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Kneipentour

Also, letzte Nacht! Wir kamen erst spät von der Bruna nach Hause, und so waren den ganzen Abend über die Fenster geschlossen gewesen. Dementsprechend stand die heiße Luft in der Wohnung, und wir machten alle Fenster zum Schlafen auf. Aber mit der kühlen Luft kamen natürlich auch – na? – die Mücken. Vier Stück an der Zahl nur in meinem Zimmer! Eine noch dazu im Bad und noch ein paar andere in der Wohnung verteilt. In dieser Nacht sollte die blutigste Schlacht von Florenz geschlagen werden. Der Schaden auf meiner Seite hielt sich in Grenzen, der Feind jedoch wurde vernichtend geschlagen. Um fünf Uhr morgens erst sollte ich den wohlverdienten Schlaf des tapferen Ritters schlafen. Mena und Lorenzo haben das Ganze gar nicht mitbekommen. Ich glaube Italiener werden generell nicht gestochen. Die Mücken stehen scheinbar eher auf das süße deutsche Blut…

Ich habe endlich einen APS-Film für meinen Fotoapparat gefunden. Beim superottico (dem Super-Optiker). Jetzt mach ich immer schön Fotos von den Orten, an denen ich mich aufhalte und werd die auch ins Netz stellen. Abends war ich mal wieder joggen und nach dem Spanien-Spiel (schade, dass Tunesien das 1:0 nicht halten konnte) hatte ich Lust auf ne Kneipentour. Die Christiane hatte mich auf die Idee gebracht.

Ich ging erst in eine Szene-Bar an der Piazza del Carmine, die mir Francesco empfohlen hatte. Hatte ich gesagt, 4,50€ für ein Bier wären unsportlich? Was haltet ihr von sechs Euro? Unglaublich! Na ja, war eh nicht viel los da. Ein bisschen Schiki-Micki-Publikum, die sich auf Französisch unterhielten, obwohl kein einziger aus Frankreich kam (très chic) und ein paar Pärchen, die wie ich das laue Wetter genossen. So zog ich weiter in ein Irish Pub, wo ganz ordentlich Stimmung herrschte. Dort lernte ich eine Gruppe Amerikaner kennen, die für ein paar Wochen in Florenz verschiedene Kurse (Geschichte, Fotografie, Kunst etc.) belegen, um Credits für ihr Studium zu sammeln und das dann prima mit Urlaub verbinden können. Ein Mädchen fragte mich direkt, ob ich ein bisschen Kraut hätte. Ihr müsst wissen, dass die Amerikanischen Jugendlichen ziemlich viel kiffen. Sie denken, nur weil es in Holland legal ist, wäre es überall in Europa legal. Für sie ist Europa ein einziges Land und London die Hauptstadt, oder war es Paris? Oder Berlin? Nein Rom, oder? Obwohl, ein paar Amerikaner wussten ziemlich gut Bescheid. Vielleicht kommt es drauf an, ob sie vom Land oder aus der Stadt kommen. Die Texaner schienen auf jeden Fall am wenigsten gebildet zu sein. Mit der Gruppe zog ich auf jeden Fall noch ein bisschen durch die Stadt, holte mir beim McD am Bahnhof noch drei Hamburger (warum kosten Cheeseburger bitte 1,50?) und wanderte so gegen halb drei nach Hause.

Und heute hat mich dieser blöde innere Wecker schon wieder pünktlich viertel nach zehn aus meinen süßen Träumen gerissen!

Das „wahre“ Zentrum

Gestern hab ich einen Gammeltag eingelegt. Ich hab lange geschlafen und das Frühstück ausfallen lassen. Mena und Lorenzo waren bei seiner Mutter, weil ihre Haushälterin sonntags frei hat. Ich hab mir ein paar Nudeln mit Hackfleischbällchen gemacht, und diese auf der Terrasse verspeist. Nach dem Essen hat meine Familie angerufen. Wir haben über eine halbe Stunde telefoniert und die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht. Schön, dass es in Deutschland auch endlich richtig Sommer wird. Von vier bis sechs bin ich in meinem Zimmer verschwunden und hab gelesen und geschrieben (Tagebuch und Rollenspiel).

Zwischendurch schrieb ich ein paar SMS mit Francesco. Ich hab noch nicht raus gefunden, was eine Nachricht kostet, aber der Minutenpreis ins Festnetz und in alle italienische Mobilfunknetze liegt selbst mit der Prepaid-Karte nur bei 19 Cent/Minute; da kann ne SMS nicht viel kosten, zumal die Italiener recht viel schreiben. Obwohl das die Deutschen auch tun, und bei uns kosten SMS bis zu 39 Cent das Stück! Jedenfalls haben wir uns dann um halb sieben in der Stadt getroffen, haben ein Bierchen zusammen getrunken und einen Spaziergang durch das „wahre“ Zentrum gemacht. So nennt Francesco die etwas weniger Touristenbelastete Innenstadt auf der Südseite des Arnos. (Die meisten Sehenswürdigkeiten und die historische Altstadt befinden sich auf der Nordseite) Wir beide kommen sehr gut miteinander aus. Francesco sagt, dass ich ihm sehr gut tue. Seine Exfreundin hat ihn erst vor kurzem verlassen, da ist er um die Ablenkung froh, die er hat, wenn er mir Italienisch beibringt oder ich ihm Deutsch. Bis jetzt sieht das so aus: Entweder wir sprechen Italienisch. Dann korrigiert er mich und sagt mir ggf. die entsprechende Regel, wenn ich einen Fehler mache, oder er nennt mir eine Vokabel, wenn ich nicht weiter weiß. Oder aber wir sprechen Deutsch, dann läuft es genau anders herum ab. So wird das Lernen nie langweilig. Jetzt weiß ich auch was der Unterschied zwischen un passero (ein Spatz) und una passera (eine Mö**) ist. Aber das ist nicht ganz jugendfrei! Und die nennen hier einen Platz „Piazza della Passera“. Pfui Geier, des will ich gor nich wissen! Ja, pfui Geier, äh öh! (sagt der Ulkbär)

Dann musste ich mich auch schon sputen, denn um acht musste ich bei der Bruna zum Abendessen sein. Weil ich doch ein bisschen spät dran war, und ich die vier (Bruna, Mario, Mena, Lorenzo) nicht warten lassen wollte, rief ich von unterwegs an. Ich lauf ja hier überall zu Fuß hin – in den nächsten Tagen werd ich mir ein Fahrrad organisieren! Aber die Mena meinte nur, ich solle mir keine Sorgen machen, und der Anruf wäre doch gar nicht nötig gewesen, das Essen sei ja eh noch nicht fertig. Also es gab: frische Gurken und Tomaten, panierte Zucchini-Blüten, Schnitzel Wiener Art, dazu grüne Bohnen und Kartoffeln, als Nachtisch Obst (lecker Ananas und Melone) und Eis. Aber was für Eis! Feinste Pralinés von De Medici al gusto Pistacchio, Peperoncino (ja, wirklich), Cassata, Cioccolato, Fior di Latte… Schade, dass ich euch davon keine mitbringen kann! Und dazu natürlich Caffè und hausgemachten Limoncello. À propos hausgemachter Limoncello: Am Mittwoch kommt die Bruna hierhin und wir machen zusammen mit der Mena ein paar Liter von dem herrlichen Gesöff. Und davon werde ich definitiv ein Fläschchen mitbringen. Wie ihr euch denken könnt, ging das Ganze ein paar Stündchen und so kamen wir erst gegen halb eins wieder zu Hause an. Und von der aufregenden letzten Nacht erzähl ich später…

Am Meer

Ein unglaublich schöner Tag. Francesco hat mich gegen elf abgeholt – er war um halb zwölf da. Bei den Italienern ist es nämlich so: Man sagt nicht: „Ich hol‘ dich um elf ab“, man sagt: „Ich hol‘ dich mehr oder weniger um elf ab.“ (Ti prendo alle undici, più o meno.) Also hab ich in Ruhe noch meinen Milchkaffee getrunken und mein Schoko-Müsli gegessen und dann sind wir gefahren. Na ja, erstmal sind wir noch in Florenz an einen Auto-Grill gefahren, damit der Francesco seinen zweiten Caffè trinken und seine ich-weiß-nicht-wie-vielte Zigarette rauchen konnte. Ich hab mich mit ner Cola begnügt.

Von Florenz bis zum Meer sind es knapp 100 km. Bei Empoli (eine Viertelstunde von Florenz) wurde angezeigt, dass auf dem Weg nach Pisa eine Baustelle sei und es dort ca. 7 km Stop-and-Go geben wird. Also sind ALLE Italiener inkl. uns eine Ausfahrt vorher raus gefahren, um die Stelle zu umfahren. Mit dem Resultat, das wir ungefähr 10 km Stop-and-Go hatten. Wieder auf der Bundesstraße zurück – die Autobahn muss man schließlich bezahlen – riefen dann die beiden Freundinnen von Francesco an. Sie waren mittlerweile auch unterwegs und so verabredeten wir uns an einem weiteren AutoGrill kurz vor Pisa. Da es auch schon kurz vor eins war, aßen wir ne Kleinigkeit und fuhren dann weiter Richtung Meer.

Dummerweise sagte ich, dass ich nach dem Essen einen Caffè vertragen könnte – ich hatte da an eine nette Strandbar gedacht – und so fuhren wir umgehend in die nächste Bar. Es ist unglaublich, wie viel man in Deutschland für Kaffee bezahlt. Mal abgesehen von den Touristenzonen in den großen Städten zahlt man hier maximal einen Euro für einen Cappuccino. Dort zahlte ich nur 85 Cent! Und der schmeckt hier richtig gut. Mit aufgedampfter Milch und frisch gemahlenem Espresso.

Endlich Meer. Nach ein paar Runden, um einen kostenlosen Parkplatz zu finden, fanden wir ein schönes Plätzchen an einem öffentlichen Strand. Der größte Teil der Küste ist nämlich in privater Hand. Hier reihen sich tausende Sonnenschirme und Strandliegen, die man für teuer Geld mieten kann – wo dann allerdings nur eine handvoll Menschen liegen. Nur alle paar hundert Meter gibt es kleine Abschnitte, die zur freien Verfügung stehen. Na, wenigstens kann man die ganze Küste entlang am Meer spazieren gehen. Da lob‘ ich mir doch Sardinien. Da gibt es die schönsten Strände noch völlig unberührt, höchstens ne Strandbar mit Dusche gibt es da.

Die eine Freundin – Sylvia – stellte sich als Francescos romanzata heraus. Also muss ich nicht weiter spekulieren. Wir verbrachten einen sehr gemütlichen Nachmittag am Strand. Viel Sonne, Baden, Lesen, ein Eis, ein ausgiebiger Spaziergang und viel Faulenzen. Ich merke mal wieder, dass man eine Sprache wirklich am besten im Land selber lernt. Wo lernt man sonst so schöne Worte wie una canna (ein Joint) oder il ex-marito (der Ex-Ehemann), oder so schöne Sprichwörter wie un cavallo donato non si guarda nella bocca (Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul)?

Die beiden Mädels ließen wir dann am Strand zurück, schließlich wollten wir das Italien-Spiel gucken. Nach einer unaufregenden Rückfahrt, die ich schlummernd auf dem Beifahrersitz verbrachte – die Sonne und das Meer machen ganz schön müde – brachte mich Francesco nach Hause, wo ich schnell duschte und mir noch zwei Brote und was Süßes rein pfiff. Ich hatte mächtig Kohldampf und hoffte, dass es bei Francescos Freunden noch ein paar Chips zum Knabbern geben würde. Francesco holte mich dann kurz vor neun ab, und wir düsten über ausgestorbene Straßen zu unseren Gastgebern. Wo hatte ich gedacht, dass ich bin? Warum hatte ich diese beiden Brote gegessen? Wir waren zwar nur zum Fußballgucken verabredet, aber die Gastgeber – auch Arbeitskollegen von der Bruna – hatten ne kleine Party draus gemacht und es gab natürlich all die bekannten piatti: Salat, Nudeln, gefüllte Teigtaschen, süßes Gebäck mit Ananas und einen Likör zum abrunden. Und Chips natürlich auch. Ach so, und Fußball gab es übrigens auch. Italien hat miserabel gespielt und den USA ein Unentschieden geschenkt.