem Rechner und schreibe ein bisschen in meinen Blog. Aber für morgen habe ich schon einen Plan. Kurzhantel-Training und 10km-Lauf entlang der Donau. Mal schauen, ob ich den Schweinehund in mir überwinden kann!

Meine Bude als Kollage (links nicht sichtbar: Daniels Bett)

Ich habe mir gestern ein slowakisches Handy zugelegt. Ich weiss, ich wollte eigentlich gar kein Handy mehr haben, aber wir haben hier im Studentenwohnheim keinen Telefonanschluss, und andauernd mein deutsches Handy zu benutzen ist mir definitiv zu teuer. Aber ich fliege im Dezember ja auch mal wieder mir RyanAir, obwohl das die letzte Fluggesellschaft überhaupt ist, und ich mir schon letztes Jahr geschworen hatte, nie wieder mit denen zu fliegen. Aber als armer Student muss man leider zu oft aufs Geld gucken. Das mache ich sonst überhaupt nicht gerne. Und das, obwohl hier fast Alles im Vergleich zu Deutschland viel billiger ist. (Außer Trainingsanzüge natürlich)

Die Diele, das Bad und das WC (drei Bilder!)

Gerade habe ich einen der Mexikaner auf dem Flur getroffen. Der war mit seinen Landsleuten in Brno (Brünn) in Tschechien, um sich da ein Mies-van-der-Rohe-Haus anzuschauen. Er meinte, dass sollte ich auch noch unbedingt dieses Jahr machen, denn ab Januar wird es für 5 Jahre(!) saniert. Hmm… Ich frage mich, ob ich nicht besser in 5 Jahren noch mal nach Brünn fahren sollte, und es mir dann angucke, wenn die so lange zum Sanieren brauchen. Aber er meinte, es würde sich auf jeden Fall lohnen.

So, werd mal meine Wäsche abholen gehen…

Schnee

Es schneit… Ich sitze im meinem mollig warmen Studentenzimmer und draußen fällt die weiße Pracht. Wer hätte das gedacht? Noch vor zwei Wochen hatten wir über 20 Grad und ich lief im T-Shirt zur Uni, und jetzt haben wir zwei Grad plus und durch den Wind gefühlte minus zehn! Gut, dass ich mein Auto hier hab. Ich bin heute auch direkt in den Auto-Laden gelaufen und hab Frostschutz für Kühler und Scheibenwischer gekauft, damit ich nicht blöd da stehe, wenn es demnächst auch tagsüber Minus-Grade gibt.

Ansonsten genieße ich die freien Tage, die wir von Rektor und Dekan geschenkt bekommen haben. Ich mache Musik (das DJ-Equipment hat zum Glück noch in mein Auto gepasst), werke fleissig fürs Rollenspiel, geh shoppen (na ja, bisher nur ein Trainingsanzug) und schau mir mal die Ecken von Bratislava an, die ich bisher noch nicht gesehen hab.

Dazu gehört zum Beispiel der Stadtteil Petrzalka südlich der Donau, der in den Achtzigern von den Kommunisten hochgezogen wurde, und dessen Plattenbauten rund 120.000 Menschen (also etwa einem Viertel der Einwohner Bratislavas) Platz zum Wohnen gibt. Oder aber auch der „Zlaté Piesky“ (Goldener Sand) im Nord-Osten der Stadt. Dort ist in einem Industriegebiet rund um einen alten Baggersee (deshalb wahrscheinlich der Name) ein großes Einkaufszentrum entstanden, mit 24-Stunden-Supermarkt und allerlei anderen kleinen Läden und Boutiquen. Ich hab’s auch schon geschafft, mal zu „meinem“ Fahrradweg nach Vrakuna zu fahren, aber den haben sie wirklich nur sehr einfach gehalten. Schade! Dabei hatte ich ihn doch so schön geplant… Aber wie immer gab es zu wenig Geld, und da haben sie halt nur ein bisschen geteert und abmarkiert, ohne wirklich großartig etwas zu verändern. Also keine Kreisverkehre und immer noch Straßenlaternen auf dem Weg! Sieg der Ökonomie über die Ästhetik, wie immer…

 

Petrzalka (Im Vordergrund die Neue Brücke)

Langsam wird die Bude hier zu einem zu Hause. Hoffentlich gewöhne ich mich nicht an diese Situation. Ich wollte mich doch nach meinem Studentenappartement in Köln vergrößern und nicht verkleinern. Aber ich halt die Augen offen, dass ich so schnell wie möglich meine eigenen vier Wände bekomme…

Der große Kater

Was soll ich schreiben? Deutschland spielt nicht im Finale! Und hier war die Hölle los…

Dienstag war ich erst mit Francesco im Schwimmbad. Danach habe ich mich fein gemacht und wir sind nach Sesto Fiorentino – einem Vorort von Florenz – gefahren, wo die Leute von Francescos Verein in einem Park eine Leinwand mit Bar und Sitzen davor aufgebaut hatten. Vor, während und nach dem Spiel gab’s Musik –Swing, Canti Italiani und Ähnliches – und generell war da auch ganz gut was los. Ich hatte erwartet, dass es auch was zu essen gibt und hatte vorher noch nichts im Magen, aber sie hatten dort nur einen kleinen Aperitivo: Nachos, Oliven, saure Gürkchen, eingelegte Tomaten etc. Sehr lecker, aber nicht sehr sättigend, und ich brauchte doch eine Grundlage! Und die Longdrinks hatten es dort auch gut in sich!

Ich hatte mein Italien-Shirt drunter und das Deutschland-Trikot darüber angezogen. Francesco und ich waren dort die einzigen, die für Deutschland hielten. Ich hatte aber immer die guten Aktionen beider Mannschaften beklatscht – was mir das Gelaechter meiner Sitznachbarn einbrachte („Grande Cannavaro“ und „Super-Lehmann“) – während Francesco behauptete, er könne für diese Italienische Mannschaft nicht jubeln (zu viel Juve und Skandal im Spiel – Juve soll wahrscheinlich in die dritte Liga Zwangsabsteigen). Bis zur 119. Minute sah es so aus, als ob das Spiel meinem Empfinden entsprechen würde, und dann: PENG – PENG! Doppel-Klatsche! Grosso, Del Piero – aus! Ich war wirklich schockiert! Kein „It’s your Heimspiel“ mehr und kein 4. WM-Titel für Deutschland! Francesco war außer sich. Er trat einen Plastikstuhl so heftig, dass er bestimmt zwanzig Meter weit flog. Die Italiener konnten sich auch nicht mehr halten. Die DJs legten auf und wirklich alle (außer Francesco – selbst Giuglia konnte den armen Mann nicht trösten) tanzten wie verrückt auf dem Rasen herum und betranken sich an ihren Gefühlen.

Francesco montierte später seine Fahne trotzig an seinem Dachgepäckträger und fuhr mit uns in die Stadt. Das brachte uns in mehrere brenzlige Situationen, als alkoholisierte Italiener versuchten diese zu klauen und zu verbrennen. Zum Glück hatte ich mein Italien-Shirt an! Francesco fuhr erst Giuglia und ihre Cousinen nach Hause und ließ sich dann von mir überreden, noch ins Zentrum mitzukommen und den Italienischen Sieg zu feiern. Wir trafen uns mit den anderen Deutschen in einem Pub, tranken ein paar Longdrinks und zogen mit zig-tausenden jubelnden und grölenden Italienern durch die Straßen von Florenz. Francesco verabschiedete sich gegen halb drei (glaube ich), weil er gestern trotz allem arbeiten ging. Ich „musste“ bis 7 Uhr durchfeiern, weil um acht Handwerker zu uns kamen. Mit weiteren zwei Flaschen Weiß-Wein und genug feierfreudigen Menschen in der Stadt war das auch kein Problem.

Stark alkoholisiert trat ich gegen halb acht meinen Heimweg an. In den Bars frühstückte die arbeitende Bevölkerung und schüttelte nur den Kopf über einen mit glasigen Augen im Zickzack laufenden Tifoso, der – weil es schon so warm war – sein Italien-Shirt geschultert hatte und früh am Morgen seinen prächtigen Bauch der Öffentlichkeit präsentierte… Im Bus traf ich Marianna, unsere Putzfrau, die auch nur lachte, als ich ihr erzählte, warum ich so früh noch unterwegs war. Zu hause warteten auch schon die Handwerker auf mich. Ich ließ sie rein und legte mich auf die Couch, auf der ich innerhalb kürzester Zeit friedlich einschlummerte. Zum Glück schaute unser Nachbar ab und zu nach dem Rechten – ich war dazu nicht mehr in der Lage. Ach ja, und Mena rief gegen 9 an. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil ich noch nicht zurück war, als sie aus dem Haus ging. Sie hatte schon bei Bruna im Büro angerufen, und gefragt, ob der Francesco bei der Arbeit wär – sie arbeiten ja zusammen – und der hatte ihr zum Glück gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen solle, mir würde es gut gehen.

Gegen 12 kam dann Marianna und ich konnte endlich ins Bett. Die Handwerker hauten um eins ab, ich schlief nur bis um zwei, und traf mich dann mit Francesco wieder im Schwimmbad, wo ich noch ein bisschen in der Sonne ratzte. Mir ging es den ganzen Tag lang so übel! Ich hatte einen Riesen-Kater und konnte bis zum Nachmittag keine feste Nahrung zu mir nehmen. Selbst der Konsum von kaltem, klaren Wasser bereitete mir ein flaues Gefühl im Magen. Aber ich hatte ja auch gut gebechert: Einen halben Liter Bier, insgesamt vier ganz schön ordentlich gemixte Wodka-Lemon und zum Schluss ungefähr noch eine Flasche Wein. Eine ungesunde Kombination!

Viel mehr war nicht. Doch! Ich hab endlich meine Fotos abholen können nach dem Schwimmbad. Sie waren tatsächlich fertig! Ich hab sie auch direkt eingescannt und stell sie gleich auch in die Galerie… Danach noch ein Abendessen bei Bruna und Mario mit interessanten Meeresfrüchten in der Pasta und Muscheln hinterher – ich weiß nicht, wieso mir da nicht wieder schlecht wurde, aber ich konnte das Alles ohne Probleme essen – und das zweite Halbfinalspiel auf Großleinwand. Schade, ich hätte gerne Portugal im Finale gesehen. Wer weiß jetzt, wie die WM ausgeht? Vorher war klar: Wir sind Weltmeister, aber jetzt? Kommt immer Alles anders als man denkt…

Jetzt sind wieder die Handwerker da, aber ich war ja früh im Bett und konnte ohne Probleme um 8 die Tür aufmachen. Ist erstmal nix mit innerem Wecker. Morgen vielleicht wieder…

So, eine Woche noch, Jungs und Mädels! Dann geht’s wieder zurück in die Heimat. Kein Lampredotto und kein dolce Vita mehr. Dann gibt’s wieder gute deutsche Kost und deutsche Ordnung. So wie ich nun einmal bin und ihr mich kennt 😉 Aber eins muss ich sagen: Die Italienische Bahn ist pünktlich. Trotz dolce Vita und akademischer Viertelstunde! Nicht so wie unsere DB…